Neue Weinarchitektur in Südtirol Teil-II: Symbiose aus Funktion und Ästhetik

22.08.2013 - arthur.wirtzfeld

ITALIEN (Bozen) - Es sind die gekonnten Lösungen, die bei der neuen Weinarchitektur in Südtirol den Bedingungen und der Atmosphäre des Standortes gerecht werden. Neben der Ästhetik wurden auch die „inneren Werte“ berücksichtigt. So kann in vielen Kellerneubauten der elektrische Kühlbedarf verringert sowie ganz bewusst die Schwerkraft bei der Weinbereitung genutzt und damit weitestgehend auf elektrische Pumpen verzichtet werden. Das kommt wiederum der Weinqualität zu Gute – womit sich der Kreis zur Weinarchitektur schließt.

 

WEINGUT FALKENSTEIN: Das Weingut Falkenstein am Vinschger Sonnenberg besticht mit einer beeindruckenden Architektur – es wurde in den Hang hineingebaut und verbindet auf diese Weise das Notwendige mit praktischem Nutzen: Die Hanglage bot keine andere bauliche Lösung, die aber jetzt für eine natürlich Klimatisierung des Kellers sorgt.

SCHRECKBICHL: Der Umbau des Weinkellers von Schreckbichl wurde nicht nur als Bau-, sondern auch als Kunstprojekt verstanden. So erinnert der Holzteil der Fassade in Material und Gestaltung an Eichenholzfässer. Die Paneele aus schwarzem Streckmetall, die im Anklang an die ursprünglichen Gebäude der Sechziger Jahre eingesetzt wurden, symbolisiert hingegen die modernere Seite der Weinherstellung. Verbindendes Element sind Installationen aus poliertem rostfreiem Stahl in beiden Gebäuden – dem ursprünglichen und dem neuen.

KELLEREI MERLAN: Eine traumhafte Aussicht auf die Meraner Weinberge erwartet Besucher in der Panorama-Önothek der Kellerei Merlan Burggräfler. Hier war der Architekt Werner Tscholl am Werk, der wie kein anderer für die Weinarchitektur in Südtirol steht und unter anderem auch die Kellerei in Tramin geplant hat. „Es ging darum, an der bestehenden Kellerei unter bestmöglicher Nutzung des vorhandenen Geländes weiter zu bauen“, sagt er über das Projekt „Durch das Abnehmen des Satteldachs entstand neuer „Baugrund“, auf dem ein eingeschossiger verglaster Pavillon errichtet wurde. Das alte Gebäude wurde samt seiner Fresken erhalten, das neue ist ein weitum sichtbarer Anziehungspunkt.“

KELLEREI GIRLAN: Bei der Erweiterung der Kellerei Girlan ließ man sich in der Linienführung und Formgebung des Baus von der umgebenden Hügellandschaft inspirieren. Es wurde mit natürlichem Baumaterial und erdigen Farbtönen gearbeitet, um den Neubau möglichst stimmig in die Dorfstruktur zu integrieren.

WEINGUT PFITSCHER: In Montan hat man hingegen das Weingut Pfitscher unter dem Motto „Tradition wahren, Neues wagen“ sogar aus der Dorfmitte verlegt – mitten in die Weinberge. Dabei achtete man nicht nur darauf, dass sich die neue Kellerei trotz aller Modernität perfekt in die Landschaft einfügt, sondern auch auf eine energieeffiziente Bauweise. Dafür wurde das Gut mit dem Siegel „KlimaHaus Wine“ ausgezeichnet. 

 

Alle in Teil-I und II aufgeführten Beispiele zeigen, dass die Architektur beim Südtiroler Wein eine durchaus prägende Rolle einnimmt. Nicht nur große Kellereigenossenschaften, sondern auch kleinere Winzer haben sich mit ihrer modernen Architektur ein zeitgemäßes Erscheinungsbild gegeben. Sie alle und das Weinland Südtirol sind einen Besuch wert.

Lesen Sie auch Teil-! Teil-II "Visualisierte Weinkultur sinnlich erleben": mit Weingut Falkenstein, Kellerei Schreckbichl, Kellerei Merlan, Kellerei Girlan und Weingut Pfitscher.