Produzenten des Beaujolais distanzieren sich vom "Quenelle"-Wein

15.02.2014 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Chatillon) - Ein Wein namens "Beaujolais Quenelle" zeigt auf dem Etikett einen Winzer mit Baskenmütze, der einen Arm angewinkelt über die Brust, den anderen gestreckt nach unten hält. Einige deuten dies als "umgekehrten Hitler-Gruß" und sprechen von Antisemitismus, wiederum andere behaupten, es sei ein Zeichen von Anti-Establishment. Die Debatte über dieses Etikett hat sich in den letzten Monaten in Frankreich hochgeschaukelt - auch und gerade weil Winzer Jean-Paul Decurd aus Chatillon einen Auftrag eines Händlers für die Lieferung von 2.000 Flaschen mit eben diesem speziellen Etikett erhielt und durchführte.

 

"Ich hatte keine Ahnung, was die Zeichnung bedeutet oder was manche hinein interpretieren würden", wird Jean-Paul Decurd in der Regionalzeitung Le Progres zitiert. Sein Wein wird im Internet im Shop "sanguisterrae.fr" im 6er Paket für 40,13 Euro angeboten und so beschrieben: "Une Quenelle Viticole! Der Jahrgang 2013 dieses Beaujolais Nouveau stammt von einem kleinen Weinproduzenten, von dem wir uns jedes Jahr einen Teil seiner Kollektion sichern. Seine leuchtend roten Erscheinung im Glas folgt eine fruchtige Nase. Er eignet sich hervorragend, um mit Freunden genossen zu werden. Mit nur wenigen Tanninen passt er zu köstlichen Gerichten wie Kutteln, Kartoffelgratin und Lyoner Wurst."

Hinter dem Internet-Shop steht ein Händler, dessen Firma als "Culture Pour Tous" (Kultur für alle) firmiert. Das Unternehmen ist in Paris registriert - pikanter Weise mit der gleichen Adresse wie die links gerichtete Gruppe Egalité & Reconciliation (Gleichheit und Versöhnung). Diese Gruppe beschreibt sich selbst als Sympathisant der Arbeiterklasse. Kenner der politischen Szene in Frankreich sagen der Gruppe aktive Verbindungen in die rechte Szene nach.

"Die Debatte um den Beaujolais Quenelle ist doch ein Sturm im Wasserglas", kommentiert Jean Bourjade, CEO von Inter Beaujolais, die aktuelle Diskussion. "Ich möchte den Winzer in Schutz nehmen, der nicht wusste was das Etikett eigentlich bedeutet. Es ist ein Einzelfall und man sollte nicht die ganze Region Beaujolais damit in Verbindung bringen."

Das Etikett hat mittlerweile nicht nur in Frankreich Aufmerksamkeit erhalten. Nicolas Anelka, französischer Fußballspieler, der in der englischen Premier League spielt, hat am Sonnabend beim Spiel gegen West Ham United nach seinem Tor den "umgekehrten Hitlergruß" a la Quenelle demonstrativ in die Kameras gepost. Und Comedian Dieudonne M`Bala M`Bale, der seinem Freund Anelka bei der Anhörung wegen seinem "Hitler-Gruß" beistehen wollte, wurde jetzt die Einreise nach Großbritannien untersagt. Was sagt man dazu?