Manhattans Weinelite fürchtet um ihre Weinsammlungen

29.07.2013 - arthur.wirtzfeld

USA (New York) – Neun Monate nach Sandy, dem verheerenden Sturm mit Überflutungen in Teilen New Yorks, haben die Elite der Weinsammler immer noch keine Sicherheit was mit ihren gelagerten Weinen passiert ist. Die Weinelite der Metropole hatte ihre edlen und teuren Tropfen der „WineCare Storage“ anvertraut, einem Lagerkeller in Manhattan mit der Adresse 628 W 28 Street, dessen Betreiber einen 24-Stunden-Sicherheitsdienst, unterstützt von weiteren elektronischen Überwachungssystemen bietet. Der Firmenslogan ist nun ein Hohn für die besorgten Weinsammler: „We take great care of your wines“.

 

Einige der wohlhabenden Weinliebhaber haben nun WineCare verklagt, da Sie immer noch keinen Zugang zu ihren Bordeaux, Champagner, Barolo oder Chateauneuf-du-Pape haben. Einige von Ihnen befürchten, dass ihre Multi-Dollar-Sammlungen sogar zerstört sein könnten. Ein New Yorker Gericht hat nun die Anhörungen der klagenden Weinsammler genehmigt. Neben den eigentlich schlimmen Zerstörungen und die einhergehenden Verluste für die Bevölkerung durch Sandy „seien die Verluste an Wein zwar nur Nebensache aber dennoch handle es sich hier um Millionenbeträge“, so das Gericht.

WineCare lagert die edlen Weine bei konstant 12,7 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 60 Prozent – alles beste Voraussetzungen, wie das Unternehmen verspricht. Mittels eines Computerprogramms können die Eigner die Lagerung ihrer Schätze verfolgen. Die auch für finanziell potente Kunden dennoch hohen Gebühren beinhalten tägliche Zustellungen für Dinner-Partys oder Anlieferungen zu den Restaurants. Insgesamt lagerten bei Ankunft von Sandy in den Kellern von WineCare 27.000 Kisten Wein (rund 324.000 Flaschen).

Die Sturmfluten von Sandy hatten im Herbst letzten Jahres die Keller von WineCare, die rund 100 Meter vom Hudson River entfernt sind, komplett überflutet. Derek Limbocker, Firmengründer von WineCare besteht darauf, dass dennoch 95 Prozent der Weine in Ordnung seien. Man werde die Weine gerade umlagern und den Kunden danach sofort Zugang zu ihren Weinen gewähren. Aber einige der Weinliebhaber haben mittlerweile die Geduld verloren und vor Gericht ihre Ansprüche angemeldet. Sie begründen ihre Anklage damit, dass ganze Jahrgänge ihrer Sammlungen zerstört seien oder nicht mehr identifiziert werden könnten, da sich sämtliche Etiketten durch die Nässe gelöst hätten.

Um den Anklagen der erbosten Kunden zu entgegnen hat Derek Limbocker Gläubigerschutz beantragt. Er will WineCare weiterhin betreiben. Limbocker brauche nur „eine Atempause“, so sein Anwalt, um das Unternehmen zu reorganisieren. Allerdings hat Limbocker einen immer noch nicht festgestellten Schaden in den Kellern bei WineCare zu verantworten und muss sich diesbezüglich gegen kompetente Gegner wehren. Zu den geschädigten Kunden gehören beispielsweise so illustre Sammler wie Donald Drapkin, ein Hedge-Fonds-Manager, der den Wert seiner Sammlung auf 5,2 Millionen US-Dollar (rund 1,9 Millionen Euro) schätzt, oder Philip Waterman, ein Immobilien-Investor, der Weine im Wert von 300.000 US-Dollar (etwa 226.500 Euro) gelagert hatte. Außerdem hat unter weiteren Weinsammlern auch Lucio Noto, ehemaliger stellvertretender Vorsitzender von Exxon Mobil, seine Tropfen bei WineCare gelagert – die Werte seiner Weine sind allerdings nicht bekannt.

Auch Keith McNally, ein britischer Gastronom, der einige der erlesenen Restaurants in New York betreibt, hatte seine Weine WineCare Storage anvertraut. Sein von ihm bereits bezifferter Schaden von 3 Millionen US-Dollar (etwa 2,26 Millionen Euro) wird täglich größer, da er seit Sandy, also seit nunmehr neun Monaten nicht mehr an seine Weine herankommt und bis dato die erlesenen Weinwünsche seiner Kunden mit teuren Neukäufen befriedigen muss. Seine Weinsammlung bei WineCare beschreibt Keith McNally als „einzigartig und nicht ersetzbar“.

Der zuständige Richter Robert Gerber zeigt sich verärgert über die drängenden Anträge durch die Anwälte der beschädigten Weinsammler. „Die Naturkatastrophe kostete 44 Menschen das Leben und zerstörte mehr als 300.000 Häuser“, kommentiert Robert Gerber die Anträge. „Es gab Tausende von Opfern, die meisten haben weit mehr gelitten – dem gegenüber stehen nicht mehr vorhandene oder beschädigte Genussmittel.“

Laut Derek Limbocker seien Etiketten von rund 100 Fällen (rund 1.200 Flaschen) verloren gegangen und einige Tausend Flaschen seien entweder durch umgefallene Boxen oder beim Ausräumen des WineCare-Kellers zerbrochen. Trotzdem besteht Limbocker darauf, dass nur fünf Prozent der gelagerten Weine beschädigt oder verloren gegangen seien. Man sei immer noch dabei die Sammlungen zu reinigen und eine Bestandsaufnahme zu machen.