Margrit Biever Mondavi, Pionierin und Botschafterin des Napa Valley verstorben

05.09.2016 - arthur.wirtzfeld

USA (Kalifornien) – "Die Robert Mondavi Winery hat ihr Juwel verloren", titelt die kalifornische Presse. "Eine inspirierende Frau hat unsere physische Welt verlassen – aber ihr Geist bleibt lebendig", postet Claudia Schug Schütz, Repräsentantin der Schug Carneros Estate, auf Facebook. Schug Schütz verlor ihren Vater erst vor knapp einem Jahr. Seit sie in den 1960er Jahren in die Wein- und Hafenstadt Napa kam, war Margrit Biever Mondavi mit Kaliforniens Weinen infiziert. Mit ihrem eigenen Charme, ihrer Klasse, ihrem Intellekt war sie das Pendant ihres Mannes Robert Mondavi und umsorgte jeden Gast ihres Weingutes mit einer herzlichen Wärme und Gastfreundschaft. Margrit Biever Mondavi wurde 91 Jahre alt.

 

Als Pionierin einer überaus angenehmen Atmosphäre rund um den Wein war Margrit eine Inspiration für die Winzerfamilien des Napa Valley, die ihre gepflegten Umgangsformen gerne als Beispiel akzeptierten und als Anregung verstanden, das Gleiche zu tun. Schon in den 1970er und 1980er Jahren half sie, die Robert Mondavi Winery zu einem Prunkstück für die Weine des Napa Valley zu etablieren. Sie war auch maßgeblich daran beteiligt, die Kultur und die Kunst in Napa und dem gesamten Napa County hoffähig zu machen.

Geboren im Jahr 1925 in St. Gallen (Schweiz), wuchs Margrit in einer Familie auf, die Wein und Essen, zusammen mit Musik, Kunst und Literatur als ein Ritual des täglichen Lebens zelebrierte. Nach dem Zweiten Weltkrieg ehelichte Sie Philip Biever, einen amerikanischen Berufssoldaten. Sie begleitete ihren Mann durch die halbe Welt. Sie lebten in Deutschland, South Dakota, Japan, Cincinnati und Puerto Rico, bis sie sich in der kalifornischen Hafen- und Weinsstadt Napa niederliessen. Im Jahr 1964 bekam Margrit eine Anstellung bei der Charles Krug Winery – deren Eigner war die Familie Mondavi – und sie entwickelte sich dort zur ersten Weinführerin des Napa Valley. Robert Mondavi traf sie erstmals, als er ihr vorschlug, einen Job bei seinem Weingut in Oakville anzunehmen, dem sie nachkam. Fortan kümmerte sie sich um die Pressearbeit – gestützt auf ihren vielfältigen kulturellen Hintergrund – mit bemerkenswertem Erfolg. Sie half Robert Mondavi dabei, seine Vision von Wein und Kultur zu erweitern und zu festigen. Ihr beider Erfolg krönten Robert und Margrit dann im Jahr 1980 mit einer Ehe.

Die Robert Mondavi Winery entwickelte Margrit zu einer Bühne für Maler, Bildhauer, Fotografen und Musiker. Künstler wie Ella Fitzgerald und Tony Bennet adelten ihre sommerlichen Musikfestivals. Starköche wie Paul Bocuse und Julia Child gaben ihren kulinarischen Events den Glanz. In seiner Biografie schrieb ihr Mann Robert: "Ich verdanke Ihr viel mehr als alles: Guten Wein, gutes Essen, die Gnade eines gesunden Lebens und dazu noch ein dauerhaftes Markenzeichen, die Robert Mondavi Winery."

Neben dem gemeinsamen Weingut kümmerte sich Margrit großzügig um die Gesellschaft und die Weinindustrie. Sie war maßgeblich an den Weinauktionen im Napa Valley beteiligt, sie spielte eine führende Rolle bei der American Center for Food, Wine and Arts, genannt Copia (Copia war die römische Göttin des Reichtums und der Fülle), was letztlich half die Weinregion Napa Valley zu revitalisieren. Und sie sorgte gemeinsam mit Ihrem Mann für eine Spende von 35 Millionen US-Dollar zugunsten der Universität Kalifornien in Davis, zur Gründung des Robert Mondavi Institute for Wine and Food Science.

Schweifen wir kurz ab zu Margrits Ehemann, Robert Mondavi: Ein bewegtes Leben, auch mit internationaler Anerkennung als Weinmacher, lag hinter dem kalifornischen Weinpionier Robert Mondavi. Als Sohn italienischer Einwanderer machte er sich in den 1960iger Jahren nach einem erbittertem Familienstreit selbständig und gründete 1966 im kalifornischen Napa das Weingut Robert Mondvi Winery. Dies war die erste Neugründung einer Winery in Kalifornien nach der Prohibition, was den Mondavi´schen Pioniergeist bezeichnet und ins richtige Licht rückt.

Bis in die 90iger Jahre führte Robert Mondavi das Gut als reinen Familienbetrieb, bevor die Winery in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Nach einer finanziellen Durststrecke um die Jahrhundertwende wurde die AG Robert Mondavi Winery dann 2004 für über eine Milliarde Dollar von dem Wein- und Getränkekonzern Constellation Brands übernommen. Robert blieb als Markenbotschafter bei Constellation Brands in Diensten und Margrit übernahm die Rolle als Vizepräsidentin für kulturelle Angelegenheiten rund um das Weingut.

Robert Mondavi zeichnet unter anderem auch verantwortlich für die so genannte Weißwein-Kreation "Fumé Blanc" aus Sauvignon-Blanc-Trauben. Sein vormals familiengeführtes Weingut machte er international bekannt und führte es zu einem weltweiten Weinimperium. Er pflegte enge Kontakte mit internationalen Weingütern aus Australien, Chile, Italien und Frankreich. Zusammen mit Baron Philippe de Rothschild baute er 1979 im Napa Valley das Edelweingut "Opus One" auf.

Robert Mondavi wurde 94 Jahre alt. Er verstarb im Juni 2008 in seinem Anwesen in Yountville im US-Bundesstaat Kalifornien. Der einstige kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger ehrte den Weinpionier als "Unermüdlichen Unternehmer, der den Wandel herbeiführte, wie die Welt im 21. Jahrhundert über kalifornischen Wein denkt".

Nach dem Tod ihres Mannes blieb Margrit eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, sorgte sich um Veranstaltungen und weiterhin angenehme Bedingungen für die Angestellten. Sie kümmerte sich um Ihren Sohn Tim, dessen Tochter Marcia Mondavi und deren Familien. Ihr Engagement nahm mit dem Alter nicht ab. Sie lernte die russische Sprache, reiste um die Welt und widmete sich der Malerei. Im Jahr 2013 schrieb sie eine Abhandlung über ihr Leben mit Robert. Im Vorspann steht: "Reflexionen über Wein, Essen, Kunst, Familie, Romantik und das Leben." Sie war eine bescheidene, zugleich liebenswerte Person und ging auf in ihrer Rolle als eine der erfolgreichsten und berühmtesten Hostessen des Napa Valley.