Bordeaux Weine geraten heftig unter Druck

28.03.2009 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Bordeaux) - Jedes Frühjahr, noch ein Jahr vor der Abfüllung, rauschen Journalisten, Händler, Weinliebhaber und auch Kritiker durch das Bordolais, um den anstehenden Jahrgang aus dem Fass "En Primeur" zu verkosten und zu bewerten. Alle fiebern den Gewächsen entgegen haben aber aktuell nur ein Thema: Die Preise. Ja, die Preise für Bordeaux-Weine sind in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen, ja, sie haben sich verdoppelt, und auch ja, sie haben sich verdreifacht. Eine schier endlose Spirale. Und die Kunden in aller Welt? Sie haben nun genug. Es gibt Widerstand.

 

Die großen Importeure, insbesondere die aus Großbritannien haben aktuell gedroht, die Weine des Jahrgangs 2008 zu ignorieren, es sei denn, dass die Erzeuger und Negociants die Preise drastisch reduzieren. Dass diese Forderung wiederum die Großhändler in Bordeaux verärgern musste, war abzusehen. "Es ist überaus dumm im Hinblick auf den Weltmarkt, einen so heftigen Preisnachlass für die Erst- und Zweitweine der klassifizierten Güter aus dem Bordeaux von heute auf morgen zu fordern" kontert dementsprechend auch Laurent Ehrman von Barriere Freres.

Dabei überspielt er ein Bordeaux eigenes Problem: Die klassifizierten Güter wie Margaux, Lafite und Mouton Rothschild, Latour und Haut-Brion geben die Preise seit je her vor, Ihnen folgen dann alle weiteren Erzeuger und gleichen sich bis zur untersten Ebene an. Dazu kommen die Bewertungen des Bordeaux-Gurus Robert Parker, die Spekulanten und Investmentfonds, die neuen Märkte in Asien und somit entstand in den letzten Jahren eine stetig wachsende Blase, die jetzt zu platzen droht.

"80 Prozent der Spitzenweine haben eine stabile Preiskalkulation. 20 Prozent werden tatsächlich spekulativ bewertet", gibt Ehrman immerhin zu und fügt an: "Dass jetzt ein Marktdruck entsteht, die Preise anzupassen, war zu erwarten". Demgegenüber ist der Tenor der Importeure Glas klar. Im Vergleich zum Jahrgang 2007 fordern sie eine Preisanpassung der ihrer Meinung nach überbewerteten Weine um 50 Prozent. Für die Erstweine, gemeint sind die Weine der Grand Grus Güter, halten sie einen Preis von 150-160 Euro pro Flasche für angemessen und akzeptabel.

Patrick Bernard von Millesima hat da noch eine andere Ansicht: "Die renommierten traditionsreichen Erzeuger und deren Strategen können die globale Wirtschaftskrise und den auch damit einhergehenden Druck auf die Preise nicht ignorieren", sagte er gegenüber der Presse im Vorfeld der anstehenden Verkostungen und fügte an: "In diesen schwierigen Zeiten ist das Timing in Bezug zur Preisgestaltung alles". Er und auch seine Handelskollegen seien nun gefordert den Markt zu erhalten und entsprechend zu steuern.

Die einen wehren sich also noch, weil sich bisher so bequem verdienen lies, die anderen zeigen Einsicht, weil ihnen sonst die Kunden davon laufen. Was ist aber die Realität? Die Exporte zerfließen, das Restaurant-Geschäft stagniert, Händler liquidieren lieber ihre Lager als weiterhin zu ordern, reiche Asiaten und Amerikaner, genauso wie Briten und Russen, lassen sich auch kein "X" mehr für und "U" vormachen.

Jetzt und in der nächsten Woche stehen die Verkostungen an. Die ganze Weinwelt blickt daher nach Bordeaux und ist gespannt ob es eine Lähmung des Marktes gibt oder ob neue Impulse, beispielsweise durch eine vernünftige Preisgestaltung, die Käufer wieder auf den Plan ruft.