Krebs aus Weinbergen - Erste Reaktionen in Bordeaux (Teil-3)

16.10.2015 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Bordeaux) - Winzer der Bordeaux Appellation Côtes de Bourg wollen mit pflanzlichen Barrieren sensible Bereiche schützen, um eine bessere Kontrolle beim Sprühen mit Pestiziden zu erreichen. Hecken sollen zukünftig die Luftmoleküle, vermischt mit den versprühten Pestiziden, aufhalten. Ob dies aber den sich gerade bildende Protest betroffener Bürger, insbesondere aus dem Sauternes aber auch aus ganz Bordeaux, stoppen kann, muss man bezweifeln.

 

Den Produzenten der Appellation Côtes de Bourg ist allerdings zu Gute zu halten, dass Sie überhaupt auf das sensible Thema regieren. Hier gehören die Winzer auch zu den aktivsten, wenn es um die Prävention von ähnlichen Krisen geht. So werden an knapp 30 Standorten in der Weinregion Côtes de Bourg, insbesondere in der Nähe von Kindergärten, Schulen und Sportplätzen, neu angepflanzte Hecken mehr Schutz bieten. Das Pflanzprogramm ist bereits gestartet und soll über den Winter bis ins nächste Jahr hinaus weiter vorangetrieben werden.

"Wir haben die verschiedensten Institutionen, von den Bürgermeisterämtern, dem Regionalrat bis hin zu den Umweltgruppen Arbres und Paysages mit ins Boot genommen", sagt Didier Gontier, Direktor der AOC Côtes de Bourg gegenüber regionalen Medien. "Diese Institutionen haben Zuschüsse zu Verfügung gestellt, um das Pflanzmaterial zu kaufen, um es anzubringen und pflegen zu lassen. Bisher sind wir die einzigste Appellation, die solche Maßnahmen in Angriff genommen hat. Dabei arbeiten wir eng mit dem Conseil Interprofessionnel du Vin de Bordeaux (CIVB) zusammen und sind bereit, unsere Erfahrungen mit anderen Appellationen zu teilen."

Die Frage, ob Pestizide derart der Gesundheit schaden, möchten die Verantwortlichen der meisten französischen Appellationen erst bewiesen haben. Dennoch, die Vorfälle in der Ortschaft Preignag (siehe die beiden Vorberichte - Links am Ende dieses Beitrages) und der Abschlussbericht der der französischen Gesundheitsbehörde Agence Régionale Santé (ARS) und der französischen Gesundheitsüberwachung Institute de Veille Santé (InVS) beschäftigen nun die ganze Nation. Während die Debatte erst ihren Anfang nimmt, hat sich der Bürgermeister von Preignag, Jean-Gilbert Bapsalle, vorgenommen, den Rebhang direkt an der Schule seines Dorfes zu kaufen, um eine sichere Zone rund um die Schule schaffen.

"Eine Kausalität zwischen dem Einsatz von Pestiziden und den Krebserkrankungen der Kinder aus Preignag ist bisher nicht bewiesen," wird Xavier Planty, Präsident der Winzervereinigung des Sauternes, zitiert. "Aber auch wir haben eine Reihe von Experten befragt. Wir empfehlen inzwischen unseren Winzern unsichere Praktiken zu unterlassen und haben aufgefordert, innerhalb der gesetzlichen Richtlinien zu arbeiten." Xavier Planty werfen die betroffenen Bürger Ignoranz vor und ihre Stimmen werden immer lauter. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die französische Weinindustrie freiwillig oder gezwungen dem Thema ernsthaft widmen muss.