Neue Strategie zur Nutzung von Weinbergen in Burgund

27.03.2015 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Beaune) Das die Preise für die Weinberge Burgunds schön obszöne Höhen erreicht, ist in der Weinszene bekannt. Leisten können sich diese Rebflächen nur noch die Großen der Branche, Investoren oder Private-Equity-Gruppen. Dagegen haben die kleinen und mittleren Winzerbetriebe der Region meist nicht genügend Kapital oder überlegen immer öfter, ob es nicht besser wäre, den eigenen Betrieb aufzugeben und zu verkaufen, weil ihre Weinberge exorbitante Kaufpreise einbringen. Einer, der offensichtlich eine ändere Lösung gefunden hat ist Alex Gambal. Sein modifizierter Ansatz zu mehr Rebflächen zu kommen, wobei Bares nicht die ausschlaggebende Rolle spielt und der Eigentümer der Rebflächen diese sogar behalten kann, ist so einfach wie genial.

 

Gamal, der ursprünglich aus Boston (USA) stammt, siedelte im Jahr 1993 um nach Burgund. Vier Jahre später in 1997 gründete der in Beaune ein Handelsgeschäft für Wein er wurde zum Negociant. Sein letzter Erwerb von Rebflächen in der Größenordnung von 3,4 Hektar war im Jahr 2011. Jetzt will Gambal weitere acht Hektar dazu erwerben wobei seine Transaktion die heutige wirtschaftliche Realität in Burgund wiederspiegelt: anstatt die Rebflächen der Domaine Christophe Buisson in St. Romain zu kaufen, geht Gambal mit den Eignern eine ungewöhnliche wie gleichwohl wirtschaftlich praktikable Partnerschaft ein.

Die Weine der Domaine Christophe Buisson werden also zukünftig ein Etikett von Axel Gambal tragen. Wie kam es dazu? Seit vielen Jahren produziert Christophe Buisson im Alleingang seine Weine und betätigt sich zusätzlich als Negociant. In zunehmenden Alter stellte sich Buisson die Frage: noch weitermachen oder verkaufen? Gambal und Buisson setzen sich zusammen und beschlossen eine Weinpartnerschaft. Buisson wird weiter sein Weinhandelshaus betreiben aber gleichzeitig als Gesellschafter und Berater, die Rebflächen Gambal überlassen. Beide vereinbarten ein 'Fermage-Agreement' über dessen genauen Inhalt die Partner allerdings Stillschweigen vereinbart haben.

Eine 'Fermage' ist in Bezug zu Frankreichs Weinszene eine langfristige Pacht von Rebflächen, in der Regel mindestens 20 Jahre, und ermöglicht es den Eignern, die Rebflächen zu behalten - meist überdauert eine 'Fermage' sogar mehrere Generationen. Der Vorteil für die Eigentümer liegt darin, dass sich der Wert der Weinberge immer weiter erhöht, der Besitz so für die Familie und Nachfolger erhalten bleibt, währenddessen der Bewirtschafter der Flächen gerade in Burgund zu überschaubaren Konditionen sein Weinportfolio sichern bzw. ausbauen kann. Vorgemacht hat dies im Jahr 1950 die Domaine Faiveley (ein familiengeführtes und eines der größten Weingüter Burgunds sowie ebenfalls Negociant), die mit einem Pachtvertrag (Laufzeit damals neun Jahre), Rebflächen der Domaine Frédéric Mugnier in Burgund nutzten. Der Pachtvertrag wurde im Laufe der Zeit dreimal bis 1977 verlängert.

Dieses schon in der Vergangenheit erfolgreiches Konzept ist somit nicht neu, erlebt aber scheinbar heute bei den kaum noch zu zahlenden Hektarpreisen für Burgunds Weinberge eine Renaissance. Findet das Modell Gefallen, dann haben auch kleine und mittegroße Erzeuger, die expandieren wollen eine Chance und können gleichsam ihre langfristigen Schulden gegenüber einem Kauf minimieren. Für Alex Gambal hat die 'Fermage' mit Buisson noch eine zweite Seite: getrieben von der Konkurrenz kann Gambal seine Rebflächen nun auf rund 12 Hektar erweitern und hat somit auch ein größeres Portfolio an Traubenmaterial aus Lagen mit der Klassifikation Grand und Premier Cru.