Französische Weinindustrie in Alarmbereitschaft

06.03.2009 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Paris) - Bereits seit Wochen streiten in Frankreich Politiker, Winzer und auch die Öffentlichkeit über das geplante Verbot von kostenfreiem Weinausschank. Nun bereitet sich die französische Weinindustrie auf ein angespanntes Wochenende vor, weil die französische Regierung im Rahmen der umstrittenen Gesundheitsvorsorge die Diskussion über entsprechende Restriktionen intensiviert hat und möglicherweise unangenehme Gesetze folgen könnten.

 

Die zuständigen Gremien beraten aktuell Gesetzesänderungen, die speziell die Weinbranche betreffen. Dabei geht es um zwei bestimmte Gesetzesartikel, die einschneidende Veränderungen bringen würden, sofern die französische Regierung dies so beschließen würde.

Gesetzesartikel 23 sieht vor, die Werbung von Wein in Verbindung mit Links zu Wein-Webseiten gänzlich zu verbieten. Schon seit Beginn der Diskussion hatte es die Weinbranche schwer, werblich im Internet aktiv zu bleiben. Einer der Hauptinternetversorger wie Orange lehnt in diesem Zusammenhang bereits Werbung von Winzern und Weinhändlern ab.

Gesetzesartikel 24 sieht vor, den uneingeschränkten Gratis-Ausschank von Wein gänzlich zu verbieten. Dies würde insbesondere Weinproben in den Chateaus betreffen, aber auch Verkostungen auf Weinmessen, in Seminaren bis hin zu Weinpräsentationen bei traditionellen Events. Auch Frankreichs Gastronomen wären betroffen, die das in den französischen Restaurants so beliebte Menü "Vin Compris" (Wein inklusiv) dann nicht mehr anbieten dürften.

Im Zuge der sich zuspitzenden Diskussion ist die französische Weinbranche zur Zeit auch derart sensibel und aufgeregt, dass ihr gute Nachrichten kaum glaubhaft erscheinen, wie beispielsweise die Aussage der französischen Gesundheitsministerin Roselyne Bachelot diese Woche gegenüber der Presse: "Ich habe nicht vor die Verkostungen oder die Weinfeste zu verbieten. Immerhin repräsentieren sie unseren Lebensstil und die französische Weinkultur" und sie fügte an, "Auch mein erster Entwurf richtete sich nicht gegen die Weinkultur, sondern lediglich gegen den Missbrauch von Alkohol. Bezüglich Artikel 23 und 24 wird der Entwurf kurzfristig überarbeitet werden."

Auch Marie Christine Tarby Vorsitzende der Gruppe Vin et Societe kommentiert und hofft zugleich: "Ein Verbot ist keine Lösung. Wir bemerken aber positive Zeichen, die darauf hinauslaufen, dass freie Weinverkostungen im Zusammenhang mit dem Beruf Winzer weiterhin uneingeschränkt möglich sein werden". Und sie ergänzte: "Jetzt kämpfen wir noch gegen die geplanten Restriktionen der Weinwerbung im Internet. Ich habe diesbezüglich persönlich ein Schreiben an den Ministerrat gesendet und unsere Argumente nochmals dargelegt.2

In diesen Disput mischt sich nun, scheinbar unfreiwillig, das französische Institut für Landwirtschaftsforschung ein. Laut Presseberichten will man in Kürze eine Langzeitstudie veröffentlichen, die belege, dass ein Weingenuss von bis zu drei Gläsern täglich gesundheitlich unbedenklich sei. Also, dann muss man sich fragen: Ist nun Wein doch gesund? Wir bleiben dran.