Forscher belegen 500 Jahre Haut-Brion

14.10.2014 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Bordeaux) – Neueste Forschungen ergaben: Château Haut-Brion wurde bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Chroniken erwähnt – und damit 139 Jahre früher als bisher belegt. Das Engagement verschiedener Forscherteams aus Bordeaux hatte Inhaber Prinz Robert von Luxemburg initiiert, indem er einen Wettbewerb mit der Aufgabe aufrief, zu ergründen ob Haut-Brion nicht doch vor 1660 in historischen Aufzeichnungen benannt und damit bereits bestanden hat.

 

Das entscheidende Schriftstück, das der Kunsthistoriker Laurent Chavier entdeckte, berichtet von einem Jahresdarlehn in Höhe von 400 Franc, was heute einem Wert von rund 50.000 Euro entsprechen würde. Die Aufzeichnung ist datiert vom 21. Januar 1521. Verfasst ist das historische Dokument in französischer Sprache und nicht in der gaskognischen, die damals im Südwesten Frankreichs und auch entlang der Garonne und Gironde üblich war. Der Darlehnsnehmer, Jean de Monque, verspricht darin neben der pekuniären Rückzahlung zudem jedes Jahr vier Behältnisse Wein aus dem Weinberg „Aubrion“ zu liefern.

Die bisherige älteste urkundlich belegte Erwähnung von Haut-Brion wird im britischen Nationalarchiv mit Sitz im Londoner Stadtteil Kew aufbewahrt. Dort ist im Kellerbuch von King Charles II aus dem Jahr 1660 der Name Haut-Brion verzeichnet. Außerdem wird im gleichen Archiv das Tagebuch vom damaligen Londoner Parlamentarier Samuel Pepys aufbewahrt. In Pepys Aufzeichnungen wird der Name Haut-Brion im gleichen Jahr erwähnt.

„Insgeheim habe ich gehofft, dass die erste Erwähnung von Haut-Brion – auch in Bezug zu Wein – aus 1660 wohl nicht die älteste sein würde“, gesteht Prinz Robert von Luxemburg gegenüber den Medien. „Nun steht fest, dass Château Haut-Brion und die dortige Weinproduktion über ein Jahrhundert früher zu datieren ist. Das war spannend zu erfahren und es ist ein außergewöhnliches Ergebnis der Studien. Damit wird auch praktisch bezeugt, dass wir heute bereits im 6. Jahrhundert Wein unter dem gleichen Namen und aus den gleichen Parzellen produzieren.“

Die Aufzeichnungen im neu entdeckten Dokument dürften dann auch die historische Aussage korrigieren, dass Jean de Pontac (Notar, Berater des Königs und Präsident des Parlaments von Bordeaux), den Ruhm von Château Haut-Brion begründet hätte. „Wir wissen nun, dass Haut-Brion damals überregional bekannt war, bereits Wein produzierte und nach Britannien exportierte, bevor die Familie Pontac Mitte des 16. Jahrhunderts mit Haut-Brion in Verbindung gebracht wurde“, wird Prinz Robert von Luxemburg zitiert.

Laurent Chavier erhält als Sieger des „historischen“ Wettbewerbs Weine im geschätzten Wert von 37.000 Euro, darunter 24 Flaschen aus dem Jahrgang 1989. Die gefundenen Dokumente werden in öffentlichen Archiven in Bordeaux verbleiben und stehen dort Interessierten zur Einsicht zu Verfügung.