Wilhelm Weil ließ es krachen: Kellerneubau eingeweiht

25.05.2013 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Kiedrich) - Eigentlich fand die Veranstaltung gut ein halbes Jahr zu spät statt. Als dieser Tage das Kiedricher Weingut Robert Weil zur Eröffnung des Kellerneubaus in den Rheingau bat, war zu erfahren, dass bereits der Jahrgang 2012 in den neuen Räumlichkeiten, Fässern und Stahltanks herangereift war und 2013 dann der zweite Jahrgang sein wird. Man wollte schon die ersten Weine aus dem neuen Keller präsentieren, deshalb keine Feier unmittelbar nach der Fertigstellung, wurde auf Nachfrage informiert.

 

Dafür ließ man es aber richtig krachen. Kein Wunder, Gutsdirektor Wilhelm Weil konnte zugleich seinen 50. Geburtstag feiern. Und er wollte wohl auch demonstrieren, dass man für den Neubau, der nach zweijähriger Planungsphase im Juni 2011 begonnen wurde, ziemlich viel Geld in die Hand genommen hatte. Für die neue Traubenannahme und Kelterhaus, einen Holzfassgewölbekeller für Doppelstückfässer (2400 Liter) unter dem Vinothekshof, geräumige Kellerräume mit Tank- und Flaschenlager sowie ein lichtes Glas-Cabinet zur Weinpräsentation reichte kein Griff in die Portokasse; rund 6 Mio. Euro mussten aufgebracht werden.

Es war nicht die erste große Investition, die hier in Kiedrich bei dem 1875 gegründeten Weingut vorgenommen wurde. 1988 begann eine denkwürdige und bis heute noch bestehende Kooperation mit dem japanischen Unternehmen Suntory, die das damals zwar sehr gute, aber relativ kleine Weingut lebensfähig für die Zukunft machte. Die Rebfläche wurde seinerzeit durch Zukauf und Pachtung von 18 auf 35 Hektar vergrößert, alles unter Regie von Gutsdirektor Wilhelm Weil, dessen Vater Wilhelm weise die Weichen für den Deal mit Suntory gestellt hatte. Er wusste, dass er schwer krank war. Dass es bald nach seinem Ableben keine Probleme wegen eventueller Erbauseinandersetzungen geben würde, war klar. Aber der 58-Jährige dachte über die nächste Generation hinaus.

Sein Sohn Wilhelm, die vierte Generation, war damals gerade 25 Jahre jung und hatte das Studium in Geisenheim hinter sich gebracht. Er wurde quasi Angestellter im Betrieb eines ausländischen Getränke-Konzerns, der in den ersten vier Jahren 12,4 Mio. D-Mark investierte. Aber er bekam die volle Verantwortung als Gutsdirektor übertragen und muss seitdem eigentlich nur gelegentlich Bericht in Osaka erstatten.

Es sind wohl in der Regel Erfolgsmeldungen. Der Betrieb genießt ein hohes Ansehen in Deutschland und im Ausland. Er vermarktet aktuell rund 600 000 Flaschen, schreibt einen Jahresumsatz von 8 Mio. Euro und hat eigentlich immer zu wenig Wein, obwohl die bewirtschaftete Rebfläche aktuell mit 90 Hektar angegeben wird. Einen kleineren Teil des Gutes hat Wilhelm Weil den Japanern inzwischen wieder abgekauft. Ein kompletter Rückkauf, so er durch das Knacken eines Jackpots irgendwann möglich sein würde, kommt kaum in Frage, weil das ein Widerspruch zum Vermächtnis des Vaters wäre.

Wilhelm Weil und sein Team profitieren von ausgezeichneten Lagen (an der Spitze der Kiedricher Gräfenberg), die ausschließlich mit Riesling bestockt sind. Auf kargen Verwitterungsböden kann die Edelrebe lange reifen. Seit 1989 konnte man jedes Jahr alle Qualitäten bis hin zu Eiswein und Trockenbeerenauslese einbringen. Letztere brachten auf Versteigerungen immer wieder Spitzenergebnisse wie den Rekord von 2010, als eine 2003er Trockenbeere mit Goldkapsel, Mostgewicht 316 Grad Oechsle, für 4.300 Euro plus Mehrwertsteuer unter den Hammer kam, pro 0,75-l-Flasche wohlgemerkt.

Der Stellenwert des Weingutes wurde bei den Eröffnungsfeierlichkeiten deutlich. Zahlreiche deutsche Winzerkollegen nicht nur aus VDP-Kreisen gaben sich die Ehre und hatten ihre eigenen Weine mitgebracht, mit dabei unter anderem „Jungwinzer“ Günther Jauch, bekanntlich Eigentümer des Weingutes Othegraven in Kanzem an der Saar.

Außerdem stellten renommierte Erzeuger aus aller Welt Magnumflaschen für eine spezielle Verkostung reiferer großer Weine zur Verfügung. Imponierend dabei die Füllungen der Österreicher Knoll, Schloss Gobelsburg, Hirtzberger und F. X. Pichler, Champagne Ruinart, Domaine de Chevalier, Comtesse de Lalande, Domaine Méo Camuzet.

Beeindruckend außerdem das Rothschild-Mondavi-Gemeinschaftsprodukt Opus One, Ornellaia und Pesquera sowie der Pinot Noir des Schweizers Gantenbein. Ein eher zwiespältiges Gefühl hinterließen Super-Toskaner wie Solaia (vorgestellt von Marchese Antinori höchstselbst), Monteverro, Saffredi und Sassicaia. Aber das trübte die Stimmung der zahlreichen Gäste aus der Branche und von den Medien kaum. Gesichtet wurde hier auch der bekennende Fan deutscher Weine, Joschka Fischer, der erste Kontakte zum Rheingau schon zwischen 1985 und 1987 knüpfte, als er in Hessen Staatsminister für Umwelt und Energie war.

Ein Buch wurde zudem noch präsentiert, das der Tre Torri-Verlag pünktlich herausgebracht hatte und mit dem eine Serie gestartet werden soll (Der Riesling – Weingut Robert Weil). Zu später Stunde wurde der Kiedricher Berg kunstvoll ins rechte Licht gesetzt. Das tat auch das Weingut Weil, dessen Erstes Gewächs 2004 ein paar Stunden vorher bei der Magnum-Probe Größe und jugendliche Frische demonstrierte.