Geschäftsführer Sütterlin verlässt Weingut Abril

29.05.2015 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Bischoffingen) - Bei einem Besuch im Herbst 2014 waren gerade Sommeliers aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu Gast. Armin Sütterlin, Geschäftsführer des Weingutes Abril in Bischoffingen am Kaiserstuhl, zeigte ihnen mit Begeisterung das 2012 fertiggestellte Betriebsgebäude, war stolz auf die optimalen innerbetrieblichen Abläufe und präsentierte Weine, die in der fachkundigen Runde viel Anerkennung fanden. Dass er nebenbei noch etwas auf die damals bedrohliche Kirschessigfliege und träge Behörden schimpfte, die nur halbherzig zur Bekämpfung beitrugen, passte in das Bild eines engagierten Betriebsleiters.

 

Dann der letzte Besuch erst vor kurzem, weil bei einer Kaiserstuhl-Tour eher zufällig festgestellt wurde, dass das Weingut die im Badischen ungewöhnliche Sorte Blauer Silvaner im Sortiment hat. „Ist Herr Sütterlin zu sprechen?“, wurde im Verkaufsraum gefragt. „Tut mir leid, er ist nicht mehr bei uns“, lautete die doch sehr überraschende Antwort. Man erfuhr, dass der Weggang erste wenige Wochen zurücklag und dass wohl gesundheitliche Gründe dazu geführt hatten. Aber wie soll es weitergehen, wer übernimmt die Nachfolge? Auf diese Fragen konnte das Personal keine Antwort geben. Also wurde bei den Eigentümern nachgefragt. Das sind die Tengelmann-Senioren Erivan und Helga Haub, deren einst bedeutender Handelskonzern von den Nachfolgern in der Familie derzeit an Edeka verkauft werden soll. Aber das Bundeskartellamt legte hier schon ein Veto ein. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun; das Weingut Abril ist kein Bestandteil des Großunternehmens.

Helga Haub und ihr Mann hatten es aufgrund ihrer familiären Verbindungen nach Bischoffingen vor gut acht Jahren übernommen, weil beim damaligen Eigentümer Hans-Friedrich Abril ein direkter Nachfolger fehlte. Erst in der nächsten Generation bestand eine Chance, bis dahin wollte sie das damals etwas dahindümpelnde Weingut mit 270-jähriger Geschichte fit machen und auf einen hohen Standard bringen. Dafür wurde am 1. August 2007 Armin Sütterlin als Betriebsleiter eingestellt. Er war vorher Kellermeister beim Badischen Winzerkeller und bei der Winzergenossenschaft Müllheim-Schliengen. Der Start mit einem Neubau stand zunächst unter einem etwas unglücklichen Stern, weil auf dem Gelände Relikte aus der Keltenzeit gefunden wurden. Also Neuorientierung am Ortsrand. In der Nachbarschaft der Reben entstand ein Neubau, der bald einen Architektenpreis bekam (aber doch aus der Distanz in der grünen Landschaft wie ein Fremdkörper wirkt).

Sütterlin setzte in den letzten Jahren einige Akzente, vergrößerte den Betrieb von ursprünglich 6,6 auf 20 Hektar und veranlasste eine Umstellung auf ökologische Wirtschaftsweise in den Reben. Jetzt ist er, so verlautet es aus der Familie Haub, „auf eigenen Wunsch aus gesundheitlichen Gründen ausgeschieden.“ Das ist auch Anlass für die Eigentümer, „das Weingut neu zu organisieren.“ Was vielleicht eine kleine Umschreibung für eine angestrebte Verbesserung der Kostenstruktur ist, die nach Einschätzung von Insidern aus Bischoffingen nicht optimal ist. Vorläufig führt eine Interimsgeschäftsleitung den Betrieb, ein Name wurde nicht genannt. Die Position des Kellermeisters wird neu besetzt. Über einen Nachfolger für Armin Sütterlin (57) wollen die Eigentümer „erst nach Abschluss der Neuaufstellung entscheiden.“ Es bleibt spannend in Bischoffingen.