Österreich spielt verrückt - Nach Donauriesling nun auch noch Donauveltliner

25.05.2016 - R.KNOLL

ÖSTERREICH (Klosterneuburg) - Frei nach Asterix kann man sagen: Die spinnen, die Österreicher. In diesem Fall nicht wegen der Wahlergebnisse (obwohl die auch ein ungutes Gefühl hinterlassen), sondern beim Wein wegen ihrer merkwürdigen Bezeichnungen für zwei ihrer wichtigsten Rebsorten. Vor gut zwei Jahren wurde die Piwi-Kreuzung Donauriesling auf den Markt gebracht. Zwei Kreuzungen sind die Eltern, nämlich auf der einen Seite eine Mischung Riesling mit Seyval blanc, auf der anderen Seite Pinot gris und Gutedel. Rieslingblut ist also allenfalls zu einem Viertel vorhanden. 

 

Die auch für den Namen Verantwortlichen bei der Höheren Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg scherten sich nicht darum, dass mit dieser Bezeichnung die Konsumenten in die Irre geführt werden. Denn ohne deutliche Aufklärung muss man glauben, es handle sich um einen klassischen Riesling, der an den Ufern der Donau gewachsen ist. Und sie wollten auch nicht zur Kenntnis nehmen, dass es schon vor Jahrzehnten einen ähnlichen Fall in Deutschland gab. Damals musste der in Franken gezüchtete Mainriesling wieder aus der Sortenliste verschwinden, eben wegen der befürchteten Verbrauchertäuschung. So bekam das Kind von Riesling und Silvaner den Namen Rieslaner.

Ein Sündenfall reicht nicht, sagte man sich offenbar in Klosterneuburg. Denn jetzt wurde auf den Fluren des Weingutes Bauer in Großriedenthal (Wagram), das bereits mit Donauriesling aufwartet, der erste Donauveltliner gepflanzt. Gekreuzt wurde diese Sorte bereits 1979 aus Grüner Veltliner und Seyval blanc. Dagegen ist im Prinzip nichts zu sagen, obwohl es bereits reichlich pilzwiderstandsfähige Rebsorten gibt (die wenigstens allerdings mit weinigem Profil). Nur der Name macht die Rebe zur Unzucht. Heute schon kann man festhalten, dass der zuständige Wissenschaftler Dr. Ferdinand Regner aus Klosterneuburg trotz seiner reichen Verdienste um die Herkunft und Elternteile vieler klassischer Rebsorten durch spezielle DNA-Analysen nie in den Weinhimmel eingehen wird. Denn wer sich an den zwei bedeutendsten Weißweinsorten Österreichs, die auch international einen sehr guten Ruf haben, derart versündigt, ist reif mindestens für das Fegefeuer.

Kopfschütteln ist auch angebracht, dass sich Weinbaupräsident und ÖVP-Nationalratsabgeordneter Johannes Schmuckenschlager offenbar ohne Widerrede und Nachdenken dazu hergab, bei der Pflanzung dabei zu sein und dabei noch lobte, die Sorte habe ein großes Potenzial für einen wirtschaftlichen und ökologischen Weinbau. Als er im November 2013 gewählt wurde, versicherte er, er wolle die Interessen der Winzerinnen und Winzer Österreichs vertreten. Jetzt werden sich zum Beispiel die Winzer Krems über die neue Konkurrenz für ihre „Donau Prinzessin Grüner Veltliner“ freuen, ebenso der Wachauer Franz Hirtzberger, von dem es einen Grüner Veltliner Donaugarten gibt. Aber am meisten glücklich ist wohl Werbefachmann Clemens Strobl aus Linz, der in Feuersbrunn (ebenfalls Region Wagram) die Trommel für seinen „Grüner Veltliner Donau“ rührt…