Die Champagne hat zu viele Jahrhundert-Jahrgänge

11.03.2014 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Reims) - Die Champagner produzierenden Häuser sollten bestimmte Jahrgänge nicht mit zu viel Lob proklamieren. Denn damit bringe sich die Branche in Gefahr, Opfer ihrer eigenen Übertreibung zu werden, meint Frederic Panaiotis, Kellermeister bei Champagne Runiart. "Es gibt bereits zu viele Ausnahme-Jahrgänge dieses Jahrhunderts - das wirkt unglaubwürdig", sagt Panaiotis.

 

Nach Meinung von Panaiotis dauere es rund ein Jahrzehnt, bis die Qualität eines bestimmten Jahrgangs letztlich beurteilt werden kann. "Nehmen wir als Beispiel mal den Jahrgang 1996. Die Erzeuger wussten damals, dass sich dieser Jahrgang als ein Großer entwickeln könnte, aber das Marketing und auch die Journalisten sagten den Weinkonsumenten was sie hören wollten", sagt Panaiotis "und daraus entstand ein Hype. Heute wissen wir, dass einige der Champagner aus 1996 außergewöhnliche Qualität entwickelt haben, aber dies war und ist noch längst nicht bei allen Champagnern dieses Jahrgangs so."

Was Panaiotis Sorge bereitet ist die Verwirrung der Verbraucher über proklamierte Ausnahme-Jahrgänge. "Wir müssen sorgsamer mit unserer Einschätzung bezüglich der Jahrgänge umgehen", meint Panaiotis. "Es ist auch ein Problem, dass weltweit die Verbraucher die Champagne durch die Bordeaux-Brille betrachten. Dies wurde besonders deutlich bei dem Jahrgang 2013, der für lange Zeit als einer der schwierigsten Jahrgänge des Bordeaux in Erinnerung bleiben wird. Und was macht der Verbraucher - er meint, dass dies auch Auswirkungen auf den Jahrgang in der Champagne hat."

Ganz im Gegensatz zu Bordeaux war die Entwicklung der Reben in der Champagne von einem fast idealen Sommer begleitet worden. Außerdem blieb die Champagne in 2013 von übermäßigen Regenfällen verschont. "Trotz einer relativ späten Ernte brachten in 2013 die Erzeuger bestes Traubenmaterial in die Keller. Der Gewinner war vor allem der Chardonnay - gut für das Haus Runiart", sagt Panaiotis.

Gerade war Champagne Ruinart, das zum französischen Luxuskonzern LVMH gehört, mit einer besonderen Präsentation in London. Nebenbei zeigte Runiart Dokumente aus eigenem Archiv, die belegen, dass Ruinart schon vor 250 Jahren Rosé-Champagner produziert hat.