Wein-PR ist manchmal schwer – und gefährlich

27.09.2014 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Würzburg) - Winzer, die mit PR-Agenturen arbeiten, treffen oft eine gute Wahl. Aber nicht immer. Manchmal sind Argumente sogenannter „Spezialisten“, die für einen Weinerzeuger sprechen sollen, auch widersprüchlich und gelegentlich sogar gefährlich. „Weißweine von XXX sind vegan und histaminfrei“, verkündete eine österreichische PR-Frau im Auftrag eines steirischen Weinerzeugers und ergänzte das noch durch einige Schlagzeilen wie „Test bestätigt: Kein Histamin nachweisbar“, „Winzer verzichtet auf Gerbstoff- und Säurekorrekturen“, „Beim Schönen kommen keine tierischen Eiweiße zum Einsatz“.

 

Die Ausführungen bezogen sich auf eine EU-Verordnung, die am 13. Dezember 2014 in Kraft tritt. Ab diesen Zeitpunkt sind 14 festgelegte Allergene, so sie in Lebensmitteln vorhanden sind, zu deklarieren. Es handelt sich in Sachen Wein gewissermaßen um eine Nachfolge-Verordnung der Kenntlichmachung von Sulfiten (schwefelige Säure) auf Weinflaschen, die seit einigen Jahren Pflicht ist. Aber weil immer mehr Menschen über Lebensmittel-Allergien oder Unverträglichkeiten klagen, wurde der Kreis der Angaben jetzt erweitert. Zu den Stoffen, die gefährlich sein können, gehören neben den Sulfiten noch ganz alltägliche Produkte wie Eier, Fisch, Erdnüsse, Soja, Milch und Milchprodukte, Senf und Sellerie.

Beim Wein sind Eier – durch die immer wieder bei Rotweinen inklusive teurer Bordelaiser Gewächse praktizierte Eiweißschönung – ein Thema. Aber unsere Agentur greift die Sache gleich ganz massiv auf, versichert, dass unser Winzer keine tierischen Eiweiße einsetzt, um seine Weine klar und stabil zu machen. Dadurch seien sie besonders gut verträglich. Dass die Weine natürlich mit schwefeliger Säure vor Oxidation geschützt werden und schon allein deshalb die Behauptung nicht pauschal zutreffend sein kann, erfährt man nicht. Hinzu kommt, dass ein Hinweis auf eine besondere Verträglichkeit ein Fall für die Rechtsprechung ist. Denn solche Behauptungen sind – schon wegen des Alkohols im Wein - nicht erlaubt. Eine große deutsche Genossenschaft fiel bei einem Rechtstreit, in dem es um ihre Aussage ging, ein Wein sei besonders mild und verträglich, heftig auf die Nase.

Weil der Steirer nach Behauptung der Agentur weitgehend auf Gerbstoff- und Säurekorrekturen verzichtet, ebenso auf diverse andere Zusätze, sind seine Weine „frei von schädlichen Stoffen“. Das ist ebenfalls eine gesundheitsbezogene Aussage, die zudem suggeriert, dass Weine, bei denen verschiedene Mittel eingesetzt werden, schädlich sind. Mit anderen Worten: alle Produzenten, die zum Beispiel entsäuern oder Zitronensäure zusetzen, werden mit einer solchen Aussage herabgewürdigt. Beim Jahrgang 2014 wären das beispielsweise viele Winzer in Rheinland-Pfalz, weil die Landesregierung ausnahmsweise die Säuerung von Most und Wein erlaubt hat.

Außerdem wird in diesem Zusammenhang indirekt behauptet, dass so das Allergen Histamin entsteht, das für viele Unverträglichkeiten verantwortlich ist. Nur hat das biogene Amin, das auch in einer Reihe von Lebensmitteln steckt (Käse, Thunfisch), beim Wein als Ursache in der Regel eine „wilde“, ungesteuerte Milchsäuregärung. Auch die Spontangärung wird dafür verantwortlich gemacht.

Als Beweisführung auf Histaminfreiheit bei den Produkten des Winzers wird ein Prüfbericht von Klosterneuburg herangezogen, der bestätigt, „dass im getesteten Wein von XXX kein Histamin nachweisbar ist.“ Das steht im Widerspruch zur ursprünglichen Behauptung, dass alle Weißweine histaminfrei sind – denn natürlich beschränkt sich das Weißweinangebot unseres Weinbauern nicht nur auf einen Wein. Rotweine hat er ebenfalls im Sortiment, da ließen sich möglicherweise schon Spuren von Histamin finden, wenn es zum biologischen Säureabbau kommt.

Fazit: Wer als Weinerzeuger mit einer Presseagentur zusammenarbeitet, soll sich erst mal erkundigen, ob hier Weinverstand vorhanden ist und deren Ausarbeitungen vor der Versendung genauer unter die Lupe nehmen. Der Steirer hat es nicht getan und war hinterher perplex, was in seinem Namen verbreitet wurde. Jetzt ist nur zu hoffen, dass es nicht viele Kollegen gab, die diesen Unfug weiter verbreiteten.