Weinland Allgäu: Eine Königin haben sie schon für die fünfte „WeinNacht“

10.10.2015 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Bad Hindelang) - Als kürzlich in Neustadt an der Weinstraße Josefine Schlumberger aus dem Markgräflerland zur neuen Deutschen Weinkönigin gekürt wurde, gab es hinterher Protest aus Franken. Der dortige Weinbauverbands-Geschäftsführer Hermann Schmitt zeigte sich erbost darüber, dass „seine“ Kandidatin Kristin Langmann schon in der Vorrunde aussortiert und nicht gut genug für das Finale eine Woche später befunden wurde. Er verlangte eine Wildcard und dachte nach deren Ablehnung durch das ausrichtende Deutsche Weininstitut laut über einen künftigen bayerischen Boykott der Weinköniginnen-Wahl nach. 

 

Das würde Chancen für ein Weinbaugebiet eröffnen, das derzeit noch von den offiziellen Organisationen des deutschen Weines nicht so recht wahrgenommen wird!

Es gibt da nämlich eine kleine, feine Region, ebenfalls in Bayern, die sich sogar mit einem Titel schmücken kann: das höchstgelegene deutsche Weinbaugebiet. Zu finden ist sie in Bad Hindelang im Allgäu, wo 2008 die ersten Reben der Sorte Solaris gepflanzt wurden. Dortselbst gibt es das Hotel Prinz Luitpoldbad, das 2014 sein 150jähriges Jubiläum feiern konnte. Es liegt auf 860 Meter Höhe und wird seit vielen Jahren auch von Württembergern aus dem Stuttgarter Raum gern besucht, darunter immer wieder Winzer, etwa die Aldingers aus Fellbach. Deutscher Wein spielt auf der Karte von Hausherr Armin Gross eine wichtige Rolle.

Er hatte die Idee mit der Anlage eines kleinen Weingartens in der „Lage“ Luitpolder Ochsenberg mit zunächst einem Dutzend Stöcke. Als daraufhin offiziell verkündet wurde, dass sich der höchstgelegene deutsche Weinberg im Allgäu befindet, machten eine Behörde in Veitshöchheim in Franken, zuständig für Neuanlagen, mobil und drohte Gross mit Geldstrafen oder sogar Gefängnis, wenn er nicht schnell wieder alles aushacken würde. Der Hotelier kannte natürlich sein Recht. Auf 100 Quadratmeter ist für einen Hobbywinzer alles erlaubt. Also wurden die Bürokraten in Franken öffentlich durch den (angebrachten) Kakao gezogen. Sogar die Süddeutsche Zeitung glossierte seinerzeit die voreiligen Veitshöchheimer, die es versäumt hatten, sich  vor der Strafandrohung über die „Dimension“ des Allgäuer Weinbaus zu informieren. 

Inzwischen hat sich die Sache weiter entwickelt. Ein zweiter Hotelier wurde Winzer, nämlich Markus Rainalter vom Hanusel Hof in Hellengerst, der Bad Hindelang mit seinen 950 Höhenmetern deutlich distanzierte und sogar zwei „Lagen vorweisen kann, nämlich Langenwies und Mittlerer Strie. So gibt es jetzt im Allgäu zweimal auf jeweils 100 qm Weinbau. Die ersten Ernten waren keine Bedrohung für die sonstigen 13 Anbaugebiete; es gab nur jeweils einige Liter, trotz sonniger Südhänge, aber in einem – so Gross – „harten Mikroklima“. Das Mostgewicht hätte zwar für die Anerkennung als Qualitätswein ausgereicht. Aber eine Anstellung zur Prüfung ersparte man sich; dafür waren nicht genügend Flaschen vorhanden. Außerdem ist das Allgäu bislang allenfalls Landwein-Gebiet.

Was es gibt, ist die Winzervereinigung Oberalllgäu, die kein eingetragener Verein ist, keine Einnahmen hat und nur ehrenamtlich tätig ist. Mit viel Augenzwinkern wird die Anerkennung des Allgäu als 14. deutsches Anbaugebiet gefordert. Eine Weinkönigin hat man schon, und zwar bereits seit 2011. Die erste Queen war Katharina I., 2013 folgte Hanna I., seit kurzem ist Katharina II. an der Reihe, eigentlich Fachverkäuferin in der elterlichen Metzgerei Endrass in Bad Oberdorf. Sie hatte sich schon vor vier Jahren beworben, war aber damals noch zu jung für das hohe Amt. Inzwischen ist sie 22 Jahre alt und hat beim Wein eine Vorliebe für fruchtige Weißweine. 

Von dieser Vorliebe muss sie sich am 21. November allerdings lösen. Denn dann steht ein Saison-Höhepunkt für das Hotel Prinz Luitpoldpark auf dem Programm. Bei der mittlerweile fünften Allgäuer WeinNacht steht neben einem Sechs-Gang-Menü nur hochwertiger deutscher Rotwein auf dem Programm, ein Extrakt aus dem Deutschen Rotweinpreis des Weinmagazins VINUM. Anwesend sein werden auch einige der Erzeuger aus Baden und Württemberg. Katharina Probst wird an diesem Abend zu Wort kommen und kann vielleicht dabei beweisen, dass sie eine künftige bayerische Kandidatin für die Wahl der Deutschen Weinkönigin sein könnte.