Neuer Präsident in Österreich – beim Weinbauverband

16.11.2013 - R.KNOLL

ÖSTERREICH (Wien) - Führungswechsel im Österreichischen Weinbauverband! Weil der langjährige Präsident Josef Pleil aus Wolkersdorf (Weinviertel) nach genau gerechneten „23 Jahren und zehn Monaten“ sein Amt zur Verfügung stellte, wurde im Rahmen der „Weintaufe Österreich“ in Wien gleich sein Nachfolger präsentiert: Johannes Schmuckenschlager aus Klosterneuburg.

 

Dessen Name mag unbekannt sein, weil er nicht in Verbindung mit einem richtigen Weingut steht. Zwar absolvierte er die Facharbeiterprüfung im Bereich Weinbau und Kellerwirtschaft an der Weinbauschule Krems und gibt es Zuhause einen Weinbaubetrieb, den er 2006 übernahm. Aber dieser ist mehr ein Heuriger, in dem Schmuckenschlager wohl nicht allzu oft zu finden ist. Denn er ist bereits seit 2008 Nationalrats-Abgeordneter für die ÖVP und außerdem noch Bezirksobmann des Bauernbundes Klosterneuburg, Obmann des Weinbauvereins Klosterneuburg sowie Vizepräsident des österreichischen Bauernbundes.

Dass der neue Mann am Ruder des Weinbauverbandes (Hobby: Rudersport) keinen drastischen Kurswechsel vornehmen wird, ist anzunehmen. Erstens ist in Österreichs Weinbau derzeit vieles im Lot – wozu Vorgänger Josef Pleil in erheblichem Maße beitrug. Und der 35-Jährige war der Wunschkandidat von Pleil (Jahrgang 1949), der sich eigentlich schon vor einigen Jahren zurückziehen wollte. „Aber dann kamen Personen für meine Nachfolge ins Spiel, die mir nicht so recht gefielen“, plaudert der Ex-Präsident aus dem Nähkästchen. „Da habe ich nochmal kandidiert und gehofft, dass sich etwas anderes ergibt.“ Einer wie der Klosterneuburger eben. Er wurde schon zwei Jahre langsam auf das neue Amt vorbereitet und begleitete Pleil bei einigen Entscheidungen. Zuletzt war er, so lobt sein Vorgänger, mit seiner Hartnäckigkeit ganz wesentlich dafür verantwortlich, dass die Politik eine neue finanzielle Basis für die Österreich Weinmarketing absegnete und damit den Fortbestand der werblichen Aktivitäten sicherte. „In der Weinbrache ist Johannes Schmuckenschlager mittlerweile bekannt“, glaubt Josef Pleil.

Dass er in der Politik stark verankert ist, liegt wohl am Politiker-Gen der Familie. Sein Großvater war Stadtrat, der Vater Gemeinderat. Zwillingsbruder Stefan ist seit 2009 Bürgermeister von Klosterneuburg. Mit dem neuen Präsidentenamt kommen eine Reihe weiterer Funktionen auf ihn zu, unter anderem der Aufsichtsratsvorsitz der Weinmarketing. „Wer Weinbau-Präsident ist, hat ein halbes Dutzend weiterer Verantwortlichkeiten“, weiß Pleil, der diese Ämter bis Februar 2014 so nach und nach abgeben bzw. übergeben wird.

Das „Urgestein der österreichischen Weinbranche“ wurde für sein Engagement und die Unterstützung der heimischen Weinwirtschaft mit dem Ehrenring des Weinbauverbandes ausgezeichnet. Verantwortlich war er unter anderem für eine strenge Weingesetzgebung („Totengräber des Weinviertels“ nannten ihn dafür in den neunziger Jahren aufgebrachte Weinbauern) und die Gründung der regionalen Weinkomitees, die wiederum die DAC-Regeln für herkunftstypische Weine auf den Weg brachten.

Der demnächst 64-Jährige (Geburtstag am 28. November) hat keine Angst vor einem „Weinrentner-Dasein“. „Mir wird nicht fad“, lacht er. Drei hohe Ämter in den Aufsichtsräten bei der Hagelversicherung, der Niederösterreichischen Versicherung und dem Klosterneuburger Absolventenverband bleiben ihm, ebenso ist er bis 2015 Vizepräsident der Niederösterreichischen Landwirtschaftskammer.

Was ihm besonders am Herzen liegt, ist eine Umstrukturierung der 1860 gegründeten Klosterneuburger Weinbauschule, die eigentlich laut Pleil „die Mutter aller Weinbauschulen ist, aber international nicht anerkannt wird“. Denn das Schulsystem sorgt dafür, dass kein Absolvent – und sei er noch so gut – als anerkannter Oenologe durchgeht. Das hatte erst kürzlich das Internationale Weinbauamt (OIV) festgehalten. Pleils Zielsetzung ist der Status einer Hochschule a’la Geisenheim. Bislang kann an der Höheren Bundeslehranstalt für Wein- und Obstbau kein akademischer Grad erworben werden, weder Bachelor noch Doktor sind hier machbar. Eine Neuorientierung müsste die Politik anschieben. Klosterneuburg ist eine Dienststelle des Lebensministerium (eine schöne österreichische Bezeichnung für das Haus, das für Landwirtschaft und Co. verantwortlich zeichnet). Minister Niki Berlakovich ist ein Parteigenosse von Schmuckenschlager.