Im Kraichgau und an der Badischen Bergstraße: Weiße Burgunder-Charta will Furore machen

07.05.2015 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Heidelberg) - 1983 prägten Rheingauer Winzer erstmals den Begriff „Charta“ im Zusammenhang mit Riesling. Sie verbanden damit die Tauglichkeit der Hauptsorte des Gebietes als Essensbegleiter. Durch die diversen „Gewächse“ im Rheingau ist der Charta-Riesling heute eher bedeutungslos geworden; nur noch wenige Betriebe arbeiten damit. Dafür gibt es jetzt ganz neu die „Weiße-Burgunder-Charta“ in zwei badischen Bereichen.  

 

Das Wort „Charta“ steht eigentlich laut Lexika für „Pergament, Urkunden“. Damit bezeichnet man im Völkerrecht auch die Satzungen internationaler Organisationen, zum Beispiel die Charta der Vereinten Nationen oder die Charta 77, mit der 1977 in der Tschechoslowakei unter anderem Menschenrechtsverletzungen angeprangert wurden. Beim Wein gibt es neben dem Rheingauer Charta-Riesling seit einigen Jahren noch die „Mittelrhein Riesling Charta“ mit rund zwei Dutzend Betrieben, die sich die Vereinigung Vinea Wachau zum Vorbild nahm. Am Mittelrhein ist man besorgt um die Erhaltung der Steillagen und will mit Profil-Weinen (Handstreich, Felsenspiel und Meisterstück), alle 100 Prozent Riesling, gegen das Flächensterben und oft unzureichende Preise ankämpfen. 

Während beim Rheingau und beim Mittelrhein Weinfreunde genau wissen, wohin sie reisen müssen, um die Weine vor Ort kennenzulernen, ist das beim Kraichgau (1200 Hektar) und der Badischen Bergstraße (380 Hektar) nicht ganz so einfach. Beide Bereiche, die man dem Großraum Heidelberg/Bruchsal zuordnen kann, haben gegenüber Regionen wie Kaiserstuhl, Markgräflerland, Ortenau und Bodensee deutliche Image-Defizite, obwohl hier einige Weingüter angesiedelt sind, die überregional bekannt sind. 

Die Anregung, etwas gemeinsam zu machen, kam von einem dieser Güter. Claus Burmeister, Betriebsleiter sowohl beim wieder in Schwung gekommenen Weingut Heitlinger in Östringen-Tiefenbach als auch beim Weingut Burg Ravensburg in Sulzfeld, suchte Mitstreiter und fand hier schnell Topwinzer Thomas Seeger aus Leimen an seiner Seite. Bei der weiteren Suche in beiden Regionen fanden sich Betriebe wie Klumpp, Bosch, Gravino, Hummel, Adam Müller und Plag, die zwar alle etwas unterschiedlich strukturiert sind, aber doch bei den Sorten einen gemeinsamen Nenner haben: die weißen Burgunder. 

So kam es schließlich vor wenigen Tagen zur Gründung der „Weiße Burgunder Charta“. Im Weingut Heitlinger unterzeichneten die Repräsentanten von 15 Gütern die entsprechende Urkunde. Burmeister wurde gleich zum Vorsitzenden bestimmt; er kündigte die erste offizielle Präsentation für das Publikum für den 29. Juni im Schwetzinger Schloss an. Weitere gemeinsame Veranstaltungen sollen folgen.

Die Truppe der "Weiße Burgunder Charta" auf einen Blick - Der Vorsitzende Claus Burmeister (3. von rechts). (© Weiße Burgunder Charta)

Hinter den Charta-Gütern stehen 230 Hektar Rebfläche. Knapp die Hälfte entfällt dabei auf die beiden im Besitz des Unternehmers Heinz Heiler befindlichen Güter Heitlinger und Burg Ravensburg. Ansonsten liegen die Größenordnungen überwiegend bei vier bis zehn Hektar. Stark machen will man sich für die Familie der weißen Burgunder (Chardonnay, Weißburgunder, Auxerrois). Jedes Weingut darf nur einen Wein aus seinem Sortiment als Charta-Wein auswählen; hinzu darf noch eine Charta-Cuvée kommen, die an die Tradition des gemischten Satzes anknüpfen soll, mindestens zur Hälfte aus Weißburgunder bestehen muss und einen Anteil von bis zu 15 Prozent aus Grauburgunder oder weiß gekeltertem Spätburgunder, bzw. Schwarzriesling haben darf. Warum weiße Burgunder? Diese Sorten haben hier einen besonders hohen Anteil, auch im Vergleich mit anderen badischen Bereichen, wird erklärt. Und sie wurden teilweise schon vor über tausend Jahren von Mönchen angebaut. Jetzt hoffen die Beteiligten, dass die Weiße Burgunder-Charta nach ihren ersten öffentlichen Auftritten in den Charts der Weinfreunde nach oben rückt.