Mutter neuer Richtlinien für den Weingenuss

13.01.2016 - arthur.wirtzfeld

UK (London) - Sally Davies hat in ihrer Eigenschaft als Englands Chefmedizinerin Studien über potenzielle gesundheitliche Vorteile des Genusses von Rotwein, aber auch von Weißwein, "verrissen" und für Unsinn erklärt. "Niemand soll mehr als ein Glas Wein pro Tag trinken - außerdem sollte jeder alkoholfreie Tage in der Woche einhalten", sagt Davis. Damit folgt sie der Ansicht der britischen Regierung, die im Grunde keinen Raum für eine sichere Menge an Alkohol definiert. Das Risiken einen möglichen gesundheitlichen Gewinn überwiegen, haben Studien mit Probanden in England, Wales und Nordirland schon 1995 erwiesen. Daraus ermittelte Richtlinien haben sich bisher nicht geändert.

 

In der Annahme, dass aufgrund von Warnungen vor übermäßigem Alkoholgenuss alle Briten nur noch Tee trinken würden, versucht die Regierung in Großbritannien schon seit langem Grenzwerte bewusst zu machen. Die bisherige Richtlinie, dass ein Mensch in einer Woche nicht mehr als 14 Einheiten trinken soll, wird heute als überholt propagiert. Ein Glas mit 175 Milliliter Wein entspricht nach Angaben der Regierung 2,3 Einheiten - eine Einheit beträgt demnach rund 75 Milliliter. Bisher wurden auch den Männern mehr Einheiten zugestanden als den Frauen. So sollten Männer nicht mehr als drei bis vier Einheiten pro Tag und Frauen zwei bis drei Einheiten pro Tag konsumieren. Auch das sei überholt, meint Davies. 

"Wir verstehen jetzt besser die Verbindung von Alkoholgenuss und bestimmten Krebsarten, als es noch in den 90iger Jahren der Fall war. Diejenigen, die noch der alten Regel folgen und bis zu 14 Einheiten pro Woche konsumieren, müssen sich der Gefahr von alkoholbedingten Krankheiten bewusst sein", sagt Davies. 

Wie in England üblich meldet sich sofort die Alkohollobby und das nicht unbedingt überzeugend. "Uns überrascht, dass Großbritannien den etablierten Präzedenzfall hinsichtlich der Menge des Alkoholgenusses von Männern und Frauen bricht. Das bedeutet, dass die britischen Männer gebeten werden, deutlich weniger als ihre europäischen Kollegen zu trinken", sagt Henry Ashworth, CEO der Portman Group, einer von der britischen Getränkeindustrie finanzierten Institution zur Ermittlung von Alkoholstandards. "Richtlinien sind grundsätzlich ok, damit die Verbraucher fundierte Entscheidungen treffen können", meint Ashworth. "Aber die neuen Richtlinien halten wir für übertrieben. Denn vier von fünf Erwachsenen trinken weniger Alkohol, als die neuen niedrigeren Risikomengen es nun empfehlen."