Der Patron des Zinfandel

07.10.2016 - arthur.wirtzfeld

USA (Kalifornien) – Es ist eine lange Zeit – 40 Jahre seines Lebens hat Joel Peterson dem Zinfandel gewidmet. Der heute 69-jährige war der Gründer der Ravenswood Winery und wird in der nordamerikanischen Weinszene ehrfürchtig als "Patron of California Zinfandel" betitelt. Eigentlich hätte sich Petersen im Jahr 2001 in den Ruhestand verabschieden können – damals kaufte Constellation Brands sein mit Partnern geführtes Weingut Ravenswood für 148 Millionen US-Dollar – doch das war für Peterson keine Option.

 

Stattdessen blieb Petersen bei Ravenswood und kümmerte sich weiterhin um die Weinbereitung. "Auch wenn wir unsere Nachfolge planen, haben wir nicht wirklich einen Zeitrahmen", sagt Peterson heute. Gerade hat er unter dem Label "Once & Future" zwei Weine lanciert. Einer davon ist, und wie könnte es anders sein, ein Zinfandel aus der Lage Sonoma Valley Bedrock und der andere ist ein Petite Sirah aus der Lage Napa Valley Palisades. Beide Weine sind Jahrgang 2014, der Zinfandel wird im Handel für 42 US-Dollar, der Petite Sirah für 55 US-Dollar angeboten.

Blicken wir zurück: Nach einer Lehre bei Joseph Swan, der seines Zeichens ein begnadeter Weinflüsterer des Zinfandel in Kalifornien war, gründete Peterson im Jahr 1976 mit einer Investition von 4.000 US-Dollar die Ravenswood Winery, die damals weder über eine Kellerei noch über Weinberge verfügte. Doch Peterson hatte eine Vision. Er wollte von Anfang an einen hochwertigen, komplexen und temperamentvollen Zinfandel, dem er einen einzigartigen Charakter von einem einzigartigen Weinberg mitgeben wollte. Ein Schlüssel seines späteren Erfolgs war die akribische Suche nach der besten Rebanlage, gleichsam geprägt vom Alter der Reben, deren Ertrag und einzigartige Geschmackseigenschaften. 

Peterson wurde fündig. Er schmiedete Allianzen mit Rebzüchtern, bildete mit ihnen Kooperativen und erhielt so Trauben aus Weinbergen mit teilweise 100-jährgien Reben. Alle Parzellen, die für ihn in Frage kamen, waren Einzellagen. Hier prüfte er wiederum akribisch, wie die Trauben das jeweilige Terroir transformierten. Da die von ihm favorisierten Weinberge zu den ältesten in Kalifornien gehörten, half er nebenbei mit, diese Lagen zu bewahren. So schaffte es Peterson, der, wie seine Wegbegleiter sagen, immer nur Zinfandel im Kopf hat, die regionalen Unterschiede bezüglich der Böden und Klimata für den Zinfandel herauszubilden und aufzuzeigen. Seine so entstanden Zinfandel Blends sind legendär.

Peterson ist außerdem zu verdanken, dass er es schaffte, die Konsumenten an den Zinfandel heranzuführen. Dies gelang ihm auch vor allem, weil Peterson damals wie heute so authentisch wie seine Weine wirkt, die sortenrein ihre eigenen Terroirs widerspiegeln. Über Kalifornien hinaus kennt man seinen bekannten Ausdruck "I make no wimpy wines" ("Ich mache keine erbärmlichen Weine"). Das verstanden und glaubten ihm die Konsumenten, denen Peterson nebenbei auch durch unermüdliche Aufklärungsarbeit die Wertschätzung des Zinfandel als Kaliforniens historische Rebsorte näher brachte.

Gut 30 Jahre nach seiner ersten Ernte war Peterson längst, wie sein Lehrmeister, als Zinfandel Flüsterer anerkannt. Seit einer Dekade steht er an der Spitze des Projektes einer Gruppe von Produzenten des Zinfandel, genannt "Zinfandel Heritage Blends". Das Projekt zielt darauf ab, Kaliforniens einzigartigen und ursprünglichen Wein, den "Mixed Black Field Blend" wieder zu beleben. In erster Linie besteht dieser Blend aus Zinfandel, Petite Sirah, Cariganne und Alicante Bousche sowie noch aus weiteren eher unbekannten Sorten. Peterson glaubt, dass der "Mixed Black Field Blend", der bei der Prohibition verboten wurde, auch heute einer der interessantesten Weine werden könnte. Es bleibt zu hoffen, dass Peterson dieses Projekt noch umsetzen kann.