Silvaner-Forum vergibt Rebscheren für Top-Silvaner

28.11.2013 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (München) - Die Sorte war mal Nummer Eins in Deutschland. Vor 50 Jahren belegte der Silvaner fast 19 000 Hektar Rebfläche. Doch dann begann ein Schrumpfungsprozess auf aktuell kaum mehr als 5100 Hektar. Das 1998 gegründete Silvaner-Forum will mit seinem zum 7. Mal ausgerichteten, internationalen Wettbewerb einem weiteren Abbau entgegenwirken.

 

Es ist eine gemeinsame Initiative der Weinbaugebiete Franken (1380 Hektar Silvaner) und Rheinhessen (2405 Hektar); die Geschäftsstelle des Forums ist in der Weinwerbung Rheinhessen in Alzey angesiedelt, Vorsitzender ist der fränkische Weinbaupräsident Artur Steinmann. Bei der Siegerehrung in München mit Verleihung goldener Rebscheren waren die beiden Gebiete fast unter sich. Nur ein internationaler Teilnehmer, die Eisacktaler Kellerei aus Klausen (Südtirol), mischte sich unter dieses Feld. Fehlanzeige vermeldeten Gebiete wie Baden, Württemberg, die Nahe, Pfalz und Saale-Unstrut, die ebenfalls noch etwas Silvaner vorweisen können.

„Die Zeit ist reif für diese Sorte, aber sie braucht eine Fangemeinde“, urteilte Steinmann. „Sie hat eine besondere Bedeutung im Zusammenspiel mit dem Essen.“ Beim Wettbewerb (539 Anstellungen) wurde unter Leitung des fränkischen Weinberaters Hermann Mengler nicht nach einem Sieger gesucht. Es gibt gleich mehrere Kategorien, um der Vielseitigkeit der Rebe gerecht zu werden. So gewann die Basic-Kategorie das kaum bekannte fränkische Weingut Bruno Bienert aus Volkach mit einem saftigen, etwas süß gehaltenen 2012er Kabinett trocken (der nur 5,20 Euro kostet). Die besonders umkämpfte Premium-Kategorie (183 Weine) sah ebenfalls einen Newcomer vorn, nämlich das Weingut Schmitt aus Spiesheim (Rheinhessen). Die würzige, vielschichtige trockene Spätlese dieses Hauses hatte Schnäppchen-Charakter (5,90 Euro).

Kann durchaus sein, dass die Rheinhessen und Franken etwas neidisch nach Südtirol zum Sieger der allerdings mit nur sechs Anstellungen schwach besetzten Kategorie International blickten, als Thomas Dorfmann, Betriebsleiter der Eisacktaler Kellerei, 20 Euro als Preis für seinen 2011er Sylvaner nannte. Aber Dorfmann hat mit diesem Wein praktisch das Monopol für ganz Italien und ist im Preis nicht vergleichbar wie ein Rheinhesse oder Franke.

Ein Franke zeigte allerdings preisliches Selbstvertrauen. Rainer Sauer aus Escherndorf will ebenfalls 20 Euro für seinen AB OVO (vom Ei) aus dem Jahrgang 2012, der die Solitär-Gruppe (Weine mit nicht alltäglichen Ausbau-Varianten) dominierte. Sauer vinifizierte diesen exzellenten, unter Spannung stehenden Wein im Betonei! Die „Nobel“-Gruppe für edelsüße Weine hätte eigentlich die famose 2011er Trockenbeerenauslese des Julius-Spital aus Würzburg gewinnen müssen. Aber die Verkoster hatten wohl zu viel Ehrfurcht vor dem Alter, bzw. der 1994er TBA vom Weingut Michel-Pfannebecker aus Flomborn (Rheinhessen). Immerhin konnte sich Horst Kolesch, Betriebsleiter des „Juspi“, über einen Preis für die beste betriebliche Gesamtleistung freuen.

In einer weiteren Gruppe wurden reife Weine ab Jahrgang 2003 rückwärts getestet. Hier hatte das Weingut Schwab aus Thüngersheim mit einem komplexen, breitschultrigen 2003 Großes Gewächs die Nase vor. Frischer und „trinkiger“ war indes die Selection Rheinhessen 2003 von Michael Teschke aus Gau-Algesheim. Der Vergleich machte ein Rheinhessen-Problem des Silvaner deutlich: Während die Franken in den Reihen des VDP mit Großen Gewächsen aufwarten können, ist diese wertvolle Bezeichnung in Rheinhessens VDP für Silvaner bislang nicht vorgesehen. Der Grund: nur bei einigen der 15 Mitgliedsbetriebe (eigentlich viel zu wenig für die steile Entwicklung in der Region) hat die Sorte eine gewisse Bedeutung (Keller, Wittmann, Wagner-Stempel). Schade drum.

Ein Silvaner-GG Rheinhessen könnte der Sorte Schwung geben und vielleicht auch Nichtmitglieder zumindest zum Silvaner mit Lagenangabe und höheren Preisen a’la Großes Gewächs animieren. Premium-Sieger Schmitt hatte seine Anstellung als Ortswein (Ensheimer Silvaner) deklariert. Der lange Jahre erfolgreiche Rheinhessen-Silvaner (RS) als Basiswein hat schon länger an Elan eingebüßt. Früher waren einige Dutzend Betriebe dabei, aktuell sind es nur mehr zehn.

Die Weine der Preisträger:

BASIC
2012 Silvaner Kabinett trocken, Volkacher Ratsherr
Weingut Bruno Bienert, Volkach, Franken

PREMIUM
2012 Ensheimer Silvaner Spätlese trocken
Weingut Schmitt, Spiesheim, Rheinhessen

SOLITÄR
2012 Silvaner trocken >>AB OVO<<
Weingut Rainer Sauer, Escherndorf, Franken

NOBEL
1994 Silvaner Trockenbeerenauslese, Flomborner Feuerberg
Weingut Michel-Pfannebecker, Flomborn, Rheinhesen

GEREIFT
2003 Silvaner trocken Grosses Gewächs, Thüngersheimer Johannisberg
Weingut Schwab, Thüngersheim, Franken

INTERNATIONAL
2011 Eisacktaler Sylvaner Sabiona
Eisacktaler Kellerei, Klausen, Südtirol