Weinernte der Hamburger Bürgerschaft fällt Pilzkrankheit zum Opfer

27.09.2013 - arthur.wirtzfeld

DEUTSCHLAND (Hamburg) - Die diesjährige Weinernte der Hamburger Bürgerschaft ist durch einen Pilz vernichtet worden. Die Lese müsse komplett ausfallen, teilte das Parlament am Donnerstag in der Hansestadt mit. Schuld an dem "Desaster" in dem kleinen Weinberg an einem Hang oberhalb der berühmten St. Pauli-Landungsbrücken sei die Pilz-Krankheit Peronospora, mit der Winzer in ganz Deutschland zu kämpfen hätten.

 

"So was habe ich in den letzten 50 Jahren als Weingärtner noch nie gesehen! Alle Trauben waren schwarz und vertrocknet", erklärte der Winzer Fritz Currle. Der Stuttgarter Experte betreut den Weinberg, den die Wirte des jährlichen "Stuttgarter Weindorfs" auf dem Hamburger Rathausmarkt der Bürgerschaft 1995 gestiftet hatten. "Es ist schade, aber nicht zu ändern. So unterschiedlich regiert die Natur", teilte Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) mit.

In dem Mini-Weinberg mit Hafenblick gedeihen 100 Rebstöcke der Sorten Regent (rot) und Phönix (weiß). In guten Jahren reicht die Ernte für etwa 50 kleine 0,375-Liter-Flaschen "Hamburger Stintfang Cuvee". Der nach Bürgerschafts-Angaben bei "Sammlern und Kennern begehrte" Rosé ist allerdings nicht zu kaufen, sondern wird als Rarität ausschließlich an ausgewählte Gäste der Hansestadt verschenkt. Den Stiftern zufolge schmeckt er "leicht und trocken, säurebetont und entsprechend der meernahen Lage auch etwas würzig".

In den vergangenen Jahren waren die Hamburger Winzer schon mehrfach vom Pech verfolgt. 1997, 1999 und 2010 brachten Diebe die Parlamentarier um einen Großteil ihrer Ernte. 2010 stahlen sie unmittelbar vor der Lese nahezu alle Früchte und ließen nur einen kümmerlichen Rest zurück, so dass auch damals die Ernte ausfiel.

Weinbau hat in Norddeutschland entgegen landläufiger Überzeugungen durchaus eine gewisse Tradition. Während einer mittelalterlichen Warmphase mit sehr mildem Klima wuchsen in Schleswig-Holstein Reben auf den Feldern von Adligen, reichen Stadtbürgern und Kirchen, wie Historiker herausfanden. Der Wein war vermutlich aber sauer und diente nur zur Verpflegung der eigenen Angestellten. Die Reichen tranken lieber importierte italienische oder süddeutsche Weine besserer Qualität.

Ab etwa 1540 machte die berüchtigte "Kleine Eiszeit" den Weinanbau im hohen Norden unrentabel, außerdem begann der Siegeszug des Bieres als Konkurrenzgetränk. Erst in jüngerer Zeit gibt es wieder Experimente mit dem Weinanbau. 2009 erwarb die schleswig-holsteinische Landesregierung Pflanzrechte für zehn Hektar vom Land Rheinland-Pfalz und vergab Flächen an interessierte Winzer. Unter anderem entstand auf Sylt ein kleines Rebenfeld. In größerem Maßstab wird Wein von zwei Betrieben in der Holsteinischen Schweiz angebaut.

Die Möglichkeiten zum Weinanbau im Norden dürften sich nach Experten-Ansicht bei fortschreitendem Klimawandel generell bessern. Steigende Temperaturen sorgen dafür, dass sich die potenziellen Pflanzzonen zumindest für bestimmte Rebsorten ausweiten.