Weinpionier Peter Mondavi verstorben

29.02.2016 - arthur.wirtzfeld

USA (Kalifornien) - Peter Mondavi Senior, ein Pionier des Weinbaus im Napa Valley, der die Geschicke seines Familiengutes Charles Krug Winery über fünf Jahrzehnte lenkte und unschätzbare Leistungen für die Weinindustrie Amerikas vollbrachte, verstarb am 20. Februar in seinem Haus in St. Helena, umgeben von seiner Familie. Peter Mondavi Senior wurde 101 Jahre alt.

 

Die amerikanische Geschichte der Familie führt zurück auf die aus Italien eingewanderten Cesare und Rosa Mondavi, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts in Minnesota niederließen. Peter wurde 1914, ein Jahr nach seinem Bruder Robert, geboren. Die Familie zog alsbald nach Lodi in Kalifornien. Im Jahr 1922 gründete Cesare einen Handel mit Reben, die er zumeist an Winzer in Minnessota verschickte - es war die schwierige Zeit der Prohibition. 

Sohn Peter studierte Wirtschaftswissenschaften an der Stanford University und erwarb sein Diplom im Jahr 1937. Sein Faible für die Weinbereitung ließ ihn aber nicht los. Daher schloss er ein Studium der Chemie an der University of California in Berkeley an. Zu dieser Zeit erwarben seine Eltern in St. Helena die heutigen Merryvale Vineyards. Dazu teilten sie sich auf in den Rebversand, gelegen in Lodi und die Arbeiten im Weinberg und Keller, gelegen in St. Helena, bis sie sich dazu entschlossen, im Jahr 1943 die Charles Krug Winery zu übernehmen, die sie von einem lokalen Banker für 75.000 US-Dollar im Jahr 1943 erwarben.

"Einerseits interessierte ich mich als Jugendlicher für Modellflugzeuge - ich dachte zuweilen, dass Luftfahrtingenieur ein interessanter Beruf sein könnte. Aber das Geschäft mit den Trauben und die Arbeit auf dem Weingut meiner Eltern faszinierten mich - letztlich hatte ich keine Lust etwas anderes zu machen", wird Peter Mondavi im Rückblick zitiert. Im Jahr 1946 - Peter und Robert waren zurück aus dem Zweiten Weltkrieg - engagierten sich beide vollends im elterlichen Weinbetrieb. Als sein Vater im Jahr 1958 verstarb, übernahm Mutter Rosa die Geschäftsführung, Robert kümmerte sich um den Vertrieb und Peter machte die Weine. Gemeinsam entwickelte das Trio in den 1960er Jahren die Charles Krug Winery zu einem der größten und bekanntesten Weingüter des Napa Valley. Zusammen mit den Beaulieu Vineyards, Inglenook und Louis Martini gehörte die Charles Krug Winery zu den so genannten "Big Four". Für Jahre bedachten Weinsammler und Weinkritiker die Weine des Gutes mit Bestnoten.

Doch schon in den 1960iger Jahren entwickelten sich unterschiedliche Ansichten zwischen den Brüdern. "Mein Bruder wollte zu viel und zu schnell, ich konnte da nicht mithalten", sagte Peter mal in einem Interview. Die beiden kollidierten bei geschäftlichen Angelegenheiten und es kam in der Folge zu einer bitteren Familienfehde, gefolgt von einer Trennung der Brüder. Robert verließ im Streit die Familie und gründete im Jahr 1966 die Robert Mondavi Winery. Während Peter die Qualität seiner Weine bei Charles Krug Winery hochhielt, entwickelte sich die Robert Mondavi Winery sehr dynamisch. "Robert hatte eine Vision - Peter hatte auch eine Vision, aber die vollzog sich wesentlich langsamer. Peter ist in sich gekehrt und er geht methodisch vor. Robert war durch und durch ein Dynamiker", sagt Tim Mondavi, Sohn von Robert, der früher die Weine bei Robert Mondavi Winery verantwortete. Da Robert sich von seinem Bruder getrennt hatte, beide nicht mehr miteinander konnten, übernahm Peter im Jahr 1976 nach dem Tod seiner Mutter allein die Führung des elterlichen Weingutes.

Obwohl nicht so bekannt wie sein älterer Bruder, war Peter eine sehr einflussreiche Figur in Kaliforniens Weinbau. Am Anfang seiner Karriere revolutionierte er die dortige Weinbranche mit einer kalten Fermentation. Peter entwickelte dazu Techniken, um ein Verderben des Traubensaftes zu verhindern. Im Jahr 1963 kaufte er 450 Eichenfässer französischer Produktion - er war damit der erste Winzer in Kalifornien, der seine Weine in Barriques reifen ließ.

Was die Zukunft der Charles Krug Winery betrifft, so hat Peter seine Kinder ermutigt, ein Familienbetrieb zu bleiben und zu investieren. Neben umfangreichen Renovierungen im Keller, abgeschlossen im Jahr 2013 hat die Familie seit der Jahrtausendwende über 25 Millionen US-Dollar in Weinberge investiert, neue Reben gepflanzt und ihre Rebflächen auf 75 Prozent erweitert. Heute sind mehr als 340 Hektar im Ertrag. Bei diesen jüngsten Aktivitäten begleitete Peter, der seinen Söhnen Peter Junior und Marc die Geschäfte längst überlassen hatte, als Berater. Er war stolz auf seine Familie und tat alles um die Mitglieder und sein Werk zu schützen. Befragt nach seiner Lebensleistung, sagte Peter mal einem Reporter: "Du darfst niemals die Kontrolle über dein Familienweingut verlieren. Wenn ich es noch könnte, würde ich meinem Vater sagen, dass ich das mir Bestmögliche auch über die schwierigen Jahre hinweg getan habe. Ich war dazu fest entschlossen und auch meine Nachkommen halten sich daran."

Die Familie Mondavi begann ihre Karriere zu einer Zeit, als im Napa Valley billige Weine zum "Bechern" produziert wurden. Seit 1966 engagierte sich Peter Mondavi im Familienbetrieb - daraus folgten 50 Jahre beispielhaftes Wirken. Erst letztes Jahr mit 100 Jahren zog er sich aufs Altenteil zurück. Seine Familie gab schon lange zuvor dem immer noch rüstigen Peter den Spitznamen "Energizer Bunny". Noch bis vor einem Jahr war er jeden Tag im Büro, schaute nach dem Rechten und sorgte sich um die Linie und Qualität der Weine. Peter Mondavi, dessen Frau Blanche und dessen Geschwister Robert, Maria und Helen bereits verstorben sind, hinterlässt seine Tochter Siena, die Söhne Peter Junior und Marc sowie neun Enkel und zwei Urenkel.