Fazit Vinexpo: Südamerikanische Weinerzeuger exportieren mehr in Zeiten der Krise

23.06.2009 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Bordeaux) - Während die ganze Welt über die Wirtschaftskrise klagt und die Weinerzeuger aus den klassischen Anbauländern allgemein über Absatzprobleme jammern, sind die südamerikanischen Weinerzeuger hoch zufrieden über ihre Exportzahlen. Die Umsätze der Weingüter aus Chila, Argentinien, Peru und Brasilien stiegen im ersten Quartal 2009 merklich an. Dazu befragt bestätigen Fachleute, dass die weltweite Krise gerade diesen Weinbauländer zu Gute kommt.

 

"Argentinien liefert aktuell guten Wein mit einem guten Preis und das zur richtigen Zeit", sagt Amelia Nolan, Geschäftsführerin von Agento, einem der größten argentinischen Exporteure. "Mit einem Anstieg der argentinischen Weinexporte Anfang 2009 von 20 Prozent im Volumen und 10 Prozent im Wert, im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres, erwarten wir für 2009 ca. 8,4 Millionen Flaschen zu exportieren. Dieses Ziel mag ehrgeizig klingen", ergänzt Amelia Nolan. "Aber die Rezession bietet den südamerikanischen Weinbauländern gerade jetzt ungeahnte Möglichkeiten und Märkte."

Zusammen mit 100 Weinproduzenten aus Südamerika ist Agento auf der Vinexpo vertreten. Dort ist die Stimmung unter den Erzeugern gut. "Wir profitieren eindeutig von der Krise, wir wachsen auf allen Märkten, wo wir auch hingehen", bestätigt Juan Somavia, Direktor der chilenischen Weinindustrie und nationaler Förderer chilenischer Weine." Erklärend fügt Somavia hinzu: "Nach einem schleppenden Start im Januar und Februar, stiegen dann unsere Exporte um März um 20 Prozent, lagen im April bei 16 Prozent und stiegen dann wieder im Mai um 23 Prozent. Der Wert der Ausführen kletterte in diesen Monaten um 11 Prozent, wofür aber auch die Abwertung des chilenischen Peso verantwortlich ist."

"In den ersten fünf Monaten dieses Jahres stieg der Wert meiner Weine in Chile um 50 Prozent", sagt François Lurton, ein französischer Erzeuger, der ein Weingut in Chile besitzt. "Mit dem niedrigen Preisniveau argentinischer und chilenischer Weine untergraben wir den Vertrieb nach Frankreich und Spanien" fügt Lurton hinzu.

"Neben dem Preis ist aber auch das Image der chilenischen und argentinischen Weine ein Grund für den aktuellen Erfolg", sagt Bernard Magrez, ein Multimillionär aus Bordeaux, der mehrere Weinberge und Güter in Chile und Argentinien besitzt. "Der Handel hilft uns dabei" führt Magrez fort. "Dort sagt man den Kunden, kaufen Sie chilenischen oder argentinischen Wein, dann haben sie ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis. Und das verstehen die Kunden und greifen zu. So einfach kann das sein."

Aber auch die Kenntnis der Verbraucher trägt zum Boom der südamerikanischen Weine bei. Nach nun jahrelanger internationaler Präsenz südamerikanischer Weine kennen die Verbraucher die Rebsorten Malbec, Cabernet Sauvigon, Cermenere und Tannat. Dies waren bzw. sind alles französische Rebsorten, die in Südamerika nun einen zweiten Frühling erleben.

In Dänemark liegt beispielsweise der Absatz chilenischen Rotweins aus Cabernet Sauvignon Trauben weit über dem der vergleichbaren französischen Weine. Der Grund dafür ist scheinbar nicht rein der Preisunterschied. "Ein chilenischer Cabernet Sauvignon ist zur Zeit einfach zu verkaufen", sagt ein Händler aus Dänemark. "Ich sage meinen Kunden immer, dass Sie keine Sorgen haben sollen, wenn auf dem Etikett keine Burg abgebildet ist oder wenn dort nicht Chateau XYZ drauf steht."

Aber nicht nur Argentinien und Chile profitieren auf den weltweiten Absatzmärkten. Auch die Erzeuger aus Brasilien und Peru bestätigen, dass ihnen die Wirtschaftskriese hilfreich entgegen kommt. In Brasilien stieg der Export im ersten Quartal 2009 um 18 Prozent. Die wichtigsten Märkte der brasilianischen Weinerzeuger sind Großbritannien, Deutschland und Niederlande, gefolgt von den USA. "Wir können sagen, dass ist eine gute Krise", bestätigt auch Daniel Geller, Verkaufsleiter von Viña Tacama, eines großen peruanischen Exporteure. "Und hier auf der Vinexpo haben wir unsere Kontakte noch weiter ausgebaut. Wir sind definitiv auf Erfolgskurs".