UTR-Weine: Was ist die wichtigste Kategorie für feine Weine? (Teil-1)

21.10.2015 - arthur.wirtzfeld

DEUTSCHLAND (Würzburg) – Die Antwort auf die Frage der wichtigsten Kategorie für Weine: Ganz einfach, alle bekannte Kategorien haben eines gemeinsam, sie sind UTR. Lassen Sie mich aber vor der Erklärung einige Details ausführen. Ähnlich wie beispielsweise in der Sportwelt haben sich die Weinliebhaber auch ihre Weinwelt in Hierarchien aufgeteilt. Eines der ältesten Wertesysteme, die heute noch gelten, ist die Klassifikation der Médoc-Châteaux von 1855. Hierbei werden Besitztümer, also jeweilige Châteaux im Médoc, entweder nach Grand Cru Classé oder Cru Bourgeois eingeteilt. Auch die Klassifikation in Sauternes stammt aus jener Zeit. Später in den 1950er Jahren zogen Graves und Saint Émilion nach. In Pomerol gibt es bis heute keine vergleichbare Klassifikation.

 

In 1935 richtete man auch in Burgund eine Klassifikation ein. Hier wurden aber nicht Châteaux, also Weingüter, sondern Weinlagen klassifiziert. In Burgunds Hierarchie stehen an der Spitze zuerst Grand Crus, Premier Crus und dann die Villages. Auch in der Champagne gibt es Klassifikationen, allerdings sind es hier die Weingemeinden. Anderswo in der Weinwelt, wie beispielsweise in den USA, gibt es keine offiziellen Klassifizierungen oder Hierarchien. 

Wer sich an einer Weinbar einen Wein aussuchen will oder wer im Handel Wein einkauft, kommt nicht um Klassifikationen, Hierarchien oder Rankings umhin. Gut, Sie wählen ein Premier Cru aus, oder einen Grand Crus. Dann sind sie gut bedient, Sie wissen wie Sie auswählen müssen. Aber das Gros der Weinliebhaber? Wie soll man sich da zurecht finden, bei den Rankings, Klassifizierungen, Wertungen oder Bezeichnungen. Nichts ist irgendwie vergleichbar. Was bleibt einem übrig, als Wein nicht einfach nach dem einzuordnen, was Wein ausmacht. 

Es ist die Rebsorte und die Region, die einem erst mal als Auswahlkriterium einfällt, der Produzent folgt, der Jahrgang und der Stil des Weines sind dann nächste Kriterien, dann folgen die Wertungen von Weinführern und Weinkritikern und zuletzt zählt das persönliche Gusto, dass einem zur Weinauswahl führt.

Einzig was fehlt ist eine einfache Einordnung, die übergreifend gilt. Erlauben Sie mir eine Klassifizierung vorzuschlagen, die für mich als Grundlage dient und nach der ich überwiegend auswähle. Ich nenne Sie UTR (Under the Radar – unter dem Radar). Im Laufe der Jahre habe ich mir eine nützliche Methode entwickelt, um Wein beim Kauf und vor allem auch beim Sammeln von Informationen vergleichend einordnen zu können. Was ist ein UTR-Wein und wie klassifiziere ich ihn? Ganz einfach - drei Punkte:

(1) Der Wein stammt aus einem bekannten Weinbaugebiet, Weinzone oder Weinberg, ist selbst aber nicht bekannt oder unerkannt vom breiten Publikum.

(2) Der Hersteller ist kein Starwinzer, noch liefert er außergewöhnliche Qualität.

(3) Es gibt Produzenten in dem Gebiet, die Insider oder Weinkenner erwähnen oder die Ihnen genannt werden, wenn Sie nach der Region fragen.

Wenn ein Wein alle diese Kriterien erfüllt, dann haben Sie einen UTR-Wein. Wohlgemerkt: Diese Auswahl unterscheidet sich von der Einteilung von Weinen in ein Preis-Qualitäts-Verhältnis (QPR = Quality-Price-Ratio). Der Unterschied ist, dass ein echter UTR-Wein außergewöhnlich ist und nicht nur Ihr Portemonnaie schont, dass tut er allerdings oftmals.

Die Liste der UTR-Weine und Produzenten weltweit ist umfangreich. In Teil-2 "Der Trick ist es zu wissen" erläutere ich die Kategorie anhand einiger Beispiele, benennen Güter wie Weine.