Neuseelands Winzer versuchen ihre Reben zu verstehen

29.01.2014 - arthur.wirtzfeld

NEUSEELAND (Wellington) - "Die Winzer Neuseelands, auch die in der Weinbauzone Marlborough, haben noch einen langen Weg zu gehen, bis sie das Potenzial ihrer Rebsorten verstehen", sagt Kellermeister Jeff Clark von Ara Wines aus Auckland. "Auch wenn die Lernkurve steil nach oben steigt, so brauchen wir noch mehr Wissen und Erfahrung, um zum Beispiel dem Sauvignon Blanc alles abzuverlangen. Denn die meisten Reben dieser Sorte sind vor weniger als 20 Jahren gepflanzt worden. Und die älteren Reben sind nicht mehr leistungsfähig, weil deren Klone zu anfällig für Krankheiten waren und auch noch in Bereichen gepflanzt wurden, die nicht günstig für diese Sorte waren."

 

Jeff Clark hat Ara Wines erst vor drei Jahren übernommen, nachdem das Gut und die Rebanlagen 17 Jahre im Eigentum von Pernod Ricard waren. Mit dem Besitzerwechsel hat Pernod Ricard die Brancott Estate - vormals Montana Estate - übernommen.

Es ist eine wachsende Fokussierung auf Teilbereiche im Marlborough zu beobachten, die sich allerdings auch aus rein wirtschaftlichen Gründen nicht mehr auf die alten Pflanzungen, sondern auf neue Anlagen konzentriert. "Wenn wir hier in Neuseeland eine neue Dimension des Sauvignon Blanc erreichen wollen, dann müssen wir unsere Rebbestände erneuern", sagt Jeff Clark. Dies bestätigt auch Patrick Matermann, verantwortlicher Weinmacher bei Brancott Estate, der sagt: "Marlborough hat heute etwa 23.000 Hektar an bewirtschafteten Rebflächen, die sich erneuern müssen und zudem kurzfristig auf 26.000 Hektar erweitert werden."

"Wir experimentieren seit einiger Zeit mit Trauben des Sauvignon Blanc aus selektieren Teilflächen im Wairau Valley. Noch wissen wir aber nicht, ob wir durch eine Vermischung auch verbesserte reinsortige Weine erhalten werden", sagt Jeff Clark. "Wir stellen uns auch die Frage, wenn wir einem Pinot eine längere Lebenszeit geben wollen, ob es nicht sinnvoller ist eine andere Rebsorte zu verwenden. Wir überlegen auch, bestimmte Rebsorten nicht mehr im Holz auszubauen. Zudem wissen wir noch nicht exakt, ob durch unsere Experimente die Weine gefälliger werden oder eben nicht. All dies kann sich noch ein Jahrzehnt hinziehen."

So wie Jeff Clark bei Ara Wines oder Patrick Matermann bei Brancott Estate versuchen zur Zeit eine ganze Reihe der großen Erzeuger Neuseelands, die Komplexität ihrer Rebsorten und die Fähigkeit der Alterung ihrer Weine zu erkunden. Und zu den Aussichten des Jahrgang 2014 sagen Clark und Matermann unisono: "Während der Vegetationszeit waren die Wetterbedingungen passabel. Wir hatten ausreichende Temperaturen und ein gutes Niveau der Feuchtigkeit." Die Weinernte wird hier auf der Südhalbkugel circa Mitte Februar beginnen. Die Erzeuger Neuseelands erwarten für 2014 "smarte" Weine.