Der Reiler Sorentberg - Beispiel für eine gelungene Rekultivierung

29.12.2014 - P.W.SCHNEIDER

DEUTSCHLAND (Reil) - Überall in den deutschen Weinregionen, doch wohl in allen weinbautreibenden Ländern, schiebt eine neue Generation von innovativen, qualitätsorientierten Winzern mächtig das Geschehen an. Längst auch an der Mosel: Die extremen Schiefersteillagen, „Steilvorlage“ für gute Rieslinge, schrecken viele junge Winzer, darunter etliche Quereinsteiger, nicht mehr wie einst ab, sondern fordern sie heraus, mit Einsatz und Kreativität für Aufsehen zu sorgen. 

 

Schon länger gibt es in an der Mosel, die wohl wie keine zweite deutsche Weinregion über das größte Reservoir an (manchmal recht eigenbrötlerischen) Individualisten verfügt, Jungwinzervereinigungen wie den „klitzekleinen Ring oder die „Moseljünger“, die schon vor Jahren begonnen haben, das Image von der sauftouristischen und kellereidominierten Moselregion zu entstauben. Getragen von der Lust auf neue Wege, von der Liebe zur Region und von der Gewissheit, mit entsprechendem Einsatz in völlig neue Qualitätsdimensionen zu gelangen und sich so mittelfristig einen Namen zu machen.   

Stellvertretend für viele dieser Projekte sei hier das nicht nur regionen- sondern sogar länderübergreifende Projekt von Tobias Treis aus Reil an der Mosel und Ivan Giovanett aus Kaltern in Südtirol genannt.  Aus einer freundschaftlichen Beziehung, die an der Geisenheimer Weinuniversität ihren Anfang nahm, ist ein ambitioniertes und vor allen Dingen schweißtreibendes Projekt geworden. Die Beiden haben in einem Seitental der Mosel die völlig verbuschte und wegen zu häufiger Wildschweinverwüstung aufgegebene Spitzensteillage Reiler Sorentberg mit unglaublichem Einsatz und nicht ohne finanzielles Risiko wiederbeatmet.
 
3,3 Hektar bestes Terroir mit dem an der Mosel einmaligen „Wissenbach-Schiefer“ gehören der neugegründeten Firma der beiden. Doch zuvor musste bis auf etliche sehr alte Reben, die natürlich verschont blieben, wirklich alles neu gemacht werden. Die Lage, die mit über 90 % (!) Steigung wahrlich alpinen Charakter aufweist, wurde gerodet, völlig neu mit französischen Rieslingklonen bestockt, mehrfach gegrubbert, mit einem Zaun versehen und vieles mehr. 

„Mit grenzüberschreitendem Know-How wollten wir etwas Unverwechselbares erschaffen und dabei neue Wege gehen“, erklärte Tobias Treis. Selbstverständlich wird mit einer Orientierung zur Spitzenqualität hin gearbeitet. Die ganze Skala qualitätsfördernder Maßnahmen wie Ertragsbeschränkung, Handlese, Spontanvergärung etc. wird angewendet. Ausgebaut wird in alten 1000-Liter-Fudern vom Urgroßvater Julius Treis und in neuen, ungetoasteten Fudern aus Pfälzer Eiche. Der gerade in den Handel gekommene und über Ivan Giovanett´s Weingut „Castelfeder“ vertriebene 2013er Sorentberg „Alte Reben“ spielt dann auch in der Premium-Liga mit: tiefgründiger Schieferduft, feine, idealtypische Fruchtsäure, finessenreiche Würze, eine langer Nachhall und viel Potential kennzeichnen dieses Spitzenprodukt.