Wahre Werte

Schätze des Burgund (Teil-2)

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 28. September 2019


FRANKREICH (Dijon) – In Teil-1 habe ich Weinschätze, ihre Protagonisten und Geschichten unter den Titeln „Doris Duke: Das Millionen Dollar Baby“, „Henry Jayer: Der Hirte der Trauben“, „Sir Alex Ferguson: Ein illustrer Fussballmanager“, „Anne-Claude Leflaive: Die große Dame des Burgund“ und „Lalou-Bize Leroy: Eine Frau mit elementarer Kraft“ vorgestellt. Wir bleiben weiterhin bei den Träumen von Weinenthusiasten, ihren Begierden und Tipps für Weinsammler. Die Rede ist von besonderen Weinen, ihren Produzenten, ihren Sammlern und ihren Geschichten. Folgen Sie mir weiter in die Welt legendärer Persönlichkeiten mit ebenso legendären Weinen. 

Francois Millet: Die Essenz aus Musigny Grand Cru

Das Geheimnis des Musigny Grand Cru ist, dass Winzer Francois Millet nur die Trauben der ältesten Reben verwendet, da nur diese seinem Wein Musigny große Tiefe verleihen. Sein Juwel an Rebportfolio zementiert den Ruf der Domaine Comte Georges de Vogüé. Starke Jahrgänge, das war in 1990 der Fall, verleihen den Weinen des Gutes ein Gewand aus reichen Kirsch- und Himbeerfürchten über die sich warme Schokoladen- und feine Crème Brûlée-Strukturen wölben. Gerade beim 1990er-Jahrgang kommen dann noch ein orientalisches Gewürz-Potpourri dazu mit einem Hauch von schwarzem Pfeffer, Paprika und Sumach.

Ein Fall Musigny Jahrgang 1990 erzielte letztes Jahr bei einer Auktion in Hongkong einen Verkaufswert von knapp 16.000 Euro.

Montrachet: Der Bâtard des Burgund

Eine Legende mittelalterlichen Ursprungs erzählt von einem adligen Ritter – Chevalier von Montrachat (Montrachat nannte man die Grand Cru-Lage im 15. Jahrhundert, die heute Montrachet heisst und sich die Gemeinden Puligny-Montrachet und Chassagne-Montrachet in der Côte de Beaune teilen).

Der Chevalier ritt eines Tages am Kloster Clos des Pucelles vorbei. Aus dem Kloster erklang ein betörender Gesang. Er betrat das Kloster und sah eine singende, wunderschöne Jungfrau. Aus der Verbindung beider wurde ein Kind geboren – Bâtard (Bastard) genannt. Als der Chevalier später im Kampf starb, wurde beschlossen, dass der uneheliche Sohn ihn ersetzen sollte. Die Dorfbewohner begrüßten die Ankunft des Sohnes im Schloss mit dem Ruf „Bienvenue Bâtard“.

Diese Geschichte ist verwoben mit den Weinen von Montrachet, die sich zu den meist gelobten weltweit zählen dürfen. Die Chardonnay-Reben sind auf flachen, felsigen Böden kultiviert. Die Parzellen tragen die Namen wie Bâtard-Montrachet, Bienvenue-Bâtard-Montrachet, Chevalier-Montrachet, Criots-Bâtard-Montrachet und Puligny-Montrachet 1er cru Les Pucelles. Ausschließlich Weißweine stammen aus diesen Lagen, die sehr gut in der Flasche reifen können und Noten von Butter, Zucker, Pilzen und Toffee enthalten.

Bei einer Versteigerung in 2018 erzielte ein Fall rund 108.000 Euro.

Georges Roumier: Mitgift begründet exquisite Pinot Noirs

Wir gehen zurück ins Jahr 1924. Damals ehelichte Georges Roumier seine Liebe Genevieve Quanquin. Die Trauung fand in Chambolle-Musigny statt und war der Grundstein für Glück, tiefe Zuneigung und eine Kinderschar. Beachtenswert war auch die Mitgift, die einige der angesehensten Weinberge des Burgund umfasste. Georges blieb fortan nichts anders übrig, als sich der Weinherstellung zu widmen. Es war die Geburt exquisiter Pinot Noirs.

Bonnes-Mares, Les Amoureuses und Musigny gehören zu den besten Weinen der Domaine und zeigen mehr Struktur und Substanz, als die Weine benachbarter Erzeuger. Der muskulöse Charakter der Weine ist das Markenzeichen von Roumier, vor allem die aus der Lage Grand Cru Bonnes-Mares. Die Qualität der Weine begründet sich auf den Böden, den Reben und der leidenschaftlichen Weinbergsarbeit. Dafür verantwortlich ist heute Georges Enkel Christophe, der seinen Fokus weiter auf terroirorientierte Weine legt.

Ein Weinsammler ersteigerte im vergangenen Jahr einen Fall des Bonnes-Mares Jahrgang 2005 für 32.500 Euro.

Clos de Bèze: Eine Geschichte über Eifersucht

Die ganze Geschichte über die Lage Clos de Bèze können Sie in meinem Artikel mit dem Titel: „Chambertin Clos de Bèze – Eine Weingeschichte über Eifersucht“ nachlesen.

Zu Beginn des 7. Jahrhunderts schenkte der Herzog von Südburgund der Abtei von Bèze Ländereien für die landwirtschaftliche Nutzung. Die Mönche, die gewöhnlich nach dem Gebet einen Schluck Wein zu sich nahmen, entschieden sich, die damals in der Region bekannte römische Praxis des Weinbaus neu aufleben zu lassen. Sie trennten zu diesem Zweck ein Feld ab und benannten es Clos de Bèze.

Etwa sechs Jahrhunderte später besuchte ein Reisender namens Bertin das Kloster, probierte den fein gearbeiteten Wein der Mönche und war entsprechend beeindruckt. Er kaufte ein Feld (französischer Champion) direkt neben der Lage Clos de Bèze und pflanzte seine eigenen Reben. Sein Weinberg wurde als Champs de Bertin (Bertins Feld) bekannt, das die Einheimischen schnell zu Chambertin verkürzten. Die Mönche, die den Erfolg von Bertin neidisch verfolgten, benannten daraufhin ihren Weinberg um in Chambertin Clos de Bèze.

Die Domaine Armand Rousseau ist der herausragende Produzent dieser Lage. Die Grand Cru Weine aus diesem Weingut zeigen unglaubliche Kraft, Ausgeglichenheit und Präzision. Ein Weinliebhaber bekam Anfang dieses Jahres auf einer Auktion den Zuschlag für einen Fall des Chembertin Jahrgang 1999 für 45.200 Euro.

DRC: Die Juwelen der Côte d’Or

Die Domaine de la Romanée-Conti (DRC) ist eines der berühmtesten Weingüter der Welt. Dieses unvergleichliche Gut hat die Juwelen der Côte d’Or im Portfolio. Es ist die Rede von den ebenso berühmten Grand Cru-Monopollagen Romanée-Conti, La Tâche, Romanée-Saint-Vivant, Richebourg, Echézeaux und Grand-Echézeaux – Namen, die wie eine Symphonie in den Ohren der Weinenthusiasten klingen.

Nur wenige Menschen sind in der Lage, die prächtigen Weine der DRC zu probieren. Die Glücklichen, die es tun dürfen, geniessen mystische Pinot Noirs, die ein aromatisches Feuerwerk entfachen, eine unvergleichliche Struktur und Text zeigen. Solche Weine sind nicht nur rar, sondern haben auch einen exorbitanten Preis. Aktuell hat das Auktionshaus Christie´s sechs Flaschen Romanée-Conti Jahrgang 1999 im Angebot. Schätzpreis circa 120.000 Euro.

Hinweis

Sollten Sie den ersten Teil verpasst haben, hier der Link: Schätze des Burgund (Teil-1)

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