Der Kampf für Rioja Crus: Finden Reformer zur Einigkeit? (Teil-3)

09.11.2015 - arthur.wirtzfeld

SPANIEN (Rioja) - Im ersten Teil haben wir den Grund und den Ursprung der Debatte um eine neue Klassifikation im Rioja erläutert und besprochen. Im zweiten Tiel ging es um die Frage: Blends oder Terroir? Nun widmen wir uns den Argumenten der Reformer:

 

Trotz intensiven Bemühungen des charismatischen Alvaro Palacios (ausgezeichnet vom Decanter als Weinmacher des Jahres), der sein Familienweingut Palacios Remondo in der Teilregion Rioja Bajain der Nähe des Hauptortes Alfaro betreibt und für mehr Anerkennung der Weine aus dem Rioja Baja kämpft, kommt diesem Gebiet kein Renommee zugute. Dafür gibt es viele Gründe. Beispielsweise die Begeisterung für den Tempranillo in den 1980er Jahren, dessen Trauben hier in Massen geerntet werden, die aber zu Überreife neigen, wenn es in der Vegetationsperiode zu warm wird. Längst haben Palacios, aber auch andere Erzeuger des Rioja Baja, ihren Fokus wieder auf den Garnacha gesetzt.

Während die Täler im Norden des Rioja eher schmal und steil ausfallen, ist die Landschaft des Rioja Baja offener, hat den Charakter eines Flachlands, durchzogen von leichten Hügeln. Die Schwemmlandböden sind steinig, teils mit eisenhaltiger Tonerde, in Teilen ähnlich der Böden des Châteauneuf du Pape. "Hier im Baja überwiegen mediterrane Einflüsse, es ist trocken und warm, und somit nicht der Nährboden für den Tempranillo, sondern vielmehr für den Granacha", bestätigt Alvaro Palacios.

Palacios Traum ist es, die Anerkennung für das Baja zu gewinnen. "Ich will mein Leben nicht 50 Jahre dem Weinberg widmen und nicht wissen, woher der Wein stammt," sagt Palacios. "Ein bezeichnendes Beispiel? Bitte - Sie trinken einen 1954er Viña Real Reserva Especial und wissen nicht, von welchem Weinberg oder welchen Lagen dieser Wein stammt. Das ist doch schlimm. Der Wein bekommt seine Kraft nicht vom Winzer, sondern von alten Reben aus einer speziellen Lage. Wir brauchen also eine Pyramide der Qualitäten, mit Landweinen an der Basis, dann Regionalität und dann die Ortschaften und dann bestimmte Lagen."

Die Reformer, unter ihnen auch Alvaro Palacios, der sich im Übrigen auf die mittlerweile geführten Ortsnamen der Weine aus dem Priorat bezieht und dies auch gerne für das Rioja umgesetzt haben will, sind wortreich, leidenschaftlich und dynamisch, aber auch rudimentär. Sie kommen zwar überein, dass die Klassifikation des Rioja einer Änderung, zu mindestens einer Anpassung bedarf, haben aber ihre Argumente noch nicht vereint.

"Das Terroir unserer Lagen gehört zu den besten der Welt, aber ich will mich im Kampf mit der Bürokratie nicht verzetteln. Ich rechne fest mit einer Änderung, aber erst meine Enkelkinder werden diese vollends erleben," sagt Palacios. Selbst eine Bodega so konservativ wie Marqués de Cáceres würde eine Reform mittragen. Christina Forner, Präsidentin bei Marqués de Cáceres, besteht aber darauf, eine Reform der Klassifikation nicht übers Knie zu brechen. "Wir würden es begrüßen, wenn die Reformer Modelle entwickeln, die sich auf Qualität mit Potential für die Zukunft konzentrieren."

Die Bodega Marqués de Cáceres hat längst ihre eigene Klassifikation gefunden und diese Excellens benannt. Der Schwerpunkt dieser Linie liegt auf alten Reben, reduzierten Erträgen und begrenzter Produktion. Wie Marqués de Cáceres finden die Reformer auch von anderen Bodegas Zustimmung, aber die Meinungen sind ambivalent, wie eine Reform für das Rioja letztlich aussehen und umgesetzt werden soll. Die Bodega Roda, gegründet in 1987, unterstützt die Reformer. "Eindeutig ja, die Klassifikation sollte Weinberge berücksichtigen, denn einige Lagen sind besser als andere. Allerdings halten wir Bezeichnungen nach Ortsnamen für irrelevant", sagt Victor Charcán, Exportleiter bei Roda. "Wichtig ist, dass die Reform mit großer Sorgfalt angegangen wird."