Viele Geheimnisse

Was steckt im Glühwein?

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 28. November 2018


DEUTSCHLAND (Berlin) – Es ist wieder die Saison der intensiven, würzigen Gerüche, denn Winterzeit ist Glühweinzeit. Landesweit sind jetzt Glühweine im Handel und auch auf den Weihnachtsmärkten verfügbar. Traditionell war bisher der rote Glühwein das Mass der Dinge, aber der weisse Glühwein erfreut sich nach und nach wachsender Beliebtheit.

Feine Gewürze und die Qualität des Grundweins sind das A und O

Für viele Konsumenten könnte die Genusszeit noch harmonischer sein, wenn sie wüssten, welche Ingredienzien im Discounter-Glühwein oder im Glühwein, der in den Buden auf Weihnachtsmärkten ausgeschenkt wird, enthalten ist. Festzustellen ist, dass die meisten Erzeuger mit ihren Rezepten für Glühweine «hinter dem Berg» halten. Warum tun sie dies? Ganz einfach, weil sie die Zutaten des beliebten Warmmachers in der kalten Jahreszeit nicht angeben müssen – und nur wenige machen es trotzdem. Bei einer Stichprobe in zwei Supermärkten fanden sich lediglich bei drei der 25 angebotenen Glühweine Angaben zu Inhaltsstoffen, wie die Verbraucherzentrale Brandenburg in einer Pressemeldung mitteilte. Dabei sollten Verbraucher transparente Zutatenangaben der Hersteller erwarten können, mahnten die Verbraucherschützer.

Ein Hauptgrund für die fehlende Zutatenangabe ist, dass bei Getränken mit einem Alkoholgehalt ab 1,2 Vol.-% die Kennzeichnung der Inhaltsstoffe und Nährwerte nicht verpflichtend ist. Bei Glühwein wissen die Verbraucher daher nicht, welche Aromen und wie viel Zucker das Getränk enthält. 

«Einzig festgeschrieben ist, das Produzenten zur Herstellung von Glühwein als Grundwein ausschließlich Weiss- oder Rotweine verwenden dürfen, die Qualität des Grundweins ist dabei nicht vorgeschrieben», sagt die Verbraucherzentrale. «Verbrauchern, die wissen möchten, welche Zutaten genau drin sind, empfehlen wir, gezielt beim Produzenten oder beim Verkäufer am Stand nachzufragen. Erhält man die knappe Antwort wie beispielsweise: … wir würzen nach altem Hausrezept, Kellerrezept, Familienrezept oder ähnliches, bleibt es dem Konsumenten überlassen, den Glühwein zu kaufen.»

Weist ein Erzeuger seinen Warmmacher als Winzerglühwein aus, so können Sie in der Regel schon davon ausgehen, dass es sich um Grundweine mit guter Qualität handelt. Aber auch hier erfahren Sie zumeist, weder auf dem Etikett noch auf Nachfrage, die Zutaten. Aus der Liste der Glühweinerzeuger, herausgegeben vom Deutschen Weininstituts (DWI) ist zu entnehmen, dass bei 48 aufgeführten Winzerglühweinen, nur drei Erzeuger die Zutaten auflisten. Hier kann man nicht von einer verbraucherfreundlichen Information sprechen. Ein Grund dieses Thema zukünftig aufzuarbeiten.

Mein eigener Glühwein

Wenn Sie sicher sein wollen, welche Gewürze und welche Menge an Zucker im Glühwein ist, dann bleibt Ihnen die Herstellung des eigenen Glühweins vorbehalten. Nehmen Sie einen Liter heimischen Rotwein guter Qualität, süssen ihn nach Geschmack mit Kandis oder Honig und fügen dann eine in Scheiben geschnittene (ungespritzte) Zitrone oder Orange, vier Gewürznelken sowie eine Stange Zimt hinzu. Apfelstückchen verfeinern den Geschmack. Wenn man liebliche oder halbtrockene Weine verwendet, muss man entsprechend weniger nachsüssen. Für den klassischen roten Glühwein sind die Rebsorten Spätburgunder, Dornfelder, Acolon, Domina, Portugieser, Regent oder ein individuelles Cuvée aus diesen Sorten gut geeignet.

Für weisse Glühweine ersetzen Sie die Nelken durch Sternanis und achten auch hier auf eine gute Qualität des Grundweins. Bei diesem weissen Warmmacher empfehlen sich säurearme Rebsorten wie etwa Müller-Thurgau, Silvaner oder Kerner. Wer es besonders aromatisch mag, kann auch auf Bukettsorten wie beispielsweise Scheurebe oder Bacchus zurückgreifen.

Der Glühweinansatz sollte bei mittlerer Hitze in einem Topf erwärmt werden, ohne dass er siedet. Sonst gehen die filigranen Fruchtaromen verloren und der Geschmack wird bitter. Anschliessend sollte Ihr Ansatz  bei schwacher Temperatur einige Stunden ziehen. Vor dem Servieren die Gewürze aus dem Wein entfernen und ebenfalls nicht zu heiss servieren.

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