„Weinworte“ - Tesco überlässt seinen Kunden die Weinbeschreibung

16.08.2014 - arthur.wirtzfeld

UK (London) - Als führendes britisches Unternehmen im Einzelhandel wendet sich Tesco hinsichtlich der Beschreibung seines Weinportfolios an die Öffentlichkeit. Zukünftig erhalten die Mitglieder der eigenen Online-Wein-Community die Möglichkeit, ihre individuellen Verkostungsnotizen einzutragen. Auch Weinblogger hat Tesco eingeladen, sich an dem Projekt zu beteiligen. Ziel der Kampagne ist die Entmystifizierung der Weine aber auch der Offensive des Rivalen Lidl zu begegnen (wir berichteten: Lidl macht Druck mit Weinen der Mittelklasse aus Bordeaux).

 

„Die Idee hinter dem Projekt 'Weinworte' ist, den Alltagswortschatz unserer Kunden für die Weinbeschreibung zu verwenden“, sagt Alison Purdie, Marketingmanagerin bei Tesco, „denn Bewertungen und Kritiken von Gleichgesinnten sind sehr beliebt, nicht zuletzt wegen eines unkomplizierten Plaudertons.“ Und MW Laura Jewell, Leiterin der Weinabteilung bei Tesco, meint dazu: „Derzeitige von Weinkennern verfasste Weinbeschreibungen nutzen eine Weinsprache, die von unseren Kunden nicht unbedingt nachvollzogen wird. Wir wollen das ändern und eine Beschreibung finden, die der Alltagssprache entspricht, womit wir die Kommunikation mit unseren Kunden verbessern wollen.“

Für den 27. August hat Tesco außerdem eine öffentliche Verkostung anberaumt. Auch die dort erfassten Weinbeschreibungen von Kunden werden im Online-Shop als „Wort-Wolke“ jedem der 100 Weine zugefügt. Dazu bemerkt MW Peter Richards, Weinjuror beim Decanter: „Weinbeschreibungen sind so persönlich wie das Weinerlebnis selbst. Diese allgemeinverständlich zu übersetzen ist nicht immer so leicht. Ich betrachte eine Verkostungsnotiz als persönliche Reaktion auf einen Wein und den Versuch, einem objektiven Eindruck so nah wie möglich zu kommen.“

„Jede Branche nutzt zur Beschreibung ihrer Produkte einen Fachjargon. Profis und Experten pflegen somit eine eigene Sprache, seien es Autobauer, Computerspezialisten oder Köche“, erklärt Matt Walls, Jurymitglied beim Dekanter World Wine Award. „Es ist also nicht verwunderlich, dass sich ein Wortschatz bildet, der Uneingeweihten wenig oder gar nichts bedeutet. Ich persönlich neige dazu, meine Notizen möglichst einfach zu halten und mich an der realen Welt der Aromen zu orientieren, also den Wein so zu beschreiben wie er schmeckt und dies möglichst ohne Fachjargon.“