Eine Weinnase für eine Billion Gerüche

01.04.2014 - arthur.wirtzfeld

USA (New York) - Die menschliche Nase ist Millionen Mal empfindlicher als bisher angenommen. Dies belegen neueste Forschungen der Rockefeller Universität in den USA. Allerdings, es nützt Weinverkostern erst mal wenig, denn Sie müssen auch einen Wortschatz gebildet haben und Bezeichnungen erfinden, um überhaupt diese Empfindungen verbal zu fassen.

 

Um die Werte für diese Studie zu erhalten wurde eine Gruppe von Freiwilligen gebeten, zwischen verschiedenen Lösungen von 128 unterschiedlichen Kombinationen von Geruchsmolekülen zu unterscheiden. Die neuen wissenschaftlichen Ergebnisse markieren einen gewaltigen Sprung in Bezug zum bisher akzeptierten Wert von 10.000 Geruchsmischungen, der übrigens von einigen Wissenschaftlern bereits seit langem als zu gering angezweifelt wurde.

"Der Mensch hat weit mehr Sensibilität in seinem Geruchssinn, als man ihm bisher zugetraut hat", sagt Andreas Keller, Teamleiter der Studie. "Das mag auch daran liegen, dass wir den Geruchssinn im Alltag vernachlässigen und eben nicht schulen."

Die Studie belegt in hohem Maße die Komplexität der Sinneswahrnehmung und könnte erklären, dass einige sensible Weintester die subtilen Veränderungen im Glas wirklich wahrnehmen und verstehen. Dagegen argumentieren einige Experten, dass die Beschreibung eines Weines ein großes Hindernis hat - nämlich den Wortschatz. "Man kann den Geruchssinn durchaus trainieren, aber die Herausforderung bleibt, es sind die Worte", sagt MW Richard Bampfield, der laufend Weinseminare und Verkostungen durchführt. "Es ist wahr - letztlich kommt es darauf an, wie ein Sommelier beschreiben kann, was er riecht."

Wissenschaftler und Weinexperten sagen gleichermaßen, dass es nicht das Ziel ist, wie besessen die Anzahl der Aromen zu erkennen. "Niemand sollte sich erschrecken, wenn er nicht eine Billion Gerüche wahrnehmen kann", sagt Keller. "Auch Sommeliers müssen ihre Nase ebenso ausbilden wie den Wortschatz. Für sie sind Weinaromen Tagesgeschäft, insofern haben Sie ein breiteres Wahrnehmungsfeld."