Von Wasser zu Wein: Die neue Chefin der Badischen Weinwerbung

29.09.2016 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Freiburg) – Es erinnert fast ein bisschen an die legendäre Hochzeit zu Kana, bei der Jesus von Nazaret als Gast Wasser zu Wein verwandelte. In diesem Fall kann man auch von einem Seitenwechsel sprechen. Denn die neue Chefin der Badischen Weinwerbung in Freiburg (offizieller Amtsantritt 1. Oktober 2016) war zuletzt Geschäftsführerin für Marketing und Vertrieb bei aquaRömer Brunnen in Göppingen. Aber Christina Lauber, die Nachfolgerin von Sonja Höferlin, kann gleich entkräften, dass sie aus der falschen Ecke kommt. „Ich habe mit einer Sommeliere sogar schon mal ein Buch über Wasser und Wein mit passenden Kombinationen gemacht. Und ich bin in meinem privaten Umfeld in der Familie mit Wein groß geworden.“

 

Gern gibt die sichtlich energiegeladene 49-Jährige preis, was sie am liebsten genießt. „Meine weißen Favoriten sind Silvaner, Scheurebe und die Burgunderfamilie. Und bei Rotweinen mag ich es besonders, wenn sie in Barriques ausgebaut wurden.“ Mit solchen Vorlieben wird sie in Baden keine Schwierigkeiten haben. Und an den Riesling („nicht unbedingt mein Fall“) wird sie sich gewiss noch gewöhnen, wenn sie einige badischen Gewächse vom Kaiserstuhl oder der Ortenau probiert hat.

Prädestiniert für eine Tätigkeit im Genießerland Baden ist sie außerdem durch ihr Sternzeichen Stier (geboren am 3. Mai). Das sind nach Einschätzung von Astrologen geborene Genussmenschen. Was ihr bislang fehlt, ist eine Mitgliedschaft beim SC Freiburg, dessen Präsident Fritz Keller (hauptberuflich bekanntlich Winzer am Kaiserstuhl) das Schwarzwald-Stadion zu einer Weinbastion gemacht hat, in der an etlichen Stellen beste badische Weine namhafter Erzeuger ausgeschenkt werden. Vorgängerin Sonja Höferlin wurde in diesem Stadion immer wieder mal gesehen. 

„Was nicht ist, kann noch werden“, lacht die gebürtige Stuttgarterin Christina Lauber über dieses Thema und verweist angesichts der im Fußball besonders ausgeprägten Rivalität zwischen Baden und Württemberg darauf, dass sie unvorbelastet ist: „Ich war und bin kein Mitglied des VfB Stuttgart.“

Der berufliche Werdegang der neuen Weinwerbe-Chefin verrät Tatkraft. Sie studierte in Hohenheim Wirtschaftswissenschaften und war, bevor sie ins Wasserfach wechselte, bei Proctor & Gamble sowie Kodak tätig. In ihrer neuen Tätigkeit will sie zunächst einmal „mit vielen Kollegen im Weinbauverband Gespräche führen, Kontakte knüpfen und Ideen entwickeln.“ Dazu will sie auch die anstehenden Baden-Württemberg Classics in Berlin (29./30. Oktober) und Hannover (19./20. November) nutzen. 

Dass die Funktionäre und Mitglieder der Badischen Weinwerbung keine bequeme, leicht beeinflussbare Dame auf dem Chefsessel bekommen, verrät ein Interview, das sie vor drei Jahren dem manager magazin gab. Auf die Frage, welche drei Sätze sie nie hören will, antwortete sie „Das haben wir schon immer so gemacht“, „Das haben wir noch nie so gemacht“ und „Das hat noch nie funktioniert.“ Als Führungskraft gäbe es für sie auch ein „No-Go“, nämlich „Autoritäres Durchsetzen, ohne die Meinung der Mitarbeiter aufzunehmen.“

Mit einer ähnlichen Einstellung und viel Zähigkeit in Gesprächen war es Sonja Höferlin seit 2010 gelungen, die damals fast vor der Auflösung stehende Badische Weinwerbung auf Kurs zu bringen und viele über Bord gesprungene Betriebe wieder ins Boot zu holen. Dass sie im Frühjahr 2016 kündigte, war eine echte Überraschung. Triftige Gründe dafür gab es für sie nicht. Jetzt will sie erst mal Abstand von sechs harten, aber auch erfolgreichen Jahren in Baden gewinnen und die berufliche Zukunft „einfach auf mich zukommen lassen.“