Bordeaux besiegt die Weinfälscher Chinas

Chinas Weinfälscher

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 27. August 2018


FRANKREICH (Bordeaux) CHINA (Penglai) – China nennt man das "Reich der Mitte". Grund hierfür ist die Betrachtungsweise aus der Zeit der Antike. Damals lag China für die bekannte Welt in der Mitte Asiens, für das antike Europa war es das Mittelmeer. Die Weinproduktion zu dieser Zeit konzentrierte sich aber fast ausschliesslich auf die Regionen um das Mittelmeer. Heute ist das anders. China entwickelt sich rasant zu einem zukünftig ernst zu nehmenden Weinproduzenten, das nicht zuletzt durch seine schiere Grösse alle Erden und verschiedene Klimagebiete hat und nach und nach auch durch intensive Bildung vergleichbares Know How im Weinbau und Produktion aufbaut.

Der Makel

Noch gibt es aber einen Makel: China ist für die internationale Weinszene heute als Land der Weinfälscher berüchtigt. In Mengen werden hier seit Jahren minderwertige Weine in Produkte teurer Marken verwandelt. Als normaler Weinkonsument kann man sich nicht sicher sein, was da wirklich in der Flasche ist. Sogar gestandene Weinliebhaber lassen sich täuschen. Es ist eine Plage für und ein Betrug an den Konsumenten, insbesondere aber auch an den Produzenten. Ziel der Begierde sind zumeist Frankreichs Weine und Marken, vor allem die aus Bordeaux und Burgund.

Unbestritten ist, dass sich China seit Beginn des 21. Jahrhunderts zum grössten und profitabelsten Einzelmarkt für französischen Wein entwickelt hat, der laut letzten statistischen Erhebungen über 40 Prozent der jährlichen Weinexporte aus der Weinregion Bordeaux ausmacht. Im Vergleich liegt der Weinimport nach China aus der gesamten EU bei 35 Prozent. Zu lukrativ ist das Fälschen französischer Marken, zu wenig haben sich chinesische Behörden bisher um das Thema gekümmert. Die Szene der Fälscher ist längst ausgemacht, das Zentrum ihres Wirkens ist in Penglai, einer kreisfreien Stadt, gelegen direkt am ostchinesischen Meer im wichtigsten Weinbaugebiet des Landes auf der Halbinsel Shandong.

Der Etappensieg

Seit 2011 ist die CIVB (Conseil Interprofessionnel du Vin de Bordeaux) in ständigem Kontakt mit den chinesischen Behörden. Die CIVB vertritt mehr als 7.000 Weinproduzenten aus Bordeaux und rund 50 bekannte Marken gegen die Weinfälscher in China. Gerade hat die CIVB ein Urteil eines chinesischen Gerichtes erreicht, dass drei Weinfälscher zu einer Million RMB (rund 125.000 Euro) verklagte. Das Fälschen von Wein wird damit kein Ende haben, aber es ist ein Ausrufezeichen für die Weinszene, es ist ein Etappensieg für die Franzosen. Dabei ist es nicht nur den Anstrengungen der CIVB zu verdanken, dass jetzt Weinfälscher verurteilt wurden, denn auch das aufstrebende Weinland China möchte seine eigenen Weine und seine eigenen Marken schützen – man wird sensibel in China.

Auswirkungen des Urteils

"Für uns ist das ein starkes Signal, dass die lokalen Behörden die Weinfälschungen ernst nehmen und die Gerichte durchgreifen", wird Thomas Julien, China-Repräsentant der CIVB, in chinesischen Medien zitiert. "Es ist auch wichtig, weil es gerade die Halbinsel Shandong betrifft, wo ambitioniert Wein produziert wird. Es zeigt uns auch, dass die Chinesen den Namen Penglai schützen und parallel für unsere Belange Verständnis bezeugen."

Der Fall ist bedeutsam. Die Weinregion Shandong ist in China dem Volumen nach führend in der Weinproduktion. Hier haben die beiden grössten chinesischen Weinproduzenten GreatWall und Changyu Pioneers ihren Hauptsitz. Auch die DBR (Domains Barons de Rothschild) haben hier seit Jahren ein eigenes Weinprojekt. Die Stadt Panglai möchte die Weinhauptstadt Chinas werden. Hier will man Weinkultur leben und präsentieren, dabei sind Weinfälscher dem gewünschten Image nicht zuträglich.

Der Kampf

Die Entscheidung des Gerichts zugunsten des CIVB folgt auf Jahre umfassenderer internationaler Streitigkeiten über geistiges Eigentum, wobei die Chinesen bislang wenig Reformversprechen zeigten. Jetzt ist aber seitens des chinesischen Staates ein Präzedenzfall geschaffen. China will mit den eigenen Weinproduzenten zusammenarbeiten, um den Weinmarkt besser zu kontrollieren und geht dabei auch in Zukunft gegen Fälscher, gefälschte Produkte und illegalen Handel vor.

"China hat endlich den richtigen Weg eingeschlagen. Durch den Schutz eigener und ausländischer Weinmarken hat Peking gezeigt, dass das Land Produkte von höherer Qualität unterstützt, einen sicheren Markt bieten will, in dem authentische Weine, sicherer Handel und sicherer Konsum gewährt wird", sagt Thomas Julien.

Parallel zur CIVB hat die weltweit agierende australische TWE (Treasury Wine Estate) mit ihren noblen Weinmarken wie Penfolds, Wolf Blass, Beringer Vinyards, Lindeman´s und vielen anderen Marken die chinesischen Behörden und die CIVB bei deren Bemühungen um Markensicherheit intensiv unterstützt.

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