Rebellischer Winzer zu zwei Euro Geldstrafe verurteilt

11.06.2014 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Angers) - Während ein Winzer wegen Verstoßes gegen die Richtlinien der Appellation Anjou (Loire) zu einer symbolischen Geldbuße verurteilt wurde, bezeichnete dessen Anwalt das Urteil als ein "ein Schlag ins Gesicht" für die Beamten. Olivier Cousin* muss nun jeweils einen Euro an die INAO (Institut national de l'origine et de la qualité -deutsch: Nationalinstitut für Herkunft und Qualität) und an den Weinbauverband Anjou als Schadensersatz zahlen, so hat es das Tribunal de Grande Instance in Angers entschieden.

 

Die Staatsanwaltschaft hatte 5.000 Euro als Geldbuße für eine falsche Etikettierung gefordert. Sie warf Cousin vor, auf den Etiketten seines Vin de Table aus Cabernet Franc den Namen "Anjou" verzeichnet zu haben, auch nachdem er 2005 aus der Appellation ausgetreten war. Mit dem Urteil zeigte sich Cousin zufrieden. "Ich wollte niemanden betrügen. Ich habe meinen Wein nicht falsch präsentiert, was dieses Urteil auch beweist", sagt Olivier Cousin.

"Wir haben den Prozess gewonnen. Und das ist beschämend für die Vereinigungen INAO und Anjou", kommentiert Eric Morain, Cousins Anwalt. "Neben der symbolischen Geldstrafe muss unser Mandant noch 690 Euro Gerichtskosten zahlen. Dennoch ist es ein Sieg für uns." Bei einer ersten Anhörung im März hatte Anwalt Morain noch Freispruch für Cousin verlangt. Zwar räumte Morain ein, dass sein Mandant in den Jahren 2010 und 2011 Fehler bei den Bezeichnungen gemacht habe, diese aber auch sofort geändert hätte, um den Vorschriften zu entsprechen.

"Keine Frage - Olivier Cousin vinifiziert feine Weine, allerdings in kleinen Mengen", kommentiert die Föderation Viticole d'Anjou Saumur den Ausgang der Verhandlung. "Dennoch stellt das Urteil einen Sieg für den Schutz der Bezeichnung Anjou dar und es dient zudem als Warnung für andere Erzeuger."

*Olivier Cousin pflegt insgesamt 12 Hektar Rebanlagen rund um Martigne-Briand, eingebettet im Loire-Tal. Im Ertrag sind Gamay, Chardonnay, Cabernet Franc, Grolleau und Chenin Blanc. Cousin hat sein Wirken biologisch-dynamisch zertifizieren lassen. Mit seinem Pferd Joker pflügt er die Rebzeilen. Im Keller werden nur einheimische Hefen verwendet - Enzyme, Zucker und Sulfide meidet Cousin. Seine harte Arbeit und das Verständnis für die Reben ergeben laut Kennern einige der schönsten Naturweine, die derzeit an der Loire zu haben sind.