Treffsichere Rieslingweine aus dem Rheingau

30.09.2015 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Eltville am Rhein) - Ein neuer Name taucht im Rheingau auf Etiketten auf: „Kaufmann“ steht groß auf knallroter Unterlage. Dahinter steckt kein plötzlich aus der Taufe gehobenes oder umfirmiertes Weingut, sondern ein Betrieb mit Tradition, der weiter unter „Hans Lang“ firmiert. Nur haben die neuen Eigentümer eine eigenständige Linie kreiert.

 

Vor knapp zwei Jahren wurde es offiziell. Der 20-Hektar-Betrieb von Hans und Gabriele Lang in Hattenheim (Rheingau) wechselte den Besitzer (wir berichteten: "Ein Schweizer kauft Rheingauer Weingut - Und VDP-Chefin wird Winzerin"). Tochter Stefanie wählte eine Berufslaufbahn außerhalb der Weinszene. Da Lang selbst schon kurz vor dem Rentenalter stand, musste er jemand finden, der übernimmt. Das waren schließlich nach Vorgesprächen, die über ein halbes Jahr dauerten, der vormalige Schweizer Käseproduzent Urban Kaufmann aus dem Kanton St. Gallen und dessen Lebensgefährtin Eva Raps, die 16 Jahre lang Geschäftsführerin des Verbandes der Prädikatsweingüter (VDP) war.

Lang erklärte sich bereit, die ersten drei Jahre weiter mitzuarbeiten. Zwar wusste die gebürtige Fränkin Eva Raps viel über Riesling und Kaufmann hatte sich schon lang als Riesling-Fan zu erkennen gegeben. Aber über Wein zu plaudern und ihn zu vermarkten ist wohl etwas einfacher als ihn zu produzieren. Außerdem war die Tätigkeit des Vorbesitzers Voraussetzung für ein Weiterlaufen der Mitgliedschaft im VDP, der wohl irgendwann im nächsten Jahr überprüfen wird, ob das Weingut Hans Lang weiter würdig ist, das VDP-Zeichen zu tragen.

Kaufmann und Raps hatten offenbar von Anfang an klare Vorstellungen, wie ihre Weine schmecken sollen. Das war schon im Frühjahr 2015 zu merken, als die ersten 2014er probiert werden konnten. Sie schienen im Vergleich zu früher einen Tick mehr Spannung und Tiefgang zu haben. Aber der 42-jährige „Jungwinzer“ wollte sich auch selbst verwirklichen und seinen Namen auf dem Etikett sehen. „Wir haben einigen unserer Weine ein neues Kostüm auf den Leib geschneidert“, erklärt die Dame des Hauses. Das Kostüm der Kaufmann-Linie mutet puristisch an, ist aber in seiner roten Farbgebung auffällig. Wichtig ist indes vor allem, dass der Inhalt stimmig ist. 

Drei Weine gibt es. An der Spitze steht der elegante Riesling-Lagenwein aus dem Wisselbrunnen, der locker als Großes Gewächs durchgehen könnte. Aber auf eine derartige Deklaration wird verzichtet, vermutlich auch, um keine Irritationen zu verursachen. Denn der Name des VDP-Weingutes Hans Lang steht nur kleingedruckt auf dem Etikett, den Namen „Kaufmann“ bringen allenfalls Insider mit den Prädikatsweingütern in Verbindung. „Tell“ heißt der Zweitwein aus ausgewählten Hattenheimer Parzellen. Namenspate ist wohl der sagenhafte Schweizer Nationalheld Wilhelm Tell, der – wenn es ihn tatsächlich gab – im 14. Jahrhundert lebte und hier mit seiner Armbrust in so manches Ziel traf. Den rassigen, komplexen Riesling kann man durchaus als Treffer bezeichnen.

Schließlich wird das Kaufmann-Trio abgerundet durch einen knackigen, herzerfrischenden Riesling Qualitätswein, der ab Hof für 9,50 Euro zu haben ist (Lagenwein 25 Euro, Tell 16.50 Euro). Die drei Weine stehen für „einen neuen Stil des Hauses“, meint Eva Raps. „Wir meinen, dass Form und Inhalt harmonieren.“ Recht hat sie.