Laurenz Maria Moser sieht Grüner Veltliner gefährdet

20.02.2013 - R.KNOLL

ÖSTERREICH - Ein Österreicher namens Moser „mosert“ in Sachen Grüner Veltliner (GV) und sieht die Vormachtstellung Austrias bei dieser Sorte allmählich in Gefahr. Laurenz Maria Moser, der im vergangenen Jahr eine Blindverkostung mit 40 Weinen aus zehn Ländern organisierte und registrieren musste, dass kein Österreicher die Nase vorn hatte, sondern ein deutscher Produzent (Weegmüller aus der Pfalz), fordert die Winzer unter seinen Landsleuten auf: Pflanzt wieder mehr Grüner Veltliner!

 

In nüchternen Zahlen betrachtet hat der gute Mann Recht. Flächenmäßig ist die Sorte im Schrumpfen begriffen. Sie wird heute noch auf rund 13 500 Hektar in Österreich angebaut. 20 000 Hektar waren es schon mal in der Zeit nach Einführung der Hochkultur durch Mosers Großvater Prof. Dr. hc Lenz Moser III., denn diese Erziehungsform begünstigte die Entwicklung der Rebe, von der man heute noch nicht genau weiß, wo sie eigentlich ihren Ursprung hat. Sicher ist nur, dass der Traminer ein Elternteil bei einer natürlichen Kreuzung war. Den zweiten Elternteil kennt man als St. Georgen nach seinem Fundort. Doch die dortigen Stöcke, die dem GV in der Reben-Genforschung zugeordnet werden konnten, sind nicht als eigenständige Sorte bekannt.

Moser befürchtet, dass die Rebe längerfristig auch in etlichen anderen Ländern in größerem Umfang angebaut wird. Vor allem die USA und Neuseeland hat er im kritischen Visier. „Da gibt es deutliche Tendenzen“. Seine Betrachtung ist dem Exportgeschäft gewidmet, auf dem er selbst tätig ist, aber er findet es auch nicht gut, „dass die Nachschubbasis dafür dramatisch geschrumpft ist“. Neben mehr als 30 Prozent Flächenverlust hätten auch die kleinen Ernten 2010 und 2012 zu einer „derben Knappheit“ geführt und eine regelrechte Preisexplosion bei den Trauben und beim Fasswein verursacht. Folge: Im Inland werde das gesamte Günstig-Segment durch ausländische Weine besetzt. Und im Ausland, wo Österreich mit allen Weißweinreben der Welt im Wettbewerb steht, wird die Luft sehr dünn. „Mengenverluste vor allem im deutschen Markt beweisen das.“

Die "Österreich Wein Marketing" (ÖWM) nimmt freilich Einbußen auf dem wichtigen deutschen Markt nicht so tragisch, weil sie zu Lasten der Einfachweine gehen. Man sah in den letzten Jahren nie gern, dass Grüner Veltliner als österreichische Leitsorte billig im Regal stand, manchmal zu 99 Cent/Liter. Damit verband sich ein Imageschaden. Unter dem Strich haben die Österreicher sogar ein kleines Werteplus bei den Exporterlösen in 2012. Der einstmals dominante Fasswein-Anteil, der Niedrigpreise möglich machte, liegt jetzt bei nur mehr 8 Millionen Liter. Zum Vergleich: 2006 waren es noch 23 Millionen Liter.

Dass die Anbaufläche deutlich abgenommen hat, hängt auch damit zusammen, dass die Fläche in Österreich insgesamt zurückging, meist in Fluren, wo keine überzeugenden Qualitäten möglich sind. Aktuell sind es noch rund 45 500 Hektar. Früher waren es nahezu 60 000 Hektar. Zudem ist der Rotweinanteil ähnlich wie in Deutschland merklich gestiegen (von etwas über 20 Prozent vor 15 Jahren auf rund 32 Prozent), was automatisch zu Lasten der wichtigsten Weißweinsorte geht.

Dennoch sieht Moser seine Lieblingssorte, die für ihn vor allem im Zusammenspiel mit Speisen ein Chamäleon ist, in Gefahr. „Unser Ziel muss es sein, Weltmarktführer beim Grünen zu sein und zu bleiben“, verlangt er. „Daher heißt das Motto: auspflanzen, auspflanzen, auspflanzen, um die 20 000 Hektar der achtziger Jahre wieder zu erlangen.“ Fragt sich nur, wo – und welche Sorten weichen sollen?