Loire Winzer bietet der Appellation Anjou die Stirn

19.03.2014 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Angers) - Die Staatsanwaltschaft der französischen Region Loire möchte auf Antrag der Vertretung der Appellation Anjou einen lokalen Winzer wegen angeblicher Täuschung hinsichtlich des AOC Systems bestrafen lassen. Olivier Cousin, der biodynamischen Weinbau betreibt, soll zu 5.000 Euro Geldbuße und zusätzlich noch 20 Cent für jede der 2.800 falsch etikettierten Flaschen zahlen.

 

Winzer Olivier Cousin musste sich nun vor dem Gericht wehren. Ihm wird vorgeworfen, seine Etiketten nicht korrekt gekennzeichnet zu haben, was als Straftat gewertet wird. Insbesondere soll Cousin die Bezeichnung "Anjou Pur Breton" widerrechtlich auf seinem Vin de Table verwendet haben.

In 2005 hat sich Olivier Cousin aus dem Appellationssystem Anjou verabschiedet. Dennoch hätte Cousin "weiterhin von der harten Arbeit der Organisation profitiert", warf ihm der Staatsanwalt und auch Alain Fouquet, Vertreter der Appellation vor. "Es kann nicht sein, dass ein Erzeuger sich den Vorschriften der AOC entzieht und dennoch den Namen Anjou auf seinen Etiketten führt", sagte Alain Fouquet vor Gericht. "Mein Mandant hat nach den ersten Beschwerden im Jahr 2011 die Bezeichnungen auf seinen Etiketten geändert aber gleichzeitig die INAO sowie die Federation Viticole d’Anjou-Saumur beschuldigt, die Bezeichnung Anjou unberechtigt allein zu beanspruchen", erwiderte Anwalt Eric Morain, der Cousin vertritt.

"Wir haben in dieser Region zwei Arten von Weinbau - industriell und handwerklich", sagte Cousin. "Meine Familie betreibt hier schon seit Generationen handwerklichen Weinbau. Für uns Winzer ist es beunruhigend zu sehen, dass Weine der AOC Anjou im Namen der Organisation für zwei Euro in den lokalen Supermärkten angeboten werden. Wie auch immer das Gericht entscheidet - ich habe bereits gewonnen, weil dieser Fall eine Menge Fragen aufwirft und die Erzeuger und die Konsumenten darüber sprechen werden." Schon vor der Verhandlung versammelten sich bis zu 250 Unterstützer vor dem Gerichtsgebäude. Kollegen und Bewohner der Region wünschten Olivier Cousin viel Glück für die mündliche Verhandlung, zu der er auf seinem Pferd angeritten kam.

Olivier Cousin bewirtschaftet zwölf Hektar Weinberge in und um Martigne Briand (Département Maine-et-Loire). Seine Weingärten sind mit Blaufränkisch, Chardonnay, Cabernet Franc, Grolleau und Chenin Blanc bepflanzt. Weinbau und Vinifizierung betreibt Cousin zertifiziert biologisch-dynamisch. Er pflügt Rebzeilen mit seinem Pferd Joker, verwendet nur einheimische Hefen und meidet Enzyme, Zucker und Sulfite. Die Maischegärung ist oftmals länger, was seinen Weinen mehr Körper und Charakter verleiht. Oliver Cousin experimentiert ständig, um die Qualität seiner Weine zu verbessern. Seine harte Arbeit und das Verständnis für die Reben ergeben einige der bemerkenswertesten Naturweine der Loire.