Weinregion Tokaj investiert 330 Millionen Euro

14.02.2015 - arthur.wirtzfeld

UNGARN (Budapest) - Ungarns berühmte Weinregion Tokaj wird in den kommenden Jahren 330 Millionen Euro in die Kultivierung der Weinberge und gleichzeitig ins Marketing investieren.  Neben der Modernisierung der Rebkulturen will Ungarn auch den internationalen Ruf des Tokajer, einer der bedeutendsten und traditionsreichsten Weine der Welt, stärken und in den Fokus des Handels, der Gastronomie sowie der Konsumenten bringen. Wie die ungarische Regierung per Pressenotiz mitteilt, wird die Finanzierung getragen von der Zentralregierung Ungarns und der Europäischen Union, wobei die Gelder der EU bis zum Jahr 2020 nach Abfrage zugeteilt werden sollen.

 

Ungarns Weinindustrie ist eine der wichtigsten Beschäftigungsquellen in der von der UNESCO anerkannten Tokaj-Region mit schätzungsweise 5500 Arbeitsplätzen in den Weingütern und Kellereien. „Wein wird ein Eckpfeiler der Investments sein, beginnend mit der Rebpflege, der Traubenernte, der Vinifizierung und mit allem was mit der Produktion und dem Vertrieb von Wein zu tun hat“, sagt Andras Tombor, Leiter des Büros für regionale Entwicklung der Tokaj-Weinregion.

Jüngste Untersuchungen im Auftrag der ungarischen Weinbehörden haben ergeben, dass die Hersteller der Weinregion Tokaj die Präsenz ihrer Weine in weltweiten Top-Restaurants ausweiten können. Bisher werden Tokajer auf 20 Prozent der Weinkarten der in den USA mit Michelin-Sternen ausgezeichneten Restaurants geführt. In Großbritannien listen 29 Prozent der Sternelokale den Tokajer, in Deutschland sind es fünf Prozent, gefolgt von Frankreich und China. Rund zehn Millionen Euro wurden bisher in ein zweijähriges Projekt investiert, mit dem im Auftrag der Regierung die Marketingagentur Claessens International beauftragt wurde, die Bekanntheit des Tokajer zu steigern. Zu den Kunden von Claessens International gehören große internationale High-End-Marken wie Mumm, Perrier-Jouet, Antinori, Petrus und weitere.

„In diesem Jahr wird es eine globale Marketingoffensive zur Wiederherstellung der Anerkennung der Tokaj-Weine im Ausland geben“, freut sich Eniko Kiraly vom staatseigenen Weingut Tokaj-Kereskedohaz. Parallel werden die Zustände und Terroirs der Weinberge eruiert. Rund 11000 Hektar Rebflächen, von denen bisher 5500 bepflanzt sind, werden dazu besichtigt, in einem Geonetz mit der Genauigkeit von einem Quadratmeter neu katalogisiert und beurteilt. „Die Ergebnisse werden uns aufzeigen, wo ein Wiederaufbau oder Neuanpflanzung nötig ist“, sagt Andras Tombor. Ein Teil der Fördermittel wird auch für den Tourismus, Infrastruktur und für andere landwirtschaftliche Erzeugnisse verwendet werden, heißt es abschließend in der Pressenotiz.

Die Weinregion Tokaj, die in Ungarn offiziell Tokaji Borvidék heißt, ist eine geografische Bezeichnung für die nördlich der Stadt Tokay gelegene Weinbauzone. Zentral befindet sich hier das Zempléni-Hegység Gebirge, an dessen Hängen sich die Rebflächen befinden. In diesem Gebiet liegen 28 Weinbaugemeinden, die knapp 5.800 Hektar Rebland ausschließlich mit Weißweinsorten bewirtschaften. Auch die angrenzende Slowakei darf die in ihrem Teil gelegenen Weinflächen mit Tokaj bezeichnen, was eine abgewiesene Klage Ungarns seitens der EU bescheinigt.