Ungarische Entdeckung: Sekt vom „Ponzichter“

20.08.2013 - R.KNOLL

UNGARN (Sopron) - Von der Hunderasse Pon und ihren Züchtern ist hier nicht die Rede. Aber es gibt „Ponzichter“, die mit Weinbau zu tun haben! Man muss nur etwas tiefer in der Geschichte des Weinbaus in Ungarn einsteigen, dann entdeckt man diesen Begriff, der sich mit Bohnenanbauer übersetzen lässt.

 

Kurt Istvan Taschner erzählte die Geschichte von seinen Vorfahren, die einst zwischen den Reben Bohnen anbauten, um die Fläche gleich doppelt zu nutzen. Er ist Winzer in Sopron (Ödenburg). Das ist die verhinderte Hauptstadt des Burgenlandes. Denn bei einem anderen Ausgang der Volksabstimmung 1921 wäre die österreichische Region heute Bestandteil von Ungarn und die 60 000 Einwohner-Stadt südwestlich des Neusiedlersee deren Metropole.

Was danach lange Zeit durch den Eisernen Vorhang getrennt war, entdeckt heute wieder – trotz problematischer politischer Verhältnisse in Ungarn - Gemeinsamkeiten. Vor allem den Wein. Einige österreichische Winzer wie Franz Weninger aus Horitschon betreiben in Ungarn sogar Weinbau. Mittlerweile ohne Grenzprobleme. Wer heute aus der Gegend um Wien ins Mittelburgenland fährt, wird vom Routenplaner ohne Anhalt an einem Schlagbaum durch ungarische Fluren gesteuert, auch durch Sopron. Und die Ungarn können ebenfalls ohne gesetzliche Formalitäten ihre Nachbarn besuchen.

Taschner tat es auf Einladung der Weinbauern aus Lutzmannsburg, die kürzlich zu ihrem „Rotweinerlebnis“ baten. Der 41-Jährige bewirtschaftet Zuhause 20 Hektar. 2000 machte er seinen ersten Wein; sieben Jahre hatte es zuvor gedauert, ehe er sich dazu durchrang, Winzer zu werden. Der lange Entscheidungsprozess hat sich aus Sicht der Genießer gelohnt. Heute kann Taschner durchaus beachtliche Weine wie einen knackigen Rosé vom Blaufränkisch (Kékfrankos in Ungarn), einen herzhaften Kékfrankos Classic aus 2011 oder einen richtig spannenden Kékfrankos Reserve aus 2007 vorweisen, der nach Waldbeeren duftet und mineralisch, sogar salzig schmeckt und noch ein sehr gutes Lagerpotenzial hat.

Nicht uninteressant sind auch die zwei weißen Kreuzungen: Irsai Olivér (Weißer Pressburger x Perle von Csaba) ergibt einen aromatischen Wein, ähnlich einem ordentlichen Müller-Thurgau. Zenit (Bouvier x Ezerjo) bringt viel Würze mit im Spiel. Und dann überraschte Taschner noch mit einem Sekt der Sonderklasse. Sein prickelnder Chardonnay 2008 lag drei Jahre auf der Hefe und konnte hier viel Feinheiten tanken. Mit seiner feinen Brioche-Nase erinnert er an guten Champagner. Im Geschmack ist er vielschichtig, hat eine delikate Frucht und einen langen Abgang.

In Ungarn, da ist Kurt Istvan Taschner ganz ehrlich, hätte er so etwas nicht hinbekommen. Also beauftragte er Spezialisten mit dem Ausbau, nämlich die Brüder Norbert und Peter Szigeti, die seit 1991 im burgenländischen Gols eine eigene Sektkellerei betreiben und als Lohnversekter für Weingüter einen sehr guten Ruf haben. Der wurde auch bei diesem Chardonnay-Sekt, der in Sopron für seriöse 13 Euro zu haben ist, unter Beweis gestellt.

Taschner, der gut deutsch spricht (und gerade seine Homepage dreisprachig ausbaut), hofft, dass dieser erstklassige Prickler, den man vor Ort in einer hübsch ausgestatteten Vinothek verkosten kann, auch außerhalb Ungarns Freunde findet. Verdient hätte er es…