Endlich wieder Rotweinzeit

Ventoux und das Marrenon-Duo

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 17. Oktober 2018


FRANKREICH (Luberon) – Was für ein Sommer! Hitzeperiode, wenig bis ausfallender Regen. Ein Horror-Szenario für viele, vor allem für die Landwirtschaft. Nur die Weinbauern strahlen zur Zeit. "Es war eine unglaubliche Saison. Frühe Blüte ohne nennenswerte Störung, bestmögliche Reife, eine der frühesten Ernten überhaupt und sehr gute Qualität des Traubenmaterials. Wasserstress nur bei den jungen Reben", ist unisono der Tenor. Beschwerden? So gut wie keine. Nur was die Mengen betrifft könnten manche Winzer in Versuchung geraten, aber warten wir es ab.

Noch verwöhnt uns das sonnige Wetter mit spätsommerlichen Temperaturen, doch der Wetterumschwung ist nicht mehr fern. Der Herbst naht und damit auch die Zeit für Rotweine. Zwei dieser Kandidaten aus dem Hause Marrenon aus dem südlichen Rhônetal, den Orca und Grand Marrenon, hatte ich auf dem Tisch und natürlich geöffnet. Nun, Weinliebhaber werden es wissen, dass entlang der Rhône, genauer gesagt aus den Regionen Luberon und Ventoux vom linken Rhône-Ufer, hervorragende Weine produziert werden.

Lavendelfelder, romantische Dörfer, bunte Märkte

Sie waren noch nicht dort? Stellen Sie sich folgendes Bild vor: Lavendelfelder, romantische Dörfer, bunte Märkte. Die Region Luberon ist die wahr gewordene Postkarten-Idylle der Provence. Wen es einmal in diese Gegend verschlagen hat, der hat sich auch in sie verliebt. Hier wachsen die Reben im Nationalpark Luberon auf einer Höhe von 160 bis 450 Metern und profitieren von warmen Tages- und kühlen Nachttemperaturen, was den Weinen generell eine schöne Frische beschert.

Nördlich des Luberon liegt das Weinbaugebiet Ventoux. Die Region rund um den 1912 Meter hohen Mont Ventoux, auch „Riese der Provence“ genannt, wurde im Jahr 1990 von der UNESCO als Biosphärenreservat anerkannt. Viele Winzer, so auch die Winzergenossenschaft Marrenon aus La Tour d‘Aigues, bemühen sich darum, Landwirtschaft und Ökologie unter einen Hut zu bringen. Mit fast 3.000 Sonnenstunden im Jahr zählen der Luberon und der Ventoux zu den sonnenreichsten Landstrichen Frankreichs. Dort wo die Sonne die Landschaft dermassen verwöhnt, gedeihen auch so schöne Tropfen wie die Rotweine Grand Marrenon (AOP Luberon) und Orca (AOP Ventoux).

Grand Marrenon (AOP Luberon)

Der Grand Marrenon ist ein vollmundiger und konzentrierter Rotwein aus Syrah (70%) und Grenache Noir (30 %). Die Trauben für diesen sich mir präsentierenden ausdrucksstarken Wein stammen von ausgewählten Parzellen und spiegeln merklich ihr Terroir wider.

Im Glas präsentiert sich der Grand Marrenon tief dunkelrot mit violetten Reflexen. Dazu gesellen sich Aromen von Veilchen und Lakritz. Abgerundet wird das Bouquet von leichten Zimt- und Vanilletönen. Schon beeindruckend, was sich in der Nase abspielt. Beim ersten Schluck denkt man sofort an von der Sonne verwöhnte reife, rote Früchte (ein Potpourri aus Schwarzen Johannisbeeren, Brombeeren, Himbeeren). Einhergehend gesellen sich dezente und feine Holznoten sowie lange, seidige und gut eingebundene Tannine dazu. Die schon beachtliche Struktur dieses Weines erlaubt es, ihn problemlos länger zu lagern – eine ganze Dekade könnte man ihm gönnen.

Orca (AOP Ventoux)

Der Orca ist ein kräftiger, von Grenache dominierter Rotwein (90 % Grenache, 10 % Syrah). Die Reben für diese Cuvée wachsen auf den südlich ausgerichteten Parzellen an den Hängen des Mont Ventoux. Die Trauben stammen von mehr als 60 Jahre alten Grenache-Rebstöcken und werden im Normalfall ab Mitte Oktober per Hand gelesen. Ausgebaut wird der Orca zwölf Monate lang im großen Holzfass.

Dieses Cuvée duftet nach Sauerkirschen, Kräutern und Tabak. Im Mund gesellen sich dazu Noten reifer schwarzer Früchte sowie Kaffee- und Röstaromen. Tipp: Dekantieren Sie den Orca schon mal drei Stunden vor dem Genuss, es wird ihm guttun. Währenddessen können Sie sich dem Braten im Ofen widmen oder an kalten Tagen Holz vom Stapel holen und den Kamin füttern.

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