Warum lieben Weinsammler Lafite?

10.11.2016 - arthur.wirtzfeld

UK (London) – Warum sind die Weine von Château Lafite Rothschild so begehrt? Nun ja, versuchen wir diese Frage mal zu beantworten. Château Lafite Rothschild war das erste klassifizierte Gut – ein Premier Cru Classé, das anlässlich der Bewertung von Weingütern aus Bordeaux während der Weltausstellung in Paris im Jahr 1855 für seine herausragende Stellung mit diesem Rang gekrönt wurde. Schon lange vorher belegte Lafite auf den Listen internationaler Handelskreise den ersten Platz. Dies ist auch heute noch so, obwohl Château Margaux, Château Latour, Château Haut-Brion und Château Mouton Rothschild mittlerweile die gleiche Qualifikation eines Premier Cru erreicht haben. 

 

Château Lafite Rothschild ist ohne Frage eine Institution aufgrund der Historie höchster Weinbewertungen, seines Terroirs, der sorgsamen Weinbereitung, der Langlebigkeit der Weine und nicht zuletzt der Ära des französischen Zweiges der Bankiersfamilie Rothschild. Weinkenner bescheinigen den Weinen von Lafite einen besonderen Reiz und besondere Qualität, was sich schließlich auch im Preis bemerkbar macht. 

Michael Braodbent, ein Kenner der Weinszene und Gründer der Weinabteilung bei Christies in den 1960er Jahren, brachte es mit seiner Einschätzung auf den Punkt. Er sagte: "Wenn Sie Wollust spüren möchten, wenn Sie getoastete Weine mögen und wenn Sie auf Exotik stehen, dann werden Sie wahrscheinlich zu einem Wein von Mouton Rothschild greifen. Schon die künstlerischen Etiketten der Weine von Mouton spiegeln das überschwängliche in der Flasche wieder. Wenn Sie aber Kraft und Körper im Wein bevorzugen, dann wird es wohl ein Latour sein. Kein anderer Wein als ein Latour kann eine solch außerordentliche Tiefe, Kraft, Geschmack und Pracht vereinen."

Ja und was ist mit dem Lafite? Dazu sagt Michael Broadbent: "Wenn Sie Eleganz bevorzugen, dann kann es nur ein Lafite sein. Eleganz ist immer der Macht und dem Exotismus vorzuziehen. Wenn man bei einem Wein von Eleganz spricht, dann geht es um Zurückhaltung, Nuancierung und jene fast unmöglich zu definierende außergewöhnliche Qualität, die nur große Weine haben. Wenn diese Weine altern, entwickelt sich ein zarter Fruchtcharakter mit subtilen Sekundäraromen von Leder und Tabak. Insgesamt sind elegante Weine zarter, ein Attribut, das heute bei jüngeren Jahrgängen aus Bordeaux selten zu gebrauchen ist."

Während manche Weinkenner argumentieren, dass Latour die größten und strukturiertesten Weine mit langer Lebensdauer hervorbringt, ist Lafite auch dafür bekannt, dass die Weine über ein Jahrhundert und sogar noch länger altern können. Nur beim Verkosten von sehr gereiften Weinen kann man wirklich erleben, welchen Grad an Finesse diese Weine unterscheidet. "Ich hatte das Glück einen Lafite Jahrgang 1953 zu probieren, ein Wein, der die Faszination dieses Permier Cru perfekt verkörpert", berichtet Michael Broadbent. "Es war ein wunderschöner Wein, sehr verführerisch. Ein Wein mit exquisitem Charme und Finesse. Eigentlich kann man diesen Lafite mit Worten nicht beschreiben. Wenn Sie jemals auch so ein Glück haben, dann lassen Sie den Wein einfach für sich sprechen und sparen Sie sich die Worte."

"In unserer Mainstreamwelt ist es die Old-School-Weinbereitung in Bordeaux, die eine Metapher für herausragende Weine ist, denn man muss nicht mit roher Gewalt oder Konzentration beeindrucken", sagt Layla Khabiri, eine angehende Weinexpertin, seit 2015 in Diensten von Christie´s, die zurzeit ihr Weindiplom macht. "Es geht vielmehr um höchstmögliche Qualität, auch basierend auf traditioneller Produktion, die dem Wein eine ätherische Schönheit und Langlebigkeit verleiht. Das ist es, was Bordeaux, vor allem die Weine der Premier Cru, so exzeptionell ausstattet."

Nun wissen wir, dass Höchstbewertungen über Jahrhunderte, Eleganz und Langlebigkeit sowie das Besinnen auf einfache traditionelle Vinifikation zu einer Wertigkeit führen, die Weinliebhaber als faszinierend beschreiben. War es das? Nein, es gibt noch zwei ergänzende Faktoren. 

Obwohl sich Experten heute darüber streiten, ob die Größe einer Flasche Einfluss auf dessen spätere Qualität hat, war und ist sich Château Lafite über die Jahrhunderte treu geblieben. Das Gut produzierte schon immer eine Reihe von unterschiedlichen Flaschengrößen, darunter viele Magnum und Doppelmagnum. Im Hause Lafite bleibt man dabei: Weine in verschiedenen Formaten reifen unterschiedlich, wobei Weine in größeren Formaten langsamer reifen und so gegenüber der Standardform noch komplexere Genüsse bereiten können. Und dann ist da noch ein wichtiges Thema: Die Lagerung. Weine solch berühmter Produzenten werden selten während ihres Lebens vernachlässigt. Weine mit dem Status Premier Cru sind ohne Zweifel die Krönung eines Weinsammlers und man gönnt Ihnen größtmögliche Aufmerksamkeit. Dieses Procedere, angewandt über Jahrzehnte, schlägt sich auch in der Begierde der Weinsammler und natürlich im Preis des Weins nieder.