D-DAY: Nazis tranken kohlensäurehaltiges Spülwasser

10.06.2014 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Reims) - 70 Jahre nachdem die alliierten Streitkräfte den Ärmelkanal überquerten und am blutigen D-Day den Anfang zur Bezwingung der Nazis starteten blicken wir zurück auf die Champagne und ihre Verschleierung des Champagners gegenüber "Herrenmenschen": den Nazis. Insgesamt vier Jahre mussten alle Champagne-Häuser die Nazis ertragen und führten währenddessen ein "Katz- und Maus-Spiel" mit den Besatzern.

 

Erst 1944 wurde Reims von den Nazis erlöst und ebenso von Otto Klaebisch, der vom deutschen Wirtschaftsministerium beauftragt war, den Handel mit Champagner zu kontrollieren. Dass die Wahl auf Klaebisch fiel, war kein Zufall: Wie sein Schwager, Außenminister Joachim von Ribbentrop, war auch Klaebisch seit Jahren im Weinhandel tätig. "Während Ribbentrop Mumm und Pommery vertrat, repräsentierte Klaebisch in Deutschland Marken wie Lanson, Martell und Dubonnet", eruierte der Spiegel in einem Beitrag zum Thema aus dem Jahr 2005. Auf dem Höhepunkt seines Wirkens verlangte Otto Klaebisch pro Woche die Ablieferung von 400.000 Flaschen.

Als Reaktion auf diese "herrische" Forderung und auch wegen der Auslieferung an die verhassten "Deutschen" versuchten die Erzeuger der Champagne ihre kostbaren Weine mittels Cuvées zu schützen. Dies taten sie - wie im Buch "Wein und Krieg" von Don und Petrie Kladstrup geschildert - mit gefälschten Weinen und mittels absichtlich falsch gekennzeichneten Etiketten.

Otto Klaebisch, der sich im Metier auskannte, vermutete natürlich Betrug. "Wie kannst du es wagen uns kohlensäurehaltiges Spülwasser zu überlassen", fragte er den damals 20-jährigen Francois Taittinger. "Wen kümmert es", antwortete Taittinger. "Ist es nicht so, dass Eure Trinker nichts über Champagner wissen." Francois Taittinger wurde daraufhin verhaftet und erst Tage später aus dem Gefängnis mittels Beziehungen und Bestechungsgeldern ausgelöst.

Eine der Schlüsselfiguren aus der Champagne während des zweiten Weltkrieges war Graf Robert-Jean de Vogue, der maßgeblich die Produzenten zusammen hielt, diese in einer einheitlichen Front gegen die Gier der Nazis vereinte und gleichzeitig die Vereinigung "Champagne Rates" gründete - der Vorläufer der heutigen CIVC (Comité Interprofessionnel du vin de Champagne). Mit seinem mutigen Wirken hielt er den Forderungen von Otto Klaebisch entscheidend entgegen.