Lesestart Mitte August

Früheste Weinlese seit es Aufzeichnungen gibt

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 13. August 2018


DEUTSCHLAND (Mainz) – "Wir können notieren: so früh hat die Weinlese noch nie begonnen", vermeldet das Deutsche Weininstitut (DWI). Alles begann am 6. August mit der Lese des Federweißer in Lörzweiler in Rheinhessen. Der hierzulande sehr beliebte Federweißer, ein noch unfertiger Wein mit geringen Alkoholgehalten, ist jetzt schon erhältlich. Sprecher Ernst Büscher sprach von "sehr guten Erträgen" des Federweißer. Die Süße der Trauben sei "zufriedenstellend", sagt Büscher.

Winzer im Vorteil

Entgegen der Obstbauern gehören die Winzer als Sparte der Agrarbranche, die trotz des diesjährigen Sommers zwar auch mit der Trockenheit zu kämpfen haben, aber dennoch mit einer guten bis sehr guten Ernte rechnen. "Der Optimismus der Winzer ist da, weil die Trauben absolut kerngesund sind, der Ansatz ist gut und das ist gut für fruchtige Weine", sagt Büscher. Die Frühreife der Trauben beruhte insbesondere auf der Wärme im April. Der heiße Sommer wirkte dann wie ein Turbo zur weiteren Reife. "Wir hatten noch nie so früh so süße Trauben", sagt Büscher.

Rund drei Wochen früher beginnt in diesem Ausnahmejahr die Hauptweinlese. In der Pfalz und auch in Baden startet die Weißweinlese in diesen Tagen. Parallel werden erste Trauben für die Sektherstellung geerntet. "Wir haben Glück", sagt Büscher. "Im Vergleich zum letzten Jahr rechnen wir in 2018 nicht mit einem Ernteminus".

Wasserstress und Risiken

Trotz allgemeiner Zufriedenheit wird Regen ersehnt. Es sollte baldmöglichst regnen, ideal wäre ein flächendeckender intensiver Sommerregen. Die Reben sind vielerorts an der Grenze der Wasserversorgung und müssten ihre Wasserreserven wieder auffüllen können. Überall in den deutschen Anbaugebieten müssen stellenweise die Stöcke bewässert werden, bei anderen haben die Winzer Trauben herausgeschnitten, um den Stöcken eine Entlastung zu gewähren.

Was jetzt noch als Risiko bleibt, ist die Entwicklung des Wetters während der Haupternte. "Wir können Erntemenge und Qualität erst nach der Lese vollends einschätzen", sagt Büscher. "Der Vergleich zum heissen Jahr 2003 ist gegeben. Wenn es weiterhin warm und trocken bleibt, ist eine sehr gute Qualität zu erwarten". Zu befürchten sind Wärme und Feuchtigkeit, denn dann "baue der Wein seine Säure sehr schnell ab". In diesem Fall werden die Trauben anfällig für Pilze und es wäre auch ein Habitus für die Kirschessigfliege.

Jetzt bloß keine Wetterkapriolen

Hierzulande mach das heiße und trockene Wetter der gesamten Agrarbranche zu schaffen. Auch in den nächsten 14 Tagen bleibt uns der Sommer erhalten, allerdings nicht mehr mit Spitzentemperaturen weit über 30 Grad, dafür zieht eine vorübergehende Kaltfront heran. Wie heftig diese ausfällt und, ob es lokal kräftige Gewitter mit Unwettercharakter geben wird, ist in den Wetterberichten zu verfolgen.

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