VDP.Prädikatsweingüter fordern Reformen

19.04.2016 - arthur.wirtzfeld

DEUTSCHLAND (Mainz) - Die Empfehlung des VDP: Aufnahme einer klaren Markenstrategie für den deutschen Weinbau in die Koalitionsverhandlungen - der dazu passende Leitsatz "je enger die angegebene Herkunft - umso höher die Qualitätsanforderungen". Der VDP stellt fest, dass sich das Premiumsegment des deutschen Weines mit einer klaren Herkunfts-Fokussierung in einem ausgezeichneten Zustand befindet. Diese Herkunfts-Fokussierung geht einher mit einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Weinberge, strikter Selbstbeschränkung und vor allem einer für den Konsumenten klar nachvollziehbaren Abstufung der jeweiligen Qualitätsebenen. Der wachsende Absatz deutscher Spitzenweine im Inland sowie der zunehmende Erfolg auf den internationalen Märkten untermauern die Situation. Die so orientierten Betriebe sind wirtschaftlich erfolgreiche Leuchttürme der ländlichen Regionen, sie sind wichtig für den Tourismus und die zuliefernde Wirtschaft.

 

Dieser Sachlage steht die Entwicklung des Basissegments diametral entgegen. Innerhalb der letzten 4 Jahre hat der deutsche Wein die Hälfte des Exports eingebüßt; und auch im Inland gehen drastisch Marktanteile verloren. Beides zusammen führte in den letzten Monaten zu einem massiven Einbruch des Fassweinmarktes.

Herausforderung für die Politik

Der Weinmarkt benötigt - wie alle Märke - eine klare Markenstrategie auf Basis der Herkünfte, die dem Verbraucher eine leicht nachvollziehbare und glaubwürdige Orientierung bietet, in welchem Marktsegment er sich bei einer Einkaufsentscheidung befindet.

Die derzeitigen Koalitionsverhandlungen bieten den beiden Bundesländern Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, die eine quantitative und qualitative Führungsrolle in der deutschen Weinbaupolitik haben, die Chance nachhaltige Maßnahmen auf die Agenda zu setzen und eine Neuorientierung einzuleiten.

Eckpunkte

Die Strategie muss auf eine Markenprofilierung der unterschiedlichen Herkünfte und Herkunftsebenen abzielen. So wird den jeweiligen Bedürfnissen des Marktes Rechnung getragen und dem Verbraucher eine verlässliche Orientierung geboten. Hierfür gilt es in einen zügigen Umbau des Weinrechts einzusteigen, der sich am Grundsatz „je enger die angegebene Herkunft - umso höher die Qualitätsanforderungen“ orientiert.

  • Im Einstiegssegment sollten ggA Weine (geschützte geographische Angabe) - vergleichbar mit französischen Landweinen – mit Leben gefüllt werden. Sie ermöglichen wirtschaftliche Freiheit, höhere Produktionsmengen und preislich attraktive Angebote, ohne die gU Herkünfte zu beschädigen.
     
  • Darüber müssen die gU Herkünfte, als solche wurden alle deutschen Weinanbaugebiete eingetragen, wesentlich stärker profiliert werden. Hier muss jede Region, Rebsorten und Geschmacksprofile eng definieren und Erträge und Mostgewichte festsetzen.
     
  • Weine, die diese Einschränkungen nicht erfüllen (wollen), können unter der übergeordneten Bezeichnung (ggA) von den Erzeugern weiter angeboten werden, ohne die klare Profilierung zu schädigen. Als Vorbild können die österreichischen DAC Gebiete gelten. Zum Beispiel können im DAC Kamptal ausschließlich trockene Rieslinge und Grüne Veltliner angeboten werden. Alle anderen Weine werden nicht mehr unter Kamptal, sondern unter Niederösterreich angeboten.
     
  • Für die mittlere gehobene Ebene - enger als das Anbaugebiet, aber noch keine Lagenweine - bedarf es als Ersatz für die bisherigen Bereiche und Großlagen eines neuen Konzeptes „Region". Dieses kann als notwendiges Bindeglied zwischen den engen Herkünften der Orts- und vor allem Lagenweine und den Anbaugebiets- oder gU Weinen fungieren und auch mittelgroßen Erzeugern eine Abgrenzung zu den Großvermarktern mit mehr Authentizität ermöglichen. Die Spitze der Qualitätspyramide sind die Ortsweine und Lagenweine aus Einzel- und Katasterlagen. Diese müssen als individuelle und hochqualitative Produkte mit der höchsten Authentizität und Qualität belegt sein. (Rebsorten-Einschränkung, Ertragseinschränkung, Mostgewichtsvorgaben, sensorische Überprüfung)

Diese Maßnahmen setzen voraus, dass die Stufen der Herkunftspyramide (ggA und gU) logisch aufeinander aufbauen. Und es ist vonnöten, die Ebenen der Bereiche und der Großlagen zu überarbeiten. Sie werden immer weniger genutzt, sind nicht mehr zeitgemäß und zudem verwechselbar (Großlage).

Das Fazit formuliert Steffen Christmann, Präsident der VDP.Prädikatsweingüter, so: "Der rheinland-pfälzische Weinbau ist in einer Krise, die maßgeblich dadurch zustande kam, dass notwendigen Reformen zu lange aufgeschoben wurden. Um einen Weg aus dieser nachhaltigen Krise zu finden, sind nun endlich einschneidende Schritte erforderlich. „Dem VDP liegt der Erfolg der gesamten Branche am Herzen, da der deutsche Wein nur gemeinsam vorankommen kann. Wir freuen uns, dabei das unser Vorbild von so vielen Kollegen aufgriffen wird, und so auch Diskussionsstoff für eine Orientierung der gesamte Branche bieten kann"