Knolls Entdeckungen auf der ProWein mit Weckruf-Charakter - Teil I

01.04.2013 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Düsseldorf) - Drei Tage lang war Düsseldorf mal wieder Deutschlands Weinhauptstadt. Die inzwischen 20. Fachmesse ProWein, 1994 in einer halben Messehalle gestartet, war Anziehungspunkt für Experten und Erzeuger aus vielen Ländern. Wie immer in den letzten Jahren reichten bei vielen Besuchern die drei Tage nicht für eine Entdeckungsreise um die ganze Welt. Rudolf Knoll hat willkürlich ein paar Tipps parat – und Zahlen:

 

Für die Düsseldorfer Messe war es einmal mehr eine Erfolgsmesse. Durch zwei zusätzliche Hallen fanden diesmal 4783 Aussteller aus 48 Ländern Platz, denen über 44 000 Fachbesucher gegenüber standen (rund 3500 mehr als in 2012). Über 300 Veranstaltungen an den Ständen und im neuen Forum in Halle 7.1 waren dem Thema Wein gewidmet. Die Umorientierung (z.B. der deutsche Wein jetzt in der Halle 6 statt vorher in der 4) schmeckte nicht jedem. Und der Termin wurde besonders vom deutschen Fachhandel kritisiert, weil die Tage vor Ostern wichtige Verkaufstage sind. Wenigstens ist das im nächsten Jahr kein Problem mehr; dann sind die Feiertage erst gut drei Wochen nach dem 2014er Termin (23. bis 25. März).

Entdeckungen sind bei der Vielzahl der Aussteller jede Menge möglich. Oft hilft der Zufall. Zum Beispiel bei einer Visite des kroatischen Länderstandes, als sich ein Besuch des Nürnberger Top-Restaurants Essigbrätlein vor einem Jahr als nützlich erwies. Restaurantleiter Ivan Jakir besuchte seine Landsleute auf der Messe, erinnerte sich aber auch an den Journalisten und grüßte freundlich. Naheliegend die Frage: „Welcher Winzer hier ist der Beste?“ Jakir verwies auf Mladen Rožanić vom Weingut Roxanich aus Nova Vas, der gleich darauf mit einer Serie eindrucksvoller Weißweine, die alle einige Wochen auf der Maische lagen, sowie nicht minder prächtigen Rotweinen aufwartete (roxanich.hr). Und er erzählte, dass es beim künftigen EU-Neuling Kroatien (ab 1. Juli 2013) seit kurzem eine Art Mini-VDP gibt, nämlich neun Betriebe, die als „Grand Cro“ firmieren (grandcro.com) – für Weinkenner und Facheinkäufer, die Neuland betreten wollen, eine interessante Information.

Eine Entdeckung war allerdings zunächst im seit wenigen Jahren intensiver genutzten Oberstübchen 7.1 zu machen. Hier war Stephan Schwedhelm vom Klosterhof in Zell/Zellertal eine angenehme Überraschung mit jungem Silvaner, Riesling, Gewürztraminer sowie einer roten Cuvée („Tria R“) und einem ungemein eleganten St. Laurent, beide aus dem Jahrgang 2009 (klosterhof-zell.de).

Rheinhessen kann inzwischen ein Großaufgebot guter Winzer vorweisen. Zu den weniger Prominenten gehören zwei Mitglieder der Gruppe „Message in a bottle“, nämlich das Weingut Bäder in Wendelsheim und Meiser in Gau-Köngernheim. Beim durchgängig ausgezeichneten Sortiment von Jens und Katja Bäder sei besonders auf einen ungemein gehaltvollen Blanc de Noirs von Spätburgunder und Frühburgunder sowie auf einen herrlich ungeschminkten Riesling-Sekt, Methode Rurale (nur eine Gärung), verweisen, der Weckruf-Charakter hat. Frank und Doris Meiser imponierten besonders mit einem 2011er Riesling Goldkapsel und einer feinwürzigen 2012er Scheurebe.

Erfreulich aus Rheinhessen außerdem: Das traditionsreiche Weingut Louis Guntrum in Nierstein hat unter Regie von Louis Konstantin Guntrum die einstige Krise weit hinter sich gelassen und mit dem neuen, vormals in VDP-Gütern tätigen Kellermeister Dirk Roth einen prächtigen Jahrgang 2012 in den Keller gebracht. Und in Badenheim Nähe Wöllstein in der „Rheinhessischen Schweiz“ zeigt seit einigen Jahren der Schönborner Hof der Familie Fogt Qualitäts-Flagge. Junior Georg Fogt sieht sich als Einzelkämpfer, der vor allem mit Riesling, Silvaner und komplexen Weiß- und Grauburgunder positiv auffällt.