16. Wettbewerb Spätlesereiter-Pokal in Fulda: Weniger Weine – hohes Niveau

19.08.2015 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Fulda) - Beim Start im Jahr 2000, als die Riesling-Spätlese ihren 225. Geburtstag feierte, bot die deutsche Weinszene noch über 300 Spätlesen auf. Auch in den Jahren danach hatten die Ausrichter des Wettbewerbs um den Spätlesereiter-Pokal der Stadt Fulda jede Menge Arbeit. Sie bewältigten die Aufgabe mit Freude, weil damit an ein wichtiges Stück der Weingeschichte erinnert und die Beziehung der fernab des Weines gelegenen hessischen Barockstadt deutlich gemacht wird.

 

Die Abtei Fulda bekam einst im Jahr 777 nicht nur von Karl der Große das Königsweingut Hammelburg verehrt. Sie besaß auch kleine Weinberge in verschiedenen Regionen. Anno 1716 erwarb der fuldische Fürstabt das Kloster Johannisberg im Rheingau und ließ dessen Fluren mit Riesling bepflanzen. Die Erlaubnis für die Lese mussten sich die Klosterbrüder jedes Jahr beim Fürstabt einholen, der die Traubenreife inspizierte. 1775 verspätete sich der Traubenbote. Im Rheingau hatte sich bereits die damals noch nicht bekannte Edelfäule breit gemacht, als er zurück war. Geerntet wurde trotzdem, obwohl die Trauben keinen guten Eindruck mehr machten. Aber das Ergebnis einige Monate später war offenbar sensationell. Das Resultat der „späten Lese“ war vermutlich nach heutigem Maßstab eine Beeren- oder Trockenbeerenauslese. Aber mit diesem Ereignis wurde die Bedeutung einer späten Lese erkannt – und war die Spätlese „erfunden“.

Lange Zeit war diese Deklaration nach freier Einschätzung der Winzer möglich. Mit dem Weingesetz von 1971 wurde sie an ein Mindestmostgewicht gekoppelt. Zwar kamen damit, vor allem aus Neuzüchtungen, viele schlichte, belanglose „Spätleschen“ auf den Markt. Aber Winzer mit Ehrgeiz schafften es weiter, das Prädikat mit ausgezeichneten Weinen in seiner Wertigkeit hoch zu halten. In den letzten Jahren erwuchs indes der Spätlese einige Konkurrenz, besonders durch die Großen und Ersten Gewächse, die nicht mehr nur in den Reihen des Verbandes der Prädikatsweingüter (VDP) Zuhause sind. Viele Winzer schwenkten um auf das Trio Gutswein, Ortswein und Lagenwein oder arbeiteten mit einem Sterne-System und machten Qualität durch Buchstaben wie „R“ und „S“ deutlich. 

So war es kein Wunder, dass beim diesjährigen, dem 16. Spätlese-Wettbewerb in Fulda nur mehr knapp 140 Spätlesen des aktuellen Jahrgangs 2014 aufgeboten wurden. Doch das Niveau bei der Verkostung im Kaisersaal des Stadtschlosses durch eine Fachjury, unter anderem mit dem Betriebsleiter von Schloss Johannisberg, Christian Witte, war hoch. Sieger und Platzierte wurden in drei Gruppen ermittelt, nämlich trocken, halbtrocken/feinherb und fruchtig.

Bei den trockenen Weinen hatte das Weingut Naegele aus Neustadt-Hambach (Pfalz) mit seinem Hambacher Schlossberg die Nase vorn. Es folgten zwei notengleiche Spätlesen aus dem Oppenheimer Sackträger und Oppenheimer Herrenberg vom Weingut Manz aus Weinolsheim (Rheinhessen). Bei den fruchtigen Weinen stand zwar der Sieger nach der ersten Finalrunde fest; es war das Weingut Schreiber aus Hochheim mit der Spätlese aus dem Hochheimer Reichestal. Die Platzierungen dahinter mussten in einem Stechen ermittelt werden. Hier landete das Weingut Eugen Müller aus Forst (Pfalz) mit einem Forster Ungeheuer auf Rang zwei vor dem Kestener Paulinshofberg vom Weingut Bastgen aus Monzel (Mosel). Gewissermaßen spannungsfrei blieb das Resultat in der kleinen Gruppe der halbtrockenen und feinherben Spätlesen. Das Weingut Goldatzel aus Johannisberg belegte die Ränge eins (Geisenheimer Kläuserweg), zwei (Rüdesheimer Bischofsberg) und drei (Winkeler Hasensprung).

Geehrt werden die Betriebe am 25. Oktober im Rahmen einer feierlichen Matinee mit musikalischer Umrahmung im Fürstensaal des Schlosses Fulda. Im Anschluss an die Preisverleihung können die Weine verkostet werden.