Peter Lehmann: Nachruf auf den Baron von Barossa

06.07.2013 - arthur.wirtzfeld

AUSTRALIEN (Angaston) – Einer der bekanntesten und beliebtesten Winzer Australiens, Peter Lehmann, verstarb am vergangenen Wochenende im Alter von 82 Jahren. Für seine Kollegen und für alle Weinliebhaber australischer Weine war Lehmann gleichbedeutend mit dem Barossa Valley.

 

Als „Baron des Barossa“ liebevoll tituliert wurde Peter Lehmann 1930 in Angaston, einem Dorf im Barossa Valley als Sohn in der fünften Generation geboren. Als Peter 14 Jahre alt war verstarb sein Vater Franz Lehman, damals der örtliche Pfarrer. Peter war als Kind ein Unruhegeist und bekannt dafür, dass er die Kirchenglocken genau dann läutete, wenn sie schweigen sollten und er schlich sich aus der Kirche, während die Gemeinde betete.

Seine Weinkarriere begann er im Jahr 1947 mit einer Weinlehre bei der alteingesessenen Winzerfamilie Yalumba im Barossa Valley, damals geführt von Rudi Kronberger. In 1960 verließ er Yalumba, um als Winzer und Manager beim ebenfalls damals schon renommierten Weingut Saltram zu wirken. Schon damals merkte er durch Innovationen auf. Bevor man sonst wo in Australien mit unbekannten Rebsorten experimentierte pflanzte Peter Lehmann Weißweinreben wie den Muskateller.

Als Ende der 1970er Jahre sich multinationale Unternehmen die Sahnestücke australischer Familienweingüter einverleibten - damals wurde Saltram von der Dalgety Group übernommen - verließ Peter Lehmann 1980 frustriert seine Wirkungsstätte, um eine eigene Kellerei zu gründen. Da Peter Lehmann trotz finanzieller Unterstützung des Reifenhändlers MS Mcleod seine eigene unternehmerische Tätigkeit als Glückspiel betrachtete, nannte er seine Kellerei „Masterson Barossa Vineyards“, nach dem Namen des legendären Spielers „Sky Masterson“.

Bald darauf änderte er den Namen seines Betriebes in „Peter Lehmann Wines“ (PLW). Fortan mit dem Kürzel „PL“ tituliert vereinigte er 140 Weinbauern, kaufte deren Ernte ab und rettete somit viele Winzerfamilien vor dem Bankrott. Besonders bemerkenswert dabei – alle diese Geschäftsbeziehungen basierten ausschließlich auf einem Händedruck.

Während Peter Lehmann seine Liebe zum Shiraz nie verleugnet hat, vertraute er trotzdem gemeinsam mit seinem langjährigen Weggefährten und Winzer Andrew Wigan zudem auf die Rebsorte Sémillon. Weine aus dieser Sorte machte er zu seinem Flaggschiff und benannte diese zu Ehren seiner Frau „Sémillon Margaret“. Später dann in 2003 kam der „Wigan Riesling“ auf den Markt – auch eine Ehrerbietung an seinen langjährigen Mitarbeiter. Es war sein letzter Wein, nur wusste es damals noch niemand.

Zum Jahreswechsel 2003 / 2004 geriet Peter Lehmann Wines in einen regelrecht hitzigen Übernahmekampf zwischen dem britischen Getränkeriesen Allied Domecq und der Hess Gruppe, eines in der Schweiz ansässigen Getränkeunternehmens. Schließlich übernahm die Hess Gruppe mit wohlwollender Unterstützung durch Peter Lehmann für knapp 80 Millionen Euro seinen Betrieb im Barossa Valley.

Peter Lehmann, der im Krankenhaus von Adelaide verstarb, hatte ein Nierenleiden. Zurück bleiben seine Frau Margaret, seine Tochter Libby und seine Söhne David, Philip und Doug. Letzterer hatte 20 Jahre eng an der Seite seines Vaters gearbeitet.