Württemberger Talente: Große Ambitionen im kleinen Dorf

11.04.2016 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Botenheim) - Konkurrenz haben der Geisenheim-Absolvent Florian Frank und seine Frau Manuela, gelernte Betriebswirtin, jede Menge in der Nachbarschaft. Hier im Süden von Heilbronn sind nicht nur einige große Genossenschaften mit Ambitionen aktiv, sondern zudem eine Reihe profilierter selbstständiger Weingärtner. Aber so langsam macht wein & gut frank auf sich aufmerksam…

 

Botenheim ist ein Dorf im Zabergäu, für dessen Beschreibung sich das Wort „verschlafen“ durchaus aufdrängt. Als der Ort 1971 zu Brackenheim eingemeindet wurde, hatte er noch knapp 1000 Einwohner, nach letztem Stand der Dinge sind es kaum mehr als 300. Und gäbe es nicht das renommierte Hotel-Gasthof Adler als belebendes Element, wäre Botenheim vermutlich gänzlich unbekannt. Doch seit ein paar Jahren gibt es hier eine zweite interessante Anlaufstelle für Genießer, nämlich das Weingut des Ehepaares Florian und Manuela Frank. 

Schon bei Durchsicht der Prospekte und Flyer sowie bei der originellen Bezeichnung wein & gut frank merkt man, dass ein richtiges Konzept hinter dem Betrieb steckt. Verantwortlich dafür ist  Manuela Frank, geboren 1978 in Mainz und bis 2009 angestellte beim Nestlé-Konzern im Bereich Vertrieb/Marketing. Hier hat sie sich das know how erworben, das sie heute gekonnt für das Weingut einsetzt. „Ich bin die Fachfrau für alles, was drum herum anfällt“, beschreibt die zweifache Mutter (Valentin und Hannes heißen die kleinen Knaben) selbst ihre Tätigkeit. 

Florian Frank, 1979 in Heilbronn geboren, schloss 2001 seine Winzerausbildung ab. Die Lehrjahre fanden bei prägenden Betrieben im Remstal statt, nämlich Aldinger in Fellbach und Ellwanger in Winterbach. Anschließend studierte er, für einen Schwaben etwas ungewöhnlich, Weinbau und Oenologie in Geisenheim, nach dem Motto „nach Weinsberg kann jeder Württemberger gehen, ich mache was anderes.“ Als 2006 das Studium abgeschlossen wurde, stellte sich die Frage, wie es weitergehen sollte. Es gab Zuhause einen Mischbetrieb mit Wein und Landwirtschaft mit zehn Hektar Reben. Kleine Mengen Wein wurden selbst erzeugt, als „Hauswein“ für den Opa. Die Trauben wurden ansonsten an die Genossenschaft in Cleebronn geliefert, die damals noch schlechte Auszahlungspreise hatte (inzwischen gehört dieser Betrieb zu den besten Kooperativen in Deutschland und hat überwiegend zufriedene Mitglieder). 2008 beschloss das frischgebackene Ehepaar: Wir gründen ein richtiges Weingut!

Das ist heute immer noch ein Betrieb, der auf zwei Standbeinen steht, aber über 30 Hektar Rebfläche verfügt. Der größere Teil der Ernte wird an Häuser wie die Kellerei Storz in Cleebronn und die Schlosskellerei Affaltrach verkauft. Allenfalls 20 Prozent wird für die Eigenproduktion abgezweigt. Deren Anteil soll natürlich längerfristig steigen. Durch kleinere Events (z.B. Jahrgangspräsentation am 5. Mai) und Teilnahme an Messen kommt man langsam an Neukunden heran, die mit guten Qualitäten überzeugt werden können. 

Wer die Frank-Weine verkostet, schmeckt die gute Ausbildung. Er lässt mutig alle Rotweine länger auf der Maische gären und füllt die gehobenen Qualitäten unfiltriert ab. Die Weißweine bleiben lange auf der Feinhefe. So zeigen Gewürztraminer und Grauburgunder viel Komplexität, gerät der bodenständige Trollinger sehr herzhaft. Lemberger und Merlot dürfen länger reifen, ebenso eine gehaltvolle Kombination von Acolon aus zwei Jahrgängen (2011 und 2012), die hier „Herzensruhe“ genannt wird. Auch mit dem Sekt Brut Natur, einem stimmigen, würzigen Blanc de Noirs vom Schwarzriesling, kann man sich schnell anfreunden.