Der Malbec - seit 1853 das Weinjuwel Argentiniens

17.04.2016 - arthur.wirtzfeld

ARGENTINIEN (Mendoza) - Heute am 17. April 2016 findet zum sechsten Mal der Welt-Malbec-Tag statt. Gefeiert wird dieser Tag in großen Metropolen wie New York, Buenos Aires, São Paulo und London. Die rote Rebsorte ist heute stark in Argentinien verwurzelt, obwohl der Ursprung in Frankreich lag. Das größte Anbaugebiet findet sich in Mendoza am Fuße der Anden, wo bekannte Weingüter wie beispielsweise Terrazas de los Andes beheimatet sind. Deren Kellermeister Gonzalo Carrasco sagt: „Unser Malbec wird auf Terrassen bei über 1000 Meter, exakt ab 1.067 Meter, über dem Meeresspiegel angebaut. In dieser Höhenlage können die Trauben perfekt reifen und ihr intensives Fruchtaroma entwickeln. Dazu gehören eine typische intensive rot-violette Farbe, Aromen von schwarzen Früchten und Pfeffer an der Nase mit fruchtig frischen Profilen und leichten Röstaromen vom Ausbau im Barrique.“

 

Die Story des Malbec über die Jahrhunderte ließt sich wie folgt:

1853: Am 17. April dieses Jahres verkündet der Verwaltungsbeamte und spätere Präsident Argentiniens, Domingo Faustino Sarmiento, eine Diversifikation des Weinbaus seines Landes. Die Weinindustrie soll sich nach dem Willen des Visionärs auf neue Produktions- und Produktbereiche umstellen. Dem Ministerium für Landwirtschaft wird der Auftrag erteilt, dafür eine neue Gesetzgebung vorzuschlagen. Das ist der eine Part der Geschichte. Der andere Part betrifft den damals 32-jährigen Michel Aimé Pouget, ein Agronom (Oenologe), der aus Frankreich stammend ein Jahr zuvor nach Mendoza übersiedelte und Sarmiento kennenlernte. Pouget entwickelte auf Anraten von Sarmiento die Grundlagen für den Weinbau in Argentinien. Er gründete die Agrar Quinta de Mendoza, die erste Landwirtschaftsschule des Landes. Im gleichen Jahr wurde die Rebsorte Malbec aus Frankreich eingeführt und erstmals in Argentinien angepflanzt. Sarmiento und Pouget begründeten somit die Geburtsstunde des Malbec in Mendoza. Außerdem sorgte Pouget ebenso dafür, dass unter anderen auch die Sorten Cabernet Sauvignon und Pinot Noir in Argentinien angebaut wurden.

Schauen wir uns die weiteren Ereignisse und den Lebenslauf des Malbec weiter an:

1858: In diesem Jahr wurde die Agrar Quinta de Mendoza geschlossen. Grund dafür waren Kürzungen des Budgets. Trotzdem kämpfte Pouget für das Projekt und führte seine Experimente mit französischen Rebsorten als privates Unternehmen fort.

1863: In Frankreich beginnt die Reblausplage. Französische Rebanlagen sind stark betroffen, vor allem entlang der südlichen Rhone. Inzwischen fühlt sich die Sorte Malbec wohl in den Terroirs der zerklüfteten Täler und Berghängen Argentiniens. Die Qualitäten, die hier zur damaligen Zeit in die Flasche kamen, waren merklich besser, als es der Malbec in seinem französischen Heimatland vermochte.

1889: Der Weinmarkt Frankreichs liegt darnieder. Die Reblaus hat ganze Arbeit geleistet. Im Jahr 1875 produzierte Frankreichs Weinindustrie noch 84,5 Millionen Hektoliter, im Jahr 1889 sind es nur noch 23,4 Millionen Hektoliter.

1956: Ein zeitlich großer Sprung, aber ein bemerkenswerter. In diesem Jahr erlebt Frankreich einen katastrophalen Frost, der alle bis dahin noch vorhanden Restbestände der Sorte Malbec vernichtet. Somit befindet sich die Rebsorte Malbec französischer Herkunft ab diesem Jahr weltweit nur noch in Argentinien im Anbau.

1977: Dieses Jahr gilt als Geburtsjahr eines argentinischen Superstars. Der Malbec, mittlerweile gereift in Eichenfässern, erreicht eine bemerkenswerte Qualität. Weltweit wird diese Sorte nun beachtet und ihr wird große Aufmerksamkeit zuteil.

1980: Es bahnt sich eine Krise an. Nach der Absetzung Peróns führten diverse Militärregierungen das Land immer weiter ins Abseits. Eine ausufernde Bürokratie und eine daraus resultierende, stark verbreitete Korruption lenkten Argentinien zwischen den 1960er Jahren bis zu Beginn der 1980er Jahre zunehmend in die Isolation. Betroffen davon war auch die Weinindustrie des Landes. In den Wirren wurden zudem ganze Weinberge entwurzelt, vor allem die mit Malbec bestockten Flächen. Das Wüten zerstörte letztlich 4000 Hektar.

1990: Wiederherstellung. Der Malbec ist wieder zurück und sorgt dafür, dass sich die Weinindustrie Argentiniens langsam erholen kann. Die gesamte Anbaufläche des Malbec ist wieder auf rund 10.500 Hektar angewachsen und erreicht es bis zum Jahr 2000, nach einem Zwischenhoch, knapp 16500 Hektar. Während dieser Periode kamen die Anbauflächen mit Malbec auf ein Wachstum von beachtlichen 170 Prozent. Außerdem konsolidierte der Malbec die Rotweine Argentiniens und erzielte einen progressiven, bis dahin noch nie da gewesenen Aufwärtstrend im Export.

2010: Argentiniens Weine reifen hervorragend. Dies wird auch im eigenen Land und in ganz Amerika bemerkt. Wie in Argentinien steigt auch in den USA der Weinkonsum rapide. Der Absatz des Malbec schafft innerhalb dieses Jahres ein Plus von 60 Prozent. Geschuldet war dies vor allem der Liebe der US-Konsumenten zum Malbec, angezogen durch dessen Eigenschaften wie den kräftig fruchtigen Aromen in Kombination mit einer glatten Textur, die dem Gaumen schmeichelt.

2011: Auf dieses Jahr datiert ist der erste Welt-Malbec-Tag. Jeweils am 17. April wird seither weltweit dem Malbec gehuldigt und damit dem Mythos dieser Sorte Tribut gezollt. Längst ist der Malbec das Symbol der argentinischen Weinindustrie, der für diese das Rückgrat bildet und auf der ganzen Welt glänzt.