Streit um die Klassifikation in Saint-Emilion

22.01.2013 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Saint Emilion) - Pierre Carle, Eigner von Château Croque-Michotte initiiert einen Rechtsstreit gegen die Klassifizierung von Saint Emilion. Zusammen mit den Eigentümern der Châteaux La Tour du Pin Figeac und Corbin-Michotte hat man gemeinsam eine rechtliche Beschwerde bei der Gerichtsbarkeit in Bordeaux eingereicht. Nachdem diese drei Güter den Grand Cru Classé Status verpasst haben begründet man die Anklage auf verfahrensrechtliche Fehler des Institut National des Appellations d'Origine (INAO) bei der Klassifizierung 2012.

 

Château Croque-Michotte war seit 1996 als Grand Cru Classé klassifiziert und verlor diese Einstufung in 2012. Pierre Carle will nun wie ebenfalls seine Mitstreiter Schadensersatzansprüche geltend machen, weil die Klassifizierung enormen Einfluss auf die Preise der Weine hat. Carle argumentiert, dass das INAO-Team „die eigenen Regeln im Auswahlprozess nicht respektiert habe“. Während weitere Details des Rechtsstreits bisher nicht bekannt wurden, konzentriert sich die Auseinandersetzung auf die Einstufung der Terroirs und damit speziell auf die Verkostungsergebnisse der INAO.

„Die Lagen, um die es hier geht, gehören zu den besten der Welt und wir liegen mitten drin“, rechtfertigt sich Pierre Carle. „Wir liegen an der Grenze zu Pomerol, gerade mal 350 Meter entfernt von Cheval Blanc und Petrus. Meine Kollegin Sylvie Giraud von Château La Tour du Pin Figeac sieht wie ich auch nur den rechtlichen Schritt als Ausweg.“

Pierre Carle hatte sich im Vorfeld auch im Namen seiner Mitstreiter mehrmals schriftlich an die INAO gewandt, doch mit der Antwort des Teams „...wir können nichts tun...“ gab man sich nicht zufrieden. „Das sind reine Bürokraten, die nach ihrer Tagesarbeit nach Hause gehen und sich nicht weiter darum kümmern“, kommentiert Carle. „Für mich ist es einfach: Wir müssen den Nachweis führen und das haben wir schriftlich bereits getan, jetzt werden die Gerichte entscheiden müssen.“

Die nun anstehende gerichtliche Auseinandersetzung kann Monate, vielleicht auch Jahre dauern. Präzedenzfälle dieser Art, wie beispielsweise in 2006, dauerten bis zu drei Jahren, um eine Lösung zu finden. Frank Binard, Direktor des Conseil des Vins de Saint Emilion, beobachtet die Auseinandersetzung mit gemischten Gefühlen: „Es ist schade für uns alle hier in Saint Emilion.“